Riesenprojekt: Das Lexikon der deutschen Familiennamen
(kna) Forscher der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur, der TU Darmstadt und der Uni Mainz wollen in einem auf 24 Jahre angelegten Mammutprojekt die Bedeutung der Familiennamen, ihre Herkunft und Entstehungsgeschichte erforschen. Ziel ist ein „Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands“, in dem alle Familiennamen erfasst, erklärt und nach regionalem Vorkommen kartiert werden. Alle Bundesbürger sollen künftig ihren Nachnamen und seine regionale Verteilung online recherchieren können. Die Aufgabe ist gewaltig. Mehr als 850 000 Familiennamen finden sich in den Telefonbüchern der Telekom. Die Namensforscher haben im World Wide Web unter der Adresse www.namenforschung.net die ersten 10 000 Analysen veröffentlicht. Die Liste reicht von Aal bis Zylinski. Die Forscher werten für ihre Suche Lexika aus, suchen in Kirchenbüchern und befragen Dialekt-Nachschlagewerke.
Nachnamen seien wichtig für die Identität vieler Menschen, sagt die Germanistin Rita Heuser. Zudem erlaubten sie einen Blick in die Vergangenheit und transportierten jede Menge Informationen über Kultur, Geschichte und Alltagsleben der Menschen im Mittelalter. Kein Wunder, dass in der Rangliste der 50 häufigsten Familiennamen die Berufsnamen ganz vorn stehen. Weber steht auf Platz sechs, Richter auf Rang zwölf, Bauer auf Platz 14. Erst dann folgt mit Klein der erste Familienname, der von körperlichen Merkmalen eines Vorfahren abgeleitet ist. Auch Lange (Rang 25), der rothaarige Fuchs (Rang 42) und Jung (Rang 48) passen in diese Kategorie. Erst im Verlauf des zwölften Jahrhunderts entstanden die Familiennamen. Mit dem Wachstum der Städte und ihrer Verwaltungen reichten die Vornamen nicht mehr aus. Für Rechtsgeschäfte und Landverkäufe musste genau unterschieden werden.
Neben den Berufsnamen sind auch Herkunftsnamen häufig. Wer Antwerpes oder Adenauer heißt, hatte Vorfahren in den entsprechenden Orten. Wer Beck oder Bach heißt, dessen Vorfahren lebten an Bächen, die Waldmanns oder Buschs wohnten nahe bei Wäldern. Seine Datenbasis verdankt das Projekt der Deutschen Telekom und den Telefonbüchern des Jahres 2005. Damals hatten noch rund 92 Prozent aller privaten Haushalte einen Festnetzanschluss bei der Telekom. Mittlerweile ist dieser Wert auf weniger als zwei Drittel gesunken.