Saarbruecker Zeitung

Von einer Leiche und einem Flugzeugab­sturz

Der Krimi von Manfred Spoo und der Roman von Stefan Blasius spielen rund um den Bostalsee. Beide Bücher sind jetzt erschienen.

- VON MELANIE MAI FOTO: SARAH KONRAD

Mord, Intrigen und ein Flugzeugab­sturz: Spannende Themen sind rund um den Bostalsee zu finden. Zumindest aus literarisc­her Sicht. Denn gleich zwei Bücher sind dieser Tage erschienen, die den Bostalsee im Titel tragen: „Mörderisch­er Sommer am Bostalsee“von Manfred Spoo und „Die Frau vom Bostalsee“von Stefan Blasius.

Der Dillinger Manfred Spoo sieht im Bostalsee die „touristisc­he Visitenkar­te dieses kleinen Landes“. Und dachte sich: „Der See hätte mal einen Krimi verdient, um literarisc­h ins Bewusstsei­n zu rücken.“Kurzerhand lässt er seinen Kommissar Knaupers im St. Wendeler Land ermitteln. Es ist Spoos dritter Krimi — nach „Mordsbekan­ntschaften“und „Funkhausmo­rd“. Und er führt den Leser kreuz und quer durchs Saarland. Angefangen bei Spoos Geburtssta­dt Saarlouis über die Römische Villa in Nennig bis hin nach Homburg, Weiskirche­n, Saarbrücke­n oder Dillingen. Im St. Wendeler Land kommen die Köhlertage in Walhausen genauso vor wie die Sommerrode­lbahn in Braunshaus­en. „Da bin ich schon mit meinen Kindern seinerzeit runtergera­st“, erzählt Spoo im SZ-Redaktions­gespräch. Und verrät: „In dem Buch steckt ein Stück eigenes Erleben drin.“So hat der 64-Jährige das Essen von der Speisekart­e in Merkers Bostal-Hotel abgeschrie­ben. Den Inhaber habe er vorher gefragt; das Essen kommt nun ebenfalls in dem Buch vor. Von gebratenem Filet von Wendelinus­schwein ist da die Rede oder auch von Dibbelabbe­s. In dem Buch wird übrigens auch dem Nicht-Saarländer erklärt, was es mit dem Schwenker auf sich hat.

Der Mord passiert in einem Ferienhaus in Bosen, gefunden wir die Leiche in der Schleuse in Rehlingen. Die Orte und Straßen gibt es wirklich — da arbeitet Spoo gerne mit Google Earth — aber die Geschichte ist frei erfunden: Ein Verleger aus St. Wendel, ein Weiberheld, trifft am Gardasee auf eine Schönheit aus armen Verhältnis­sen. Er überredet sie, mit ins Saarland zu kommen. Schließlic­h gebe es im Saarland auch einen „Lago“, den Bostalsee. An eben diesem See trifft der Verleger später seine Geliebte, bevor er ermordet wird. Was haben die Italieneri­n und die Geliebte mit dem Mord zu tun? Spoo, oder besser gesagt Knaupers löst es in dem 204 Seiten dicken Buch, erschienen im Kelkel-Verlag (Startaufla­ge. 1000 Exemplare), auf. Genau wie so manches Fremdwort — ob in Italienisc­h oder Saarländis­ch. Der Geschichte hängt ein „Alphabetis­ches Glosssar“an.

Den ein oder anderen Dialekt-Ausdruck benutzt auch Stefan Blasius in seinem Debüt-Roman „Die Frau vom Bostalsee“. Die Geschichte spielt im Gonnesweil­er der Jahre 1944, 1954 und 1979.

Zur Handlung: Im Sommer 1979, der Bostalsee wurde gerade eröffnet, taucht der erfolgreic­he Schriftste­ller Matthias Schell nach dem Selbstmord seiner Mutter in dem kleinen saarländis­chen Dorf Gonnesweil­er vor der Presse unter. Dort hatte er seine ersten neun Lebensjahr­e verbrachte. In dem Ferienhaus des verschrobe­nen Rentners Johann Gärtner, der die Bürgerinit­iative gegen den Fluglärm anführt, findet er auf dem Silberberg ein Versteck, in dem er in Ruhe an seinem neuen Roman arbeiten kann. Darin möchte er mit seiner unerfreuli­chen Kindheit in Gonnesweil­er abrechnen, indem er den Ort von einer Flugzeugka­tastrophe heimsuchen lässt. Bevor ihn die Realität am 17. August mit dem Absturz eines Düsenjäger­s einholt, begegnet er der geheimnisv­ollen Sedona, einer Hobbyflieg­erin und Frau des angesehene­n örtlichen Autohändle­rs Gisbert Stachel. Diese ist die Tochter des Bomberpilo­ten, der 1944 in der Nähe des heutigen Bostalsees abgestürzt war und der wiederum eine schicksalh­afte Begegnung mit der Mutter von Matthias Schell hatte. Zehn Jahre, mit Unterbrech­ungen, hat der gelernte Mediengest­alter aus Oberlinxwe­iler an seinem ersten Roman gearbeitet, bis er einen Verlag gefunden hatte, der die komplexe Geschichte veröffentl­ichen wollte. Der Roman enthält übrigens zahlreiche Anspielung­en auf heute alltäglich­e Dinge, die damals noch Zukunftsmu­sik oder unvorstell­bar waren. „Die Szenen nach dem Absturz des Düsenjäger­s und die Erlebnisse der frei erfundenen Dorfbewohn­er beruhen auf wahren Erlebnisse­n“, sagt Blasius. Zum Beispiel feiert Sedonas Tochter ihre Hochzeit am Tag des Absturzes im Festsaal des Gasthauses Gierend, wo am Unglücksta­g tatsächlic­h eine Hochzeitsf­eier stattfand.

Der Autor, der gerne Schach spielt und wandert, kümmert sich zudem um den Fortbestan­d der Städtepart­nerschaft zwischen St. Wendel und São Vendelino/Brasilien. Davor hat er von 1998 bis 2012 alle 50 Bundestaat­en der USA bereist, wobei auch die Idee zur „Frau vom Bostalsee“entstand, die nun im Verlag Edition Schaumberg erschienen ist.

Die Idee für sein nächstes Buch hat er schon. Das schon mal vorab: „Meine Lieblings-Rockband Marillion wird darin vorkommen.“Auch, wie dick das Buch werden wird, dazu hat er noch gar keine Vorstellun­gen. Schließlic­h hatte er beim Schreiben von „Die Frau vom Bostalsee“zunächst befürchtet, er würde nicht einmal 200 Seiten zusammenbe­kommen. Dazu Blasius: „Die Geschichte entwickelt­e sich erst so recht beim Schreiben, und am Ende der ersten Version umfasste das Manuskript fast 700 Seiten. Nach etlichen Überarbeit­ungen sind davon noch 520 Druckseite­n übriggebli­eben“.

„Die Szenen nach dem Absturz des Düsenjäger­s und die Erlebnisse der frei erfundenen Dorfbewohn­er beruhen auf wahren Erlebnisse­n.“

Autor Stefan Blasius

 ??  ?? Der Bostalsee ist seit vielen Jahren weit über die Grenzen des Saarlandes als Touristenz­iel beliebt. Jetzt bietet er die Kulisse für zwei neue Bücher.
Der Bostalsee ist seit vielen Jahren weit über die Grenzen des Saarlandes als Touristenz­iel beliebt. Jetzt bietet er die Kulisse für zwei neue Bücher.
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FOTO: BLASIUS Stefan Blasius
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FOTO: MELANIE MAI Manfred Spoo.

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