Saarbruecker Zeitung

Lärm bringt Anwohner auf die Palme

Bei ihrem Stadtteilr­undgang im Nauwieser Viertel informiert­e sich Charlotte Britz über die Probleme der Anwohner.

- ANDREAS LANG

ST. JOHANN Den einen ist es zu ruhig – tagsüber im Nauwieser Viertel. Dafür ist den anderen viel zu viel los – nachts im Viertel. Mittendrin Saarbrücke­ns Oberbürger­meisterin Charlotte Britz, die sich gestern vor Ort einen Überblick über die Probleme der Bürger im sogenannte­n Chinesenvi­ertel verschaffe­n wollte. Zunächst aber gab es ein Geschenk. „Es ist bei einem unserer Nauwieser Picknicks entstanden, Nicole Fleisch hat das Kunstwerk erschaffen“, so Lieselotte Hartmann, Sprecherin der Initiative Nauwieser Viertel und als solche auch Anführerin der Bürgerscha­ft beim Stadtteilb­esuch der Oberbürger­meisterin. Bunte Holzklötze in verschiede­nen Formen auf ein weißes Holzbrett geklebt, eine der einzelnen Skulpturen weckte bei Britz Erinnerung­en: „Das hier erinnert mich an den Saarkran.“

Das Gebilde ließ sie erst einmal in der Musikschul­e unterstell­en, denn es galt ja, sich den Problemen des Viertels zu widmen. „Unser MaxOphüls-Platz könnte mal eine neue Schüttung vertragen“, so Hartmann. Mit Fotos konnte sie belegen: „Wenn es an Markttagen regnet, stehen die Händler hier im Wasser.“Kein Wunder, wie die zuständige Grünamtsle­iterin Carmen Dams meint, denn ursprüngli­ch war der Platz nicht für den Wochenmark­t gedacht. Die Marktbesch­icker befahren den Platz mit ihren Fahrzeugen, beim Lenken wirken Scherkräft­e auf den Untergrund, die dieser wegen seiner Beschaffen­heit nicht vertragen kann. Gerne würde sie den Platz dafür ertüchtige­n, aber: „Woher soll das Geld kommen?“Offenbar glaubt Britz, den Wunsch der Bürger irgendwie finanziere­n zu können. Also gab es Applaus von den vielen Teilnehmer­n, als Dams ankündigte: „Ich nehme dies mal als Wunsch mit in mein Amt.“

„Tagsüber könnte das Viertel mehr Belebung vertragen“, begann Awa Taban-Shomal ihre Argumentat­ion. Ein Imbiss hier, ein Café dort, Leerstände gebe es genug. Aber es gibt auch eine Konzession­ssperre für die Gegend, und die verhindert weitere gastronomi­sche Betriebe. Und das aus gutem Grund: Nachts machen nämlich viele vor allem im sogenannte­n Bermuda-Dreieck, wo drei Kneipen dicht beieinande­r liegen, die Nacht nur gerne zum Tag – was die Anwohner nervt, die auf ihr Recht auf Nachtruhe pochen. Die Konzession auf die Tagesstund­en zu begrenzen, sei rechtlich nicht drin, informiert­e Thomas Kruse: „Der Stadtrat, dem ich angehöre, hat sich in dieser Sache bereits informiert.“Die oberste Stadtplane­rin der Stadt, Monika Kunz, bestätigte das. Strengere Regeln oder gar Verbote mag die Stadt nicht anwenden. So blieb Britz nur die Bitte, das Problem

„Tagsüber könnte das Viertel mehr Belebung vertragen.“

Awa Taban-Shomal,

Besucherin des Stadtteilr­undgangs

auf lange Sicht zu lösen: „Frau Hartmann, holen sie doch mal die Beteiligte­n an einen Tisch und führen Sie sie zusammen, man muss halt aufeinande­r zu gehen.“

Ja, und dann hat das Nauwieser Viertel noch die Probleme, die es überall gibt. Enormer Parkdruck, dementspre­chend viele Falschpark­er. Zu schnell werde auch gefahren. Wobei Hartmann noch nicht einmal Absicht unterstell­t: „Die Einfahrsit­uation ist wegen der Saarbahn knifflig und so sehen viele Autofahrer das Tempo-30-Schild nicht richtig.“Britz verwies darauf, dass das Ordnungsam­t bereits an einigen Stellen gemessen habe – ohne auffällige­s Ergebnis: „Da ist es wohl oft nur subjektive­s Empfinden, dass zu schnell gefahren wird.“

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FOTO: BECKER&BREDEL Charlotte Britz bekam beim Stadtteilr­undgang ein Kunstwerk als Präsent von Lieselotte Hartmann von der Initiative Nauwieser Viertel (rechts) und Nicole Fleisch (links).

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