Wenn Franzosen zu Saar-Prostituierten gehen
SAARBRÜCKEN (hem) Das nennt man Kundenorientierung: Nicht selten sind in Saarbrücken die Plakate, auf denen leicht bekleidete Frauen für ihre Vorzüge werben, um Männer ins Bordell zu locken, auf Französisch. Dort wurde im Jahr 2016 das Gesetz gegen Kunden, die nach käuflichem Sex suchen, verschärft. Zu Recht, meint Claire Quidet von „Mouvement du Nid“, der größten Organisationen gegen Prostitution in Frankreich. Am Samstag nimmt sie mit weiteren Experten an der grenzüberschreitenden Fachtagung „Der Freier – Warum Männer zu Prostituierten gehen“in Saarbrücken teil. Organisiert wird die Veranstaltung von der Gruppe „Hadassah initiative féminine“aus der Landeshauptstadt. Für Bordelle an der Grenze oder Sexarbeiterinnen auf dem Straßenstrich kurbelt die französische Gesetzesänderung das Geschäft an. Denn Freier, die dort erwischt werden, müssen eine Strafe von 1500 Euro bezahlen. Deswegen fahren sie eben lieber nach Saarbrücken. Zum Ärger vieler Bewohner, die durch die steigende Anzahl an Bordellen um das Image ihrer Stadt fürchten.
Dieses Problem gibt es auch in der spanischen Gemeinde La Jonquera, ebenfalls an der französischen Grenze. Dort ist nach Quidets Angaben eine Art No-Man’s-Land entstanden, wo nur noch Lkw-Parkplätze, Tabakläden und Bordelle Platz finden. „Bevor das neue Gesetz im vergangenen Jahr verabschiedet wurde, haben wir versucht, eine Klausel hinzufügen, um dieses Phänomen in Grenzgebieten zu bremsen“, erzählt Claire Quidet. Die sogenannte Exterritorialität-Klausel existiert bereits im französischen Recht, zum Beispiel bei der Prostitution von Minderjährigen. Ein französischer Freier kann deshalb bestraft werden, auch wenn die Handlung in einem Land stattfindet, in dem diese toleriert wird. Doch diese Bestimmung wurde schließlich nicht in das neue Gesetz aufgenommen.