Diesel-Gipfel empört Leserbriefschreiber
Die Auto-Debatte hält an, auch in den Leserbriefen. Ein Aufreger sind die Software-Updates bei den deutschen Dieselmotoren.
Zweifel sind angebracht
Noch sind keine Details zu den geplanten Software-Updates der Dieselmotoren mit Abgasnorm Euro fünf und Euro sechs bekannt. Dennoch sind bereits Zweifel angebracht, wenn man die Angelegenheit mit gesundem Menschenverstand betrachtet. Es ist doch sehr unlogisch, dass die Autoindustrie mit einigen Umprogrammierungen am Motormanagement die gewünschte Reduzierung des Stickoxidausstoßes erreicht, ohne wesentliche Parameter wie Leistung, Drehmoment oder Treibstoffverbrauch zu beeinflussen; ganz zu schweigen von der Langlebigkeit der Motoren. Ist dies jedoch dennoch so einfach möglich, wie die Autohersteller behaupten, fragt sich, wieso wir die ganzen Jahre mit erhöhtem Schadstoffausstoß herumfahren mussten.
Jörg Greisler, Bexbach
Manager können sich alles erlauben
Der Begriff „Dieselgipfel“ist der Gipfel der Frechheit. Die richtige Bezeichnung wäre gewesen: „Termin zum Diktat". Das erzielte Ergebnis der Zusammenkunft rechtfertigt ist nicht das Papier wert, auf das es geschrieben wurde. Die Konzerne haben den Politikern das Ergebnis sicher schon schriftlich vor den „Verhandlungen“übergeben. Offensichtlicher Betrug wird in Deutschland nur bestraft, wenn ihn Privatpersonen begehen. Manager können sich mit Unterstützung lobbygesteuerter Politiker alles erlauben. Von vielen Beispielen aus jüngerer Vergangenheit nur diese: Deutsche Bank, Dieselmanipulationen und Verdacht der Kartellbildung von Fahrzeugherstellern. Werden die „Volksvertreter“, wie sie noch heute fälschlicherweise genannt werden, eigentlich vom Wähler bezahlt? Bei mir entsteht da ein ganz anderer Eindruck.
Ulrich Weber, Schwalbach-Hülzweiler
Deutsche Industrie nicht mehr Spitze
Es taucht die Meinung auf, dass wohl nur die „arme deutsche Automobilindustrie“kontrolliert wird. Doch noch mehr werden Importeure unter die Lupe genommen. Der Unterschied ist, dass insbesondere die (rein) japanischen Importeure wie Honda, Mitsubishi und Toyota eben tatsächlich nicht betrogen haben, sondern ihre echten Messwerte als CO2-Angaben weitergegeben haben. Hier sorgt mal wieder die grundsätzliche japanische Ehr-Vorstellung für ein ebenso ehrliches Fahrzeug. Dies können wir mit unseren Fahrzeugen (Mitsubishi-Diesel, ToyotaDiesel) nachweisen: Wir verbrauchen bei gemäßigter Fahrweise genau den NEFZ-Verbrauch. Dafür bezahlen wir auch mehr Steuern als die geschönten deutschen Diesel. Wenn also immer über „den Diesel“als Betrügermotor gesprochen wird, dann doch bitte endlich mal Ross und Reiter nennen: Die deutsche Industrie ist eben nicht mehr die Nummer eins der Welt, sondern kann nur noch mit Betrügereien Verkäufe erreichen. Solange von diesen Herstellern noch gekauft wird, wird sich nichts ändern.
Gernot Hauer, Riegelsberg
Vom Reifen-Abrieb hört man nichts
Man liest und hört nur vom Pkw. Was ist mit den Lkw, Bussen, Bundeswehr-Fahrzeugen, landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Baufahrzeugen, die auch ihren Ruß in den Städten verbreiten? Auch der Abrieb der Reifen trägt zur Verschmutzung bei. Oder hat man Angst, darüber zu schreiben?
Josef Bies, Losheim am See
AKK gab kluges Statement ab
Mich erstaunt, mit welcher Einseitigkeit beim Thema ´Diesel einerseits Stimmungen geschürt, andererseits diese Stimmungen von einer großen Mehrheit der Bevölkerung übernommen werden. Verwerflich ist, dass Manager der Autoindustrie getrickst haben. Unstrittig ist, dass diese zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Genauso unstrittig ist der unverantwortliche Umgang vieler Interessengruppen mit der Einordnung des Themas. Es wird an dem Ast gesägt, auf dem Millionen deutsche Arbeitnehmer samt ihrer Familien sitzen. Viele von den mit Halbwissen ausgestatteten Meinungsmachern, die Diesel-Fahrverbote propagieren, machen im Sommer Mittelmeer-Kreuzfahrten und nehmen in Kauf, dass ein schwerölbetriebenes, schwimmendes Hotel in der Größe einer Costa Concordia bei einem Trip ungefähr so viel Schadstoffe ausstößt wie fünf Millionen Autos. Der Anteil der Autos an der internationalen Luftverschmutzung bewegt sich im einstelligen Prozentbereich. Annegret KrampKarrenbauer war eine der wenigen Politiker, von denen ich ein kluges und durchdachtes Statement zu diesem Thema in der SZ las. Kompliment an unsere Ministerpräsidentin.
Wolfgang Johann, Quierschied-Fischbach
Das grenzt an Verdummung
Die Diskussion um den Diesel grenzt langsam an wirklich bewusste Verdummung der Menschen. Auch die neue Regelung bringt keine wirkliche Klarheit, lässt Millionen Dieselfahrer im Regen stehen und nützt nur der Automobilindustrie. Aber was passiert mit den Entscheidern, die diesen Großbetrug zu verantworten haben? Nichts, jedenfalls ist bisher nichts bekannt. Im Gegenteil, VW-Chef Müller lehnt eine weitergehende Schadensbegrenzung über die Software hinaus ab und das ohne Kommentar von unseren Politikern.
Joachim Boudier, Saarbrücken
Wie sollte da etwas rauskommen?
Wie kann etwas verhandelt und Ergebnisse erzielt werden,wenn eine Autolobby mit ihren Lakaien spricht?
Edwin Thielen, Losheim am See
Wirtschaft mit Politik verbandelt
Der Dieselgipfel war eine Farce. Das Ergebnis stand wohl schon vorher fest. Es zeigt wieder, wie unsere Politiker mit der Wirtschaft verbandelt sind. Der Verbraucher, also der Steuerzahler, ist wieder der Dumme. Normalerweise ist es bei einem Kauf üblich, dass in der Garantiezeit ein Mangel behoben wird. Für die heilige Kuh „Auto“gilt das nicht. Die Autoindustrie kann in Deutschland machen, was sie will. Die Arroganz der Autobosse ist nicht mehr hinnehmbar.
Wenn die Softwarelösung so einfach ist, warum hat man dann manipuliert?
Kurt Klöckner, Tholey