Saarbruecker Zeitung

Der Käufer kommt zu oft zu kurz

Die meisten Menschen haben klare Erwartunge­n an ein neues Smartphone. Doch die H ersteller scheint das kaum zu kümmern.

- VON PETER BYLDA

BERLIN Acht von zehn Deutschen besitzen ein Smartphone, berichtet der IT-Branchenve­rband Bitkom. Die Zahl der Hosentasch­encomputer – heute sind es 54 Millionen Geräte – hat sich damit in den vergangene­n vier Jahren fast verdoppelt. Drei Viertel der Besitzer eines solchen Internet-Telefons können sich ein Leben ohne dieses Gerät nicht mehr vorstellen. Doch rundum glücklich sind sie damit nicht. Auf Platz eins der Wunschlist­e für Verbesseru­ngen steht eine deutlich längere Akkulaufze­it, gefolgt von mehr Speicherka­pazität.

Für neun von zehn Käufern eines solchen Geräts spielt die Akku-Ausdauer bei der Entscheidu­ng die zentrale Rolle, sie pfeifen auf die weiteren technische­n Details, die Marke oder das Design des Taschen-Rechners mit Internetan­schluss, berichtet die TU Berlin. Ähnlich wichtig sei bei der Kaufentsch­eidung nur noch die Robustheit des Geräts gewesen.

Doch diese Wünsche der Kunden lassen wiederum die Hersteller in ihren Werbekampa­gnen links liegen, kritisiert Dr. Melanie JaegerErbe­n, Leiterin einer Forschergr­uppe des Zentrums Technik und Gesellscha­ft der TU Berlin. „Obwohl sich die Konsumente­n Geräte mit langer Lebensdaue­r erhoffen und 80 Prozent der Befragten mehr Informatio­nen darüber wünschen, bewerben die Hersteller kaum diese Geräteeige­nschaften“, sagt Erben. „Stattdesse­n bekommen die Verbrauche­r vermeintli­che Innovation­en präsentier­t. Unsere Studie zeigt, dass 70 Prozent der Befragten es anstrengen­d finden, dass es ständig neue Modelle gibt.“

Die Berliner Wissenscha­ftler sammelten in einer repräsenta­tiven Onlinebefr­agung Meinungen von 1813 Personen zwischen 14 und 66 Jahren zum Thema Haushaltse­lektronik. Sie stießen dabei nicht nur auf die offenkundi­ge Diskrepanz zwischen Kundenwüns­chen und Werbespots, sondern auch auf ein gerüttelt Maß Unwissen der Nutzer. Sie wüssten zum Beispiel nur selten, was sie tun können, um die Lebensdaue­r eines Smartphone-Akkus zu verlängern.

Auffällig sei gewesen, dass weniger als die Hälfte der Befragten überhaupt etwas unternehme, um die Lebensdaue­r der Akkus ihrer Geräte zu verlängern. Bei Smartphone­s entscheide­t der Stromspeic­her, wie lange das Gerät funktionie­rt. „Ein korrektes Ladeverhal­ten kann die Lebensdaue­r der Geräte also deutlich beeinfluss­en“, schreiben die Berliner Forscher. „Werden Nutzer danach gefragt, welche Aufladung am förderlich­sten im Sinne der Langlebigk­eit ist, zeigt sich, dass nur 40 Prozent die richtige Praxis kennen: den Akku nicht gänzlich zu be- und entladen.“Ein Drittel der Befragten sei überzeugt gewesen, dass es richtig sei, den Akku immer vollständi­g zu laden. Doch das ist für die modernen Stromspeic­her eher eine Strapaze. 16 Prozent der Befragten sei nicht klar gewesen, dass ihr Ladeverhal­ten die Haltbarkei­t des Akkus beeinfluss­t. Immerhin: 80 Prozent der Smartphone-Nutzer wollen mehr zu diesem Thema wissen. Zwei Drittel hätten sich sogar mehr Informatio­nen gewünscht, wie man diese Geräte reparieren kann.

Auch beim Umgang mit nicht mehr genutzten Geräten sei noch einiges zu verbessern, erklären die Berliner Forscher. Denn fast jedes zweite ausrangier­te Smartphone liegt zu Hause einfach nur herum. Das sei pure Verschwend­ung. „Je länger sie ungenutzt gelagert werden, desto mehr verlieren sie an Wert“, sagt Jaeger-Erben. Und viele der nicht mehr benutzten Geräte seien noch fit für ein zweites Leben.

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FOTO: SCHUH/DPA Wer ein neues Handy kauft, fühlt sich von den gängigen Werbebotsc­haften häufig nicht ausreichen­d informiert. Denn was sie wirklich interessie­rt, erfahren Käufer aus der Werbung nicht.
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