Harmonische Klänge in der Synagoge
Das Landolfi-Quartett begeistert das Publikum mit Stücken jüdischer Komponisten.
SAARBRÜCKEN „Tief“sei er, „der Brunnen der Vergangenheit“. So zitiert das Programmheft Thomas Mann, der sozusagen das Leitmotiv der diesjährigen Saarbrücker Sommermusik ist. Was mit diesem Zitat nun – unter anderem – gemeint sein könnte, erfahren die Besucher des Konzerts bereits beim Einlass in die Saarbrücker Synagoge: Auch mehr als siebzig Jahre nach der Befreiung von den Nationalsozialisten müssen aus Sicherheitsgründen Rucksäcke durchgesehen und Metalldetektoren bei der Personenkontrolle zu Hilfe genommen werden.
Da an diesem sonnigen Sonntag auch der Europäische Tag der jüdischen Kultur gefeiert wird, lädt die Synagogengemeinde zu einem Konzert des Landolfi-Quartetts ein. Benjamin Chait, Kantor der Gemeinde, und Thomas Altpeter vom Kulturamt sowie Begründer und Organisator der Sommermusik, begrüßen zu Beginn die Gäste: An diesem Ort und am Tag der jüdischen Kultur werden Stücke von drei jüdischen Komponisten zu hören sein. „Das Programm bewegt sich durch die Zeiten“, gibt Altpeter dem Publikum mit auf den Weg, bevor Götz Hartmann, Rosemarie Keller (beide Violine), Monika Bagdonaite (Viola) und Se-Eun Hyun am Violoncello mit Felix Mendelssohn Bartholdys Komposition aus dem Jahr 1827 „a-Moll Streichquartett op.13“den Abend eröffnen. Nach einem ruhigen Adagio entwickelt sich ein Stück, das Mendelssohn in der Tradition der späten Streichquartette Beethovens komponiert hatte: Tempo und Lautstärke werden immer wieder variiert, was abwechslungsreich und einnehmend ist. Das Zusammenspiel der Musiker ist dabei zu jedem Zeitpunkt homogen und der Klang harmonisch – was nach dem dramatischen und energiegeladenen Schlussteil mit lautem Applaus honoriert wird.
Das drauffolgende „De Profundis“von 1969 des international renommierten und in Saarbrücken geborenen israelisch-deutschen Komponisten Tzvi Avni steht im Zentrum des Konzertes. Die Musik wird abgehackt gespielt, braust immer wieder auf und ab. Technisch auf hohen Niveau vorgetragen, kann die avantgardistische Komposition die Zuschauer aber scheinbar nicht einfangen.
Dann spielt der Landolfi-Vierer das dritte Streichquartett von Viktor Ullmann. Kurz nach dessen Fertigstellung 1943 im Theresienstätter Ghetto starb Ullmann. Aus diesem Wissen heraus ist das Stück ein emotionaler Schlusspunkt des Konzerts. Die Musiker spielen danach noch eine kurze Zugabe aus der letzten Komposition des heutigen Publikumsliebling: Felix Mendelssohn Bartholdy.