„Merkel war der einzige Mann am Tisch“
CDU und SPD im Saarland reklamieren den Sieg für sich, die AfD macht Merkel ein seltsames Kompliment.
SAARBRÜCKEN Wenig überraschend war sowohl für die CDU als auch die SPD im saarländischen Landtag klar, wer aus dem TV-Duell als Sieger hervorgegangen ist: der jeweils eigene Kandidat. Martin Schulz habe bewiesen, dass er ein „Angreifer“sei, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Stefan Pauluhn. „Er hat eine Zukunftsvision aufgezeigt, die sich deutlich vom Programm der Union abhebt.“Pauluhn geht davon aus, dass das Duell der SPD bei der eigenen Klientel Aufschwung verleihen wird. Unter den SPD-affinen Wählern habe sich zuletzt „ein bisschen Lethargie breit gemacht“.
In den Augen von CDU-Fraktionschef Tobias Hans schnitt Schulz erwartungsgemäß schlechter ab: Er sei weit hinter den Erwartungen, die man in ihn gesetzt habe, zurückgeblieben. Kanzlerin Merkel habe hingegen deutlich gemacht, dass sie Deutschland stabil führe. Aus Sicht von AfD-Fraktionschef Josef Dörr war das Duell zwar „eher ein Duett“, so einig seien sich beide Kandidaten gewesen. Dennoch hielt er Merkel aber offenbar für überzeugender, wie Dörrs seltsames Kompliment zeigt: „Frau Merkel war der einzige Mann am Tisch.“Sie habe Charakter, Durchschlagskraft und Stärke gezeigt.
Von Schulz‘ Forderung, die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei zu beenden, zeigte sein Parteikollege Pauluhn sich etwas überrascht: Die Position der meisten Parteien sei bislang gewesen, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. Trotzdem sei es richtig, klare Kante zu zeigen: „Wer in die EU will, muss Demokratie leben, das tut Herr Erdogan nicht.“Auch Jochen Flackus, parlamentarischer Geschäftsführer der Linksfraktion, begrüßte Schulz‘ Äußerung. CDU und AfD wittern dahinter hingegen Populismus. Mit seiner Forderung sei Schulz über das Ziel hinausgeschossen, sagte Hans: „Solche Entscheidungen muss die EU gemeinsam treffen. Es stünde Deutschland nicht gut zu Gesicht, allein zu agieren.“
CDU, SPD und Linke kritisierten, dass in dem Duell innenpolitische Themen wie soziale Gerechtigkeit, innere Sicherheit und Digitalisierung zu kurz gekommen seien. Linken-Geschäftsführer Flackus nannte den SAT.1-Moderator Claus Strunz, der ein Zitat aus dem Zusammenhang gerissen hatte, zudem „journalistisch ziemlich daneben“. Allein die AfD lobte die Moderatoren ausdrücklich – insbesondere jene der Privatsender.