Schwester Ulrika bewegt Leserbriefschreiber
Die Art und Weise der Beendigung ihrer Tätigkeit in Hüttigweiler gibt Leserbriefautoren Anlass zu kontroverser Diskussion.
Schwester Ulrika muss gehorchen
Mainz hat gesprochen, die Sache ist beendet: „Monguntiacum locuta causa finita“. So könnte man ein Sprichwort der Kirche abwandeln, um den Streit um den Weggang von Schwester Ulrika in Hüttigweiler zu versachlichen. Niemand wird die Verdienste der ehemaligen Gemeindeschwester bestreiten, doch die Kritik an Pastor Bell ist unberechtigt und wird geschürt. „Die Marien-Schwestern haben den Mietvertrag gekündigt. Die Kirchengemeinde hat die Kündigung nur bestätigt.“Schwester Ulrika ist gegenüber ihrer Oberin zum Gehorsam verpflichtet.
Martin Krause, Hüttigweiler
Wer bringt wieder Frieden her?
Wie aus einem Alltagsvorgang ein Skandal wird, haben die Redakteure von SR und SZ mit ihrer aufbauschenden Berichterstattung bewiesen. Hunderte von Ordensschwestern sind demütig und lautlos dem Ruf ihrer Oberin gefolgt und in den Orden zurückgekehrt, auch schon in Hirzweiler-Welschbach und Hüttigweiler. Dort haben sie weiter den Menschen und ihren Mitschwestern gedient. Wenn Schwester Ulrika in ihren Orden zurückkommt und berichtet, sie hinterlasse eine zerstrittene Pfarrei und angeblich 60 Kirchenaustritte, wird das keine Begeisterung auslösen. Ihr Verhalten und mögliche Ursachen dafür sollen hier nicht weiter untersucht werden. Doch lässt sich eines feststellen, sie hat sich gegen die „eigene Kirche“ instrumentalisieren lassen. Auch in der Kirche sind Menschen mit unterschiedlichen Einstellungen und Fähigkeiten tätig. Daraus eine reißerische Berichterstattung zu machen, mit einer unrichtigen Feststellung (ASB sei eine katholische Organisation) und boshaften Unterstellungen, um der Institution katholische Kirche zu schaden, ist kritikwürdig. Mit keinem Wort wird erwähnt, dass die „Caritas-Sozialstation Eppelborn-Illingen“seit Wochen in Hüttigweiler ihre Zentrale hat, die von dem Bistum Trier mit erheblichen Mitteln getragen wird. Dort war doch Schwester Ulrika bis zum Renteneintritt beschäftigt. Wenn Ortsvorsteher Guido Jost jetzt öffentlich feststellt, er schäme sich, „dieser Pfarrgemeinde anzugehören“, so ist diese Kritik nicht zu überbieten. Es setzt seiner bekannten Streitsucht die Krone auf. Wer bringt Hüttigweiler wieder Frieden?
Elmar Woll, Illingen-Welschbach
Danke, dass es Sie gibt, Schwester
Man kann sich nur die Augen reiben: „Kirche wirft Ordensschwester aus ihrer Wohnung.“Eine Ordensschwester, die bis ins Alter treu ihren Dienst in einer Gemeinde versieht, wird einfach so vor die Tür gesetzt. Als Pfarrer, als Verwaltungsrat ihr die Wohnung zu kündigen und ihr anwaltlich mit einer Räumungsklage zu drohen. Hätte man die Schwester nicht noch das eine Jahr dort wohnen lassen können? Wäre es nicht denkbar gewesen, auch als Bischof, sich mit der Oberin und der Schwester zu treffen und eine einvernehmliche Lösung zu suchen? Nun ist viel kaputt gegangen, was mühsam über die Jahrzehnte aufgebaut wurde. So wird die Ordensschwester wohl mit gebrochenem Herzen gehen und ein Scherbenhaufen bleibt zurück. Auch wenn ich Schwester Ulrika nicht persönlich kenne, möchte ich dies sagen: „Danke dass es
Sie gibt, und danke für Ihre wertvolle Arbeit als Ordensfrau in unserer Kirche!“
Stephan Meßner, Ensheim
Sie bleibt Engel von Hüttigweiler
Fassungslosigkeit, Wut und grenzenloses Unverständnis ist gegenwärtig nicht nur bei vielen Hüttigweilern festzustellen; auch ich als ehemalige Bürgerin von Hüttigweiler bin fassungslos, wenn ich mir das herzlose Verhalten der Verantwortlichen verinnerliche. Keinesfalls möchte ich alle über einen Kamm scheren, denn im Zuge der „politisch Verantwortlichen“differenziere ich sehr wohl zwischen denen, die sich „gutgläubig“engagiert haben und denen, die offenbar als Augenwischer tätig waren. Hinsichtlich der kirchlichen Würdenträger dürfte mein Kirchenaustritt dokumentieren, was ich von „Pharisäern“halte – nichts anderes, als das, was in der Bibel zu lesen ist, als Jesus genau diese Leute aus dem Tempel gejagt hat. Alles, was sich abgespielt hat, ist eine von kirchlicher Seite verwerfliche Verhaltensweise sowie eine parteipolitisch heuchlerische Inszenierung, um nach außen den Anschein zu erwecken, alles Menschenmögliche getan zu haben, um der allseits geachteten Schwester Ulrika eine würdige Beendigung ihrer Arbeit in der Gemeinde zu ermöglichen, für die sie sich in über 44-jähriger, aufopferungsvoller Tätigkeit praktisch rund um die Uhr eingesetzt hat. Was soll ein Bürger davon halten, wenn sich schizophrenerweise alle Verantwortlichen darüber einig sind, einer solchen Persönlichkeit einen würdevollen Abschied zu ermöglichen, es im Ergebnis aber nicht fertig bringen, eine einfache Lösung umzusetzen? Mit welch starrsinnigen Leuten hat man es denn hier zu tun? Mir fällt es schwer, zu beschreiben, wie erbärmlich ich das Szenario finde, auch gegenüber den ehrenhaften Bürgern, die sich redlich gegenüber Schwester Ulrika verhalten haben. Diesen sei Dank und Anerkennung gezollt – auch wenn es im Ergebnis für Schwester Ulrika wohl nur noch den auf diese Art ungewollten und schweren Herzens zu gehenden Weg nach Mainz gibt. In unseren Herzen jedoch wird sie immer „Der Engel von Hüttigweiler“bleiben.
Diana Jochum-Meiser, Merchweiler
Gemeinde muss Solidarität zeigen
Da muss eine liebe Schwester, die sowohl über lange Zeit im kirchlichen Dienst der Pfarrei St. Maria Magdalena in Hüttigweiler tätig war als auch sich über 44 Jahre stets uneigennützig für Kranke, Sterbende und notlandende Menschen eingesetzt hat, solch einen Abgang hinnehmen. Es wurde Schwester Ulrika sogar eine Räumungsklage angedroht, sollte sie, gewürdigt als Saarlands Beste und mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, nicht bis zum 31. August das Schwesternhaus verlassen haben. Geht’s noch verwerflicher? Das ist nicht zu fassen, diese Vorgehensweise hat mit christlichen Werten und der Auslegung des Evangeliums von der Kanzel Sonntag für Sonntag nicht das Geringste zu tun. Hier muss man an den hohen Beliebtheitsgrad der Schwester Ulrika erinnern, den sie sich in all den Jahren erarbeitet hat. Daher darf sich eine Gemeinde das nicht gefallen lassen, muss Solidarität zeigen.
Karl-Heinz Jochum, Illingen