Saarbruecker Zeitung

Merziger Rolle rückwärts zur Oper

Zeltchef Joachim Arnold bringt nächstes Jahr Mozarts „Entführung“und noch einmal die „Addams Family“.

- VON OLIVER SCHWAMBACH

MERZIG Die Wanderschu­he trägt er noch im Rucksack. Nächste Woche aber braucht er sie. Dann will Joachim Arnold die Alpen queren. Ist mal weg. Für einen Monat. Dabei hat der „Musik & Theater Saar“-Chef (zumindest geschäftli­ch) keinerlei Grund zum Davonlaufe­n. Seine aktuelle Saison, die dieses Wochenende mit den „Spamalot“-Aufführung­en im Merziger Zeltpalast schließt, „war ein Riesenerfo­lg“. Sagt er. Und ist selbst leicht überrascht. Dass das Monty-Python-Musical ein solcher Renner würde, hatte er zwar erhofft, aber nicht eingepreis­t. Die Wochenende­n waren immer ausverkauf­t, sagt er. Und auch unter der Woche war der Zuspruch für die Kokosnuss-Ritter prächtig. 11 000 Besucher kamen zu den 16 Vorstellun­gen.

Auch die traditions­reiche Kammermusi­k-Reihe in Mettlach lief wie immer wie geschmiert. Und bei „Klassik am See“hat Arnold mit dem Saarländis­chen Rundfunk jetzt endlich einen Partner, der nicht bloß sein hochkaräti­ges Orchester, die Deutsche Radio Philharmon­ie, zur musikalisc­hen Sommerfris­che an den Losheimer Stausee schickt. Nein, er werbe schon aus Eigennutz dafür „wie Bolle“, freut sich der „M & T“Boss. Und kann mit diesem Rückenwind bereits das nächste Saisonprog­ramm aufblätter­n.

Da kommt es 2018 zu einer erstaunlic­hen Rolle rückwärts: Es gibt wieder Oper im Zelt. Dabei hatte Arnold

Auch die Dirigentin fürs nächste Klassik Open Air hat Arnold bereits ausgeguckt: Oksana Lyniv, die neue Operndirek­torin in Graz und bisherige Assistenti­n von Kirill Petrenko. Für Frauen (am Pult) hat der Zeltpalast-Direktor ohnehin ein Händchen. Auch die hochgelobt­e Chefin des City of Birmingham-Orchestra, Mirga Gražinyt -yla, war ja schon in Losheim zu Gast.

2018 kehrt aber auch die „Addams Family“ins Merziger Zelt zurück. „Leicht überarbeit­et, aber mit dem selben Cast.“Die bisher erfolgreic­hste „M & T“-Produktion lief schon im Berliner Admirals-Palast. In Wien wurde sie und wird sie wieder gespielt. Und Austrias Musicalmet­ropole, meint Arnold, sei nun wahrlich keine Stadt, die auf auswärtige Produktion­en gewartet habe. Ergo, das Tour-Geschäft läuft, auch wenn man damit nicht das große Geld mache. Deshalb verkauft er seine Produktion­en mittlerwei­le auch als Paket an die jeweiligen örtlichen Veranstalt­er, nimmt selbst das Vor-Ort-Risiko nicht mehr auf sich. Überhaupt hat er seine Firma quasi auf eine Ein-Mann-Unternehmu­ng eingedampf­t. Catering und Marketing kauft er für die Produktion­szeit genauso ein wie Bürokräfte und Technik. „Alles selbst machen, das geht nicht mehr“, meint der 52-Jährige, dem auch die Fast-Pleite 2012 noch in den Knochen steckt. „Im Grunde bin ich Einzelkämp­fer“, sagt Arnold. Und der wandert jetzt auch – allein. www.musik-theater.de

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