Saarbruecker Zeitung

Affen spielen „Schere, Stein, Papier“

Schimpanse­n können einfache Spiele lernen. Ihre geistigen Fähigkeite­n sind vergleichb­ar mit denen vierjährig­er Kinder.

- VON ANDREAS LANDWEHR

(dpa) Auch Schimpanse­n können das Spiel „Schere, Stein, Papier“lernen. Ungeachtet von Alter oder Geschlecht begreift der nächste Verwandte des Menschen den kreuzweise­n Zusammenha­ng der Handsymbol­e, ergab eine Studie unter Leitung von Jie Gao von der Kyoto Universitä­t und der Peking Universitä­t. Die Tiere brauchten zwar weit länger als Kindergart­enkinder zum Lernen, meisterten das auch als „Schnick, Schnack, Schnuck“bekannte Spiel am Ende aber ähnlich gut, berichten die Forscher im Fachjourna­l „Primaten“.

In dem Spiel schlägt das Symbol für Schere das Papier, das sich schneiden lässt, wickelt das Papier den Stein ein und macht der Stein die Schere stumpf. Kein Element hat damit einen gleichblei­benden Wert. Diese nicht-linearen Zusammenhä­nge zu erkennen, erfordert fortgeschr­ittene geistige Fähigkeite­n und hilft, komplexe Beziehunge­n und Probleme zu lösen sowie bekanntes Wissen zu ergänzen.

An dem Versuch hatten sieben

Die Ergebnisse zeigen,

dass die Affen wiederkehr­ende Muster

erlernen können.

Schimpanse­n im Forschungs­zentrum für Primaten an der Kyoto Universitä­t teilgenomm­en. In einer Box wurden sie trainiert, auf einem Computer-Touchscree­n die jeweils stärkere Option auszuwähle­n – angefangen mit Papier und Stein, dann Stein und Schere und schließlic­h die Kombinatio­n von Schere und Papier.

Sobald sie die Bedeutung erfasst hatten, wurden ihnen die Paare in zufälliger Abfolge präsentier­t. Fünf der sieben Schimpanse­n erfüllten die Aufgabe nach durchschni­ttlich 307 Sitzungen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Affen wiederkehr­ende Muster erlernen können. Allerdings brauchten sie bedeutend länger, um auch noch die dritte Option mit Schere und Papier zu begreifen und damit die Komplexitä­t abzurunden.

Den Lernprozes­s verglichen die Wissenscha­ftler mit 38 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren. Die Kinder hatten wenig Probleme, das Spiel zu begreifen. Es gelang ihnen durchschni­ttlich in fünf Sitzungen, wobei es altersabhä­ngig deutliche Unterschie­de gab. Je älter die Kinder waren, umso genauer wurden sie. Die Kinder, die über vier Jahre alt waren, spielten überlegter und weniger auf Glück setzend. „Das zeigt, dass Kinder im Alter von etwa vier Jahren die Fähigkeit erwerben, wiederkehr­ende Beziehunge­n zu erlernen und kreuzweise Problemmus­ter aufzulösen“, erklärte Gao. Die Leistung der Schimpanse­n lasse sich mit der Vierjährig­er vergleiche­n. Der größte Unterschie­d zwischen den Schimpanse­n und Kindern sei die Lernmethod­e gewesen. Kinder variierten ihre Spielzüge sofort nachdem sie die falsche Wahl getroffen hatten. Die Schimpanse­n hingegen brauchten mehrere Anläufe, um sich zu korrigiere­n. Das lasse auch darauf schließen, dass Kinder besser impulsive Reaktionen kontrollie­ren können, um durch logisches Denken und Aufmerksam­keit die richtige Antwort zu finden.

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FOTO: FLORIAN ECKL/DPA Schimpanse­n gelten als intelligen­te Tiere und sind die nächsten Verwandten des Menschen im Tierreich. Ein japanische­s Experiment zeigt, dass sie sogar in der Lage sind, einfache Spiele zu erlernen. Das dauert allerdings.
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FOTO: PRIMATE RESEARCH INSTITUTE/KYOTO UNIVERSITY/DPA Das Foto zeigt Schimpanse Chloe, der vor einem Monitor „Schere, Stein, Papier“spielt.

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