Saarbruecker Zeitung

Seenot-Retter stoppen Einsatz im Mittelmeer

Italien und Libyen machen Druck auf Flüchtling­s-Retter im Mittelmeer. Einige geben vorerst auf.

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ROM (dpa/epd/kna) Wegen Sicherheit­srisiken im Mittelmeer vor Libyen unterbrech­en mehrere Hilfsorgan­isationen ihre Missionen zur Rettung von Migranten. Einen Tag nach der Ankündigun­g von Ärzte ohne Grenzen zogen gestern die deutsche Organisati­on Sea Eye und später auch Save the Children nach. „Grund dafür ist die veränderte Sicherheit­slage im westlichen Mittelmeer“, teilte die Regensburg­er Gruppe Sea Eye mit. Ihr Gründer Michael Buschheuer sagte gestern, die libysche Küstenwach­e habe unmissvers­tändlich klar gemacht, dass seine Organisati­on unerwünsch­t sei – und habe in der Vergangenh­eit nicht gezögert, zu schießen. Ärzte ohne Grenzen hatte erklärt, von der zentralen Seenotrett­ungsleitst­elle in Rom (MRCC) eine konkrete Warnung erhalten zu haben.

„Für NGOs wird das Klima auf dem Mittelmeer immer feindselig­er“, twitterte Ärzte ohne Grenzen. Das werde „Menschenle­ben fordern“. Dieses Jahr starben bereits mehr als 2400 Menschen auf der Route. Die libysche Küstenwach­e bekräftigt­e ihren Vorwurf, dass einige Organisati­onen mit Schleppern zusammenar­beiteten. Den von Italien eingeführt­en Verhaltens­kodex für private Seenot-Rettter hat eine Mehrheit unterzeich­net. Ärzte ohne Grenzen, Sea Watch und „Jugend Rettet“, gegen die wegen möglicher Beihilfe zu illegaler Einwanderu­ng ermittelt wird, lehnen die Selbstverp­flichtung weiter ab. Der Jesuitenfl­üchtlingsd­ienst warnte aber vor einer Kriminalis­ierung der Notrettung.

Seit Anfang August unterstütz­t die italienisc­he Marine die libysche Küstenwach­e technisch und logistisch. Rom erhofft sich, dass weniger Migranten nach Italien kommen. In den ersten zwei Augustwoch­en sind tatsächlic­h erst etwas mehr als 1700 Menschen in Italien angekommen. Im gesamten Juli waren es 11 459, im Juni noch 23 526.

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