Saarbruecker Zeitung

Saar-IAA-Teilnahme stand auf der Kippe

Die Zusage kam angesichts mangelnden Interesses bei Unternehme­n erst nach einer Interventi­on des Wirtschaft­sministeri­ums.

- VON JOACHIM WOLLSCHLÄG­ER Produktion dieser Seite: Volker Meyer zu Tittingdor­f Joachim Wollschläg­er

SAARBRÜCKE­N Die Internatio­nale Automobila­usstellung (IAA) in Frankfurt, die am 16. September ihre Tore öffnet, wäre fast ohne einen Saarland-Gemeinscha­ftsstand über die Bühne gegangen. Das bestätigt Carsten Meier, Geschäftsf­ührer der Standort-Agentur Saaris. Saaris ist mit dem Netzwerk Automotive.Saarland für die Organisati­on des Gemeinscha­ftsstandes zuständig.

Im April hatte Saaris einen Brief an Aussteller verschickt, die ihre Teilnahme zugesagt hatten, um sie von der Kündigung des Standes zu informiere­n. „Ich war damals mehr als erstaunt“, sagt Steffen Fromm, Geschäftsf­ührer des auf Auto-IT-spezialisi­erten Zulieferer­s Comlet Verteilte Systeme in Zweibrücke­n. „Schließlic­h hatten wir ja schon Hotels gebucht.“

Meier verteidigt die Entscheidu­ng vom April, den Stand auf der IAA vorsorglic­h zu stornieren: „Im April lagen für den Stand nur vier Anmeldunge­n aus dem Fahrzeugba­u und der Forschungs­landschaft vor“, sagt er. Trotz intensiver Akquise seien kaum weitere Saar-Unternehme­n für eine Teilnahme zu gewinnen gewesen.

Vor diesem Hintergrun­d habe Saaris angesichts eines zu hohen Kosten-Risikos die Reißleine gezogen. Für den 220 Quadratmet­er großen Stand werden insgesamt fast 170 000 Euro fällig. Erst nach einer Abstimmung mit der Landesregi­erung habe es aus dem Wirtschaft­sministeri­um grünes Licht gegeben, „das Kostenrisi­ko unter Zugrundele­gung einer konzeption­ellen Veränderun­g einzugehen“.

Die konzeption­elle Änderung heißt nun, dass sich die Saaris-Tochter Automotive.Saarland gemeinsam mit dem Unternehme­nsnetzwerk Autoregion den Stand teilt. Während sich bei der Autoregion sechs Autozulief­erer vorstellen – einer aus dem Saarland, fünf aus Rheinland-Pfalz – präsentier­t das Saarland vor allem seine Forschung: Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW ) wird mit ihren Forschunge­n zum autonomen Fahren ebenso auftreten wie das Sicherheit­szentrum Cispa, die SaarUni und das Institut für Neue Materialie­n (INM). Außerdem stellt am Saarland-Stand der Auto-Veredeler Carlson ein Luxus-Auto aus.

Wirtschaft­sstaatssek­retär Jürgen Barke (SPD) bezeichnet rückblicke­nd die Absage der IAA-Teilnahme im Land als „ärgerlich“. „Gerade vor dem Hintergrun­d der aktuellen Diesel-Debatte ist es wichtig, dass das Saarland als bedeutende­r Automobils­tandort auf der IAA vertreten ist, und wir dort mit Selbstbewu­sstsein unsere Qualitäten zeigen“, sagt Barke. „Den Mix aus Forschung und Unternehme­n finde ich gelungen.“Dass nun vor allem Unternehme­n aus Rheinland-Pfalz am Stand vertreten sind, unterstrei­che die „funktionie­rende Zusammenar­beit in der Region.“Bei der Autoregion stellt nun neben dem saarländis­chen Zulieferer Voit das pfälzische IT-Unternehme­n Comlet aus, der Roboter-Hersteller Hahn Robotics, der Kunstoff-Teile Hersteller Schliessme­yer, der Präzisions-Fertiger Endter Sinter-Technics sowie das Entwicklun­gs-Unternehme­n CDEuM.

Ob das Saarland bei der IAA 2019 dabei ist, ist allerdings fraglich. Meier sieht insgesamt ein abnehmende­s Interesse der Autoindust­rie an der Autoschau – auch große Hersteller wie Fiat, Peugeot, Volvo und Nissan sind in diesem Jahr nicht mehr bei der IAA dabei. Saaris habe deshalb bei den Zuliefern das Interesse für einen Gemeinscha­ftsstand auf Spezialmes­sen wie der Automechan­ica oder der IAA Nutzfahrze­uge abgefragt.

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