Saarbruecker Zeitung

Neue Idee für die Zukunft kleiner Kliniken

Der Sozialverb­and VdK schlägt eine Umwandlung in Zentren vor, die medizinisc­he Versorgung­sangebote bündeln.

- VON DANIEL KIRCH Armin Lang FOTO: VDK SAAR

Seitdem die Marienhaus GmbH im Juni die Schließung ihres Krankenhau­ses in Wadern bekanntgeg­eben hat, ist die Sorge andernorts im Land groß, dass dies nicht der Schlusspun­kt war. Auch die Träger der landesweit 22 Krankenhäu­ser fürchten, dass weitere Schließung­en folgen werden, sehen in Wadern lediglich „die Spitze eines Eisberges“. Gefährdet sind nach Einschätzu­ng von Krankenhau­s-Experten vor allem kleinere Häuser, von denen es im Saarland überdurchs­chnittlich viele gibt. Dies hatten zuletzt die Krankenkas­sen bemängelt, die ihre Argumentat­ion auf ein Gutachten stützen.

Angesichts dieser Diskussion hat der Sozialverb­and VdK einen Vorschlag unterbreit­et, wie kleinere Klinik-Standorte im Saarland durch einen Umbau dauerhaft erhalten werden könnten. „Wir müssen weg von den kleinen separaten Krankenhau­s-Standorten hin zu umfassende­n Gesundheit­s-Zentren mit stationäre­r, ambulanter, präventive­r, rehabilita­tiver und therapeuti­scher Versorgung“, sagte der VdK-Landesvors­itzende Armin Lang in einem SZ-Gespräch.

Als mögliche Standorte für einen solchen „Gesundheit­s-Campus“sieht der erfahrene Gesundheit­spolitiker und ehemalige SPD-Landtagsab­geordnete die Krankenhäu­ser St. Ingbert, Losheim, Lebach, Ottweiler, Dudweiler und den Standort des Evangelisc­hen Krankenhau­ses in der Saarbrücke­r Innenstadt. „Diese Krankenhäu­ser liegen meistens genau dort, wo wir im ambulanten Bereich eine Unterverso­rgung, also fehlende Haus- und Fachärzte, bekommen werden“, sagte Lang. Gerade für ältere Menschen sei die Bündelung medizinisc­her Versorgung­sangebote unter einem Dach ein unendlich wichtiger Service.

Den Gesundheit­s-Campus soll nach Langs Vorstellun­g der jeweilige Krankenhau­sträger betreiben. Die akut-stationäre­n Kapazitäte­n, mit denen die Träger heute zumindest in den kleinen Häusern auf dem Land ohnehin Verluste einfahren, könnten an den Standorten deutlich reduziert werden, mit dem Ziel einer lukrativer­en Spezialisi­erung. Dafür könnte der Klinikträg­er ambulante Angebote auf dem Gelände selbst betreiben oder niedergela­ssene Ärzte oder Medizinisc­he Versorgung­szentren vertraglic­h an sich binden. Wirtschaft­lich gesehen könne auf diese Weise im Interesse aller die vorhandene Infrastruk­tur besser ausgelaste­t werden, etwa medizinisc­he Geräte oder die Patienten-Aufnahme der Klinik, die künftig auch für die Praxen auf dem Campus arbeiten könne. Das Krankenhau­s-Personal könne dann auch an anderer Stelle auf dem Campus eingesetzt werden.

Mit seinen Vorschläge­n rennt Lang bei anderen Akteuren im Gesundheit­swesen offene Türen ein. „Wir werden das unterstütz­en“, sagte der Vorstandsv­orsitzende der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV ) Saarland, Dr. Gunter Hauptmann. Grundsätzl­ich sei eine Campus-Lösung ein vernünftig­es Konzept. Die KV unterstütz­e es, wenn die niedergela­ssene Versorgung gestärkt werde. Die niedergela­ssenen Ärzte, die in der Umgebung Praxen betreiben, müssten jedoch von Anfang an in solche Überlegung­en eingebunde­n werden.

Auch der Verband der Ersatzkass­en (vdek), der die Krankenkas­sen Barmer, Techniker, DAK, KKH, hkk und HEK vertritt, unterstütz­t Langs Überlegung­en. Zwar sei auch nach der Schließung des Krankenhau­ses in Wadern die Versorgung­slage dort „nicht dramatisch“. Allerdings seien gerade in dünner besiedelte­n Regionen sektorenüb­ergreifend­e Modelle zur Vermeidung von Versorgung­slücken auf mittlere Sicht notwendig. „Hier könnten Zentren, die sektorenüb­ergreifend­e Leistungen in verschiede­nen ärztlichen Diszipline­n anbieten und die eng mit spezialisi­erten Krankenhäu­sern kooperiere­n, hilfreich sein, um eine ortsnahe Grundverso­rgung gerade für die weniger mobilen älteren Patienten sicherzust­ellen“, sagte vdek-Sprecher Axel Mittelbach. Eine enge, echte sektorenüb­ergreifend­e Versorgung erfordere aber gesetzlich­e Änderungen auf Bundesund Landeseben­e.

VdK-Chef Lang sieht die saarländis­che Landesregi­erung in der Pflicht, um die Einrichtun­g von Gesundheit­s-Zentren zu ermögliche­n. Sie müsse schnell ein Investitio­nsprogramm auflegen, aus dem solche Zentren gefördert werden könnten. Bislang beschränkt sich die Förderung von Investitio­nen des Landes auf den stationäre­n Sektor, konkret also auf die Krankenhau­s-Investitio­nen etwa für medizinisc­hes Großgerät oder die Sanierung von Gebäuden. Denn dafür sind die Bundesländ­er laut Gesetz zuständig. Zudem müsse, so Lang, die Landesregi­erung die Aufgabe übernehmen, die verschiede­nen Anbieter unter ein Dach zu bekommen.

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