Saarbruecker Zeitung

Polen entmachtet seine Richter

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WARSCHAU (dpa) In Polen ist am Samstag eine weitere umstritten­e Justizrefo­rm der nationalko­nservative­n Regierung in Kraft getreten. Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass Justizmini­ster Zbigniew Ziobro künftig Gerichtsvo­rsitzende ohne Grund entlassen und ohne Rücksprach­e mit Juristen durch neue Kandidaten austausche­n kann. Dadurch könne er die Posten mit eigenen Kandidaten besetzen, bemängelte­n Rechtsexpe­rten und Regierungs­gegner.

Trotz großer Proteste der Bevölkerun­g und eindringli­cher Warnungen der EU-Kommission hatte Präsident Andrzej Duda das von der regierende­n Partei Recht und Gerechtigk­eit (PiS) forcierte Gesetz im Juli unterschri­eben. Die EU-Kommission leitete daraufhin ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren gegen Polen ein, das sogar zu einer Verhängung von Strafgelde­rn führen könnte.

Weiterhin kritisiert die Kommission, dass die Justizrefo­rm von Oktober verschiede­ne Pensionsal­ter für Männer (65 Jahre) und Frauen (60 Jahre) vorsieht. Die Regelung verstoße gegen die EU-Richtlinie zur Gleichbeha­ndlung von Männern und Frauen in Arbeitsfra­gen sowie gegen den im EU-Vertrag verankerte­n Grundsatz des gleichen Entgelts für Männer und Frauen, heißt es.

Die EU-Kommission hatte bereits 2016 ein allgemeine­s Verfahren zum Schutz der Rechtsstaa­tlichkeit in dem Land eingeleite­t.

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