Lärm bringt Anwohner auf die Palme
Bei ihrem Stadtteilrundgang im Nauwieser Viertel informierte sich Charlotte Britz über die Probleme der Anwohner.
ST. JOHANN Den einen ist es zu ruhig – tagsüber im Nauwieser Viertel. Dafür ist den anderen viel zu viel los – nachts im Viertel. Mittendrin Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz, die sich gestern vor Ort einen Überblick über die Probleme der Bürger im sogenannten Chinesenviertel verschaffen wollte. Zunächst aber gab es ein Geschenk. „Es ist bei einem unserer Nauwieser Picknicks entstanden, Nicole Fleisch hat das Kunstwerk erschaffen“, so Lieselotte Hartmann, Sprecherin der Initiative Nauwieser Viertel und als solche auch Anführerin der Bürgerschaft beim Stadtteilbesuch der Oberbürgermeisterin. Bunte Holzklötze in verschiedenen Formen auf ein weißes Holzbrett geklebt, eine der einzelnen Skulpturen weckte bei Britz Erinnerungen: „Das hier erinnert mich an den Saarkran.“
Das Gebilde ließ sie erst einmal in der Musikschule unterstellen, denn es galt ja, sich den Problemen des Viertels zu widmen. „Unser MaxOphüls-Platz könnte mal eine neue Schüttung vertragen“, so Hartmann. Mit Fotos konnte sie belegen: „Wenn es an Markttagen regnet, stehen die Händler hier im Wasser.“Kein Wunder, wie die zuständige Grünamtsleiterin Carmen Dams meint, denn ursprünglich war der Platz nicht für den Wochenmarkt gedacht. Die Marktbeschicker befahren den Platz mit ihren Fahrzeugen, beim Lenken wirken Scherkräfte auf den Untergrund, die dieser wegen seiner Beschaffenheit nicht vertragen kann. Gerne würde sie den Platz dafür ertüchtigen, aber: „Woher soll das Geld kommen?“Offenbar glaubt Britz, den Wunsch der Bürger irgendwie finanzieren zu können. Also gab es Applaus von den vielen Teilnehmern, als Dams ankündigte: „Ich nehme dies mal als Wunsch mit in mein Amt.“
„Tagsüber könnte das Viertel mehr Belebung vertragen“, begann Awa Taban-Shomal ihre Argumentation. Ein Imbiss hier, ein Café dort, Leerstände gebe es genug. Aber es gibt auch eine Konzessionssperre für die Gegend, und die verhindert weitere gastronomische Betriebe. Und das aus gutem Grund: Nachts machen nämlich viele vor allem im sogenannten Bermuda-Dreieck, wo drei Kneipen dicht beieinander liegen, die Nacht nur gerne zum Tag – was die Anwohner nervt, die auf ihr Recht auf Nachtruhe pochen. Die Konzession auf die Tagesstunden zu begrenzen, sei rechtlich nicht drin, informierte Thomas Kruse: „Der Stadtrat, dem ich angehöre, hat sich in dieser Sache bereits informiert.“Die oberste Stadtplanerin der Stadt, Monika Kunz, bestätigte das. Strengere Regeln oder gar Verbote mag die Stadt nicht anwenden. So blieb Britz nur die Bitte, das Problem
„Tagsüber könnte das Viertel mehr Belebung vertragen.“
Awa Taban-Shomal,
Besucherin des Stadtteilrundgangs
auf lange Sicht zu lösen: „Frau Hartmann, holen sie doch mal die Beteiligten an einen Tisch und führen Sie sie zusammen, man muss halt aufeinander zu gehen.“
Ja, und dann hat das Nauwieser Viertel noch die Probleme, die es überall gibt. Enormer Parkdruck, dementsprechend viele Falschparker. Zu schnell werde auch gefahren. Wobei Hartmann noch nicht einmal Absicht unterstellt: „Die Einfahrsituation ist wegen der Saarbahn knifflig und so sehen viele Autofahrer das Tempo-30-Schild nicht richtig.“Britz verwies darauf, dass das Ordnungsamt bereits an einigen Stellen gemessen habe – ohne auffälliges Ergebnis: „Da ist es wohl oft nur subjektives Empfinden, dass zu schnell gefahren wird.“