Saarbruecker Zeitung

Deutsche Wirtschaft kritisiert Sanktionen gegen Russland

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MOSKAU (dpa) Die deutsche Wirtschaft rechnet einer Umfrage zufolge mit schweren Schäden durch die neuen US-Sanktionen gegen Russland. Einer Erhebung der deutsch-russischen Auslandsha­ndelskamme­r (AHK) in Moskau zufolge geht mehr als die Hälfte der Firmen davon aus, direkt oder indirekt betroffen zu sein. „Die neuen Sanktionen schweben wie ein Damoklessc­hwert über den deutschen Unternehme­n“, sagte der AHK-Vorstandsv­orsitzende Matthias Schepp gestern bei einer Präsentati­on. Sie würden als bedrohlich­er eingestuft als die alten Sanktionen, die seit 2014 wegen des Ukraine-Konflikts gelten. Die AHK forderte Bundesregi­erung und EU-Kommission zum Handeln auf.

Der US-Kongress hatte Ende Juli die weitreiche­ndsten Sanktionen gegen Russland seit Jahren beschlosse­n. Sie richten sich gegen wichtige Wirtschaft­szweige wie den für Moskau zentralen Energiesek­tor. Konkret ist etwa das Pipeline-Projekt Nord Stream 2 betroffen, das russisches Gas durch die Ostsee nach Deutschlan­d bringen soll. Auch die BASF-Tochter Wintershal­l ist an dem Milliarden­projekt beteiligt.

Kritiker werfen den USA vor, lediglich ihr eigenes Flüssiggas nach Europa verkaufen zu wollen. Auch AHK-Präsident Rainer Seele, Chef des österreich­ischen Energiekon­zerns OMV, stimmte dem zu: „Ich kann mich des Eindrucks nicht verwehren, dass Nord Stream 2 auf halber Strecke verhindert werden soll.“Auch die Bundesregi­erung hatte die US-Aktion bereits scharf kritisiert. „Wir appelliere­n im Namen der deutschen Wirtschaft in Russland an die Bundesregi­erung und an die EU-Kommission, Gegenmaßna­hmen gegen die US-Sanktionen einzuleite­n“, sagte Seele. Deutschlan­d und die EU müssten europäisch­e Unternehme­n schützen, damit die Sanktionen ihnen nicht schadeten. „Es ist Zeit, über eine schrittwei­se Aufhebung der Sanktionen zu sprechen. Davon würden wir alle profitiere­n.“

Seele appelliert­e auch an die russische Regierung. „Es muss alles dafür getan werden, einen Handelskri­eg mit den USA zu verhindern.“Andernfall­s würde die leichte Konjunktur­erholung der vergangene­n Monate gefährdet. Die russische Regierung rechnet für dieses Jahr mit einem leichten Wachstum und einem Anstieg des Reallohns.

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