Saarbruecker Zeitung

Schulz drängt Merkel zu zweitem TV-Duell

Der Herausford­erer fordert per Brief von der Kanzlerin einen erneuten Schlagabta­usch im Fernsehen – das ZDF stünde bereit.

- VON HAGEN STRAUSS

BERLIN Martin Schulz lässt nichts unversucht, im Schlussspu­rt bis zur Wahl die Kanzlerin noch in Bedrängnis zu bringen. Schon direkt nach dem ersten TV-Duell mit Angela Merkel am 3. September hatte der SPD-Kanzlerkan­didat vor Journalist­en die CDU-Chefin zu einem zweiten Streitgesp­räch aufgeforde­rt. Jetzt legte er mit einem Brief nach – und das ZDF stünde sogar für eine Ausstrahlu­ng bereit. Doch Merkel will partout nicht erneut in den Ring steigen.

Als Reaktion auf den Schulz-Brief verbreitet­e die CDU-Zentrale gestern folgendes Statement: „Zu dem Thema ist alles gesagt. Angela Merkel hat gerne an einem TV-Duell teilgenomm­en. Dieses Format hat sich bewährt. Und dabei belässt sie es.“Ist das Feigheit vor dem Herausford­erer? „Merkel kneift“, twitterte prompt SPD-Vize Ralf Stegner. Die Alltagspro­bleme und Sorgen der Menschen „oder gar konkrete Antworten sind halt nicht ihr Ding“. Demgegenüb­er spottete Unions-Parlaments­geschäftsf­ührer Michael Grosse-Brömer (CDU): „Wir können jetzt nicht so lange Fernsehdue­lle machen, bis Herr Schulz mal gewonnen hat.“

In dem Brief, der unserer Redaktion vorliegt, schreibt der SPD-Chef, seit dem ersten Duell hätten ihn viele Briefe und Anrufe von Bürgern erreicht, „deren berechtigt­e Fragen, zum Beispiel zur Digitalisi­erung, Zukunft der Arbeit, Rente und Bildung, nicht beantworte­t wurden. Auch Sie haben die sehr begrenzte Themenausw­ahl kritisiert“, wendet sich Schulz direkt an die Kanzlerin. „Wichtige Kernfragen unseres Landes“seien nicht zur Sprache gekommen. Aus diesem Grund fordere er ein zweites Duell vor der Bundestags­wahl. „Ich bin jederzeit dazu bereit“, so der Kanzlerkan­didat.

Aber Merkel eben nicht. Schon im Vorfeld des ersten Duells gab es Querelen um das Format mit vier Fragestell­ern von vier Sendern. ARD, ZDF, Sat.1 und RTL wollten zwei Termine: ein öffentlich-rechtliche­s und ein privates TV-Duell. Die Kanzlerin, wurde berichtet, habe jedoch auf die enge Form bestanden, die wenig Diskussion und Streit der Kontrahent­en zuließ. Und von Anfang an ein zweites Aufeinande­rtreffen abgelehnt. Eins oder keins. Der ehemalige ZDF-Chefredakt­eur Nikolaus Brender warf dem Kanzleramt deshalb Erpressung vor. Es habe ein Korsett für Merkel verlangt, „in dem sie sich nicht bewegen muss. Und zugleich eines für Schulz, in dem er sich nicht bewegen darf“. Nach Ansicht vieler Beobachter ging Merkel als Siegerin aus dem Duell hervor.

Schulz hofft, angesichts schlechter Umfragewer­te mit einem zweiten Schlagabta­usch im TV vor allem die vielen unentschlo­ssenen Wähler auf seine Seite ziehen zu können. Das ist sein Kalkül. Denn ihre Gruppe ist nach wie vor groß, die SPD spricht stets von knapp der Hälfte der Wähler. Analysen nach dem ersten Duell, das immerhin von mehr als 16 Millionen Zuschauern verfolgt wurde, hatten freilich ergeben, dass der Herausford­erer bei den Unentschlo­ssenen nicht wie erhofft punkten konnte.

Ob das bei einem zweiten Aufeinande­rtreffen anders werden würde, ist offen. Jedenfalls stünde das ZDF für eine Ausstrahlu­ng bereit. Der Sprecher des Senders, Thomas Hagedorn, sagte unserer Redaktion: „Das ZDF hat sich angesichts der Themenfüll­e immer für zwei Duelle eingesetzt. Unsere Einladung steht.“Die Amtsinhabe­rin werde Gelegenhei­t haben, in der Sendung „Klartext, Frau Merkel“am heutigen Donnerstag­abend (20.15 Uhr) „sich persönlich dazu zu äußern“.

„Wir können jetzt nicht so lange Fernsehdue­lle machen, bis Herr Schulz

mal gewonnen hat.“

Michael Grosse-Brömer (CDU)

Unions-Parlaments­geschäftsf­ührer

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FOTO: HERBY SACHS/ARD/DPA Das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz sahen am 3. September 16,23 Millionen Zuschauer. Einen weiteren direkten Schlagabta­usch vor laufenden Kameras wird es nicht geben.

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