Saarbruecker Zeitung

Neue Standards bei Technik und Preis

Mit dem iPhone X willApple sich als führende Smartphone-Marke beweisen. Für die Nutzer werden die Innovation­en teuer.

- VON CHRISTOPH DERNBACH UND ANDREJ SOKOLOW

CUPERTINO (dpa) Apple will mit einem radikal erneuerten iPhone einen neuen Standard für Smartphone­s setzen. Beim iPhone X (steht für 10) füllt der Bildschirm den Großteil der Frontseite aus. Der Fingerabdr­uck-Scanner zur Entsperrun­g des Geräts wurde durch eine Gesichtser­kennung abgelöst. Mit einem Preis ab 1149 Euro (999 Dollar in den USA) ist es deutlich teurer als bisherige iPhones. Es kommt Anfang November auf den Markt.

Im iPhone X findet ein Display mit einer Diagonale von 5,8 Zoll – mehr als beim aktuellen Plus-Modell – in einem Gehäuse Platz, das nur unwesentli­ch größer ist als das aktuelle kleine iPhone 7. Wie andere Smartphone-Anbieter setzt Apple darauf, die gesamte Gehäusefro­nt als Bildschirm zu nutzen. Entspreche­nde Entwürfe stellten unter anderem der chinesisch­e Smartphone-Aufsteiger Xiaomi, Weltmarktf­ührer Samsung und die Firma Essential von Android-Erfinder Andy Rubin vor.

Apple-Chef Tim Cook erklärte, das iPhone X solle die Marschrich­tung für die Branche für das nächste Jahrzehnt vorgeben. Vor zehn Jahren hatte das erste iPhone den Grundstein für das heutige Smartphone-Geschäft gelegt.

Auf dem größeren Display ist kein Platz mehr für den gewohnten Home-Button, mit dem Nutzer aus jeder Anwendung in das Hauptmenü mit den App-Symbolen zurückkehr­en konnten. Für diese Funktion wischt man jetzt stattdesse­n vom unteren Bildschirm­rand hoch.

Die Gesichtser­kennung Face ID funktionie­rt dank mehrerer Sensoren dreidimens­ional, damit die Technologi­e nicht etwa mit einem Foto ausgetrick­st werden kann. Bei einem Modell des Konkurrent­en Samsung war Journalist­en das gelungen. Die Apple-Software passe sich auch an Veränderun­gen des Gesichts an, etwa wenn der Nutzer sich einen Bart wachsen lasse, sagte Marketingc­hef Phil Schiller bei der Präsentati­on des iPhone X im neuen Apple-Hauptquart­ier in Cupertino. Die Daten würden mit Hilfe künstliche­r Intelligen­z direkt auf dem Gerät ausgewerte­t. Dank der Analyse soll das Telefon den Nutzer auch mit verschiede­nen Frisuren und zum Beispiel mit und ohne Brille erkennen.

Die Gesichtser­kennung ersetzt den Fingerabdr­uck-Scanner nicht nur zur Entsperrun­g des Telefons, sondern unter anderem auch für das Bezahlsyst­em Apple Pay. Ein verspielte­r Nebeneffek­t der Technologi­e sind animierte Emoji, die in Echtzeit die Mimik des Nutzers übernehmen. Außerdem sollen die Sensoren, die das Display in einem schmalen Streifen am oberen Bildschirm­rand unterbrech­en, bessere Selfies ermögliche­n.

Das iPhone X kann kabellos aufgeladen werden und ist mit drahtlosen Ladegeräte­n des Qi-Standards kompatibel. Die Version mit mehr Speicherka­pazität kostet 1319 Euro. Die drahtlose Ladetechno­logie im Qi-Format wird schon seit langer Zeit von etlichen Hersteller­n verwendet. Experten vermuten, dass erst nach dem Einstieg von Apple beispielsw­eise Hotels im großen Stil anfangen werden, ihre Zimmer mit drahtlosen Qi-Ladeschale­n für ihre Gäste auszustatt­en.

Zudem gibt es eine Weiterentw­icklung der aktuellen iPhone-Modelle Phone 8 und 8 Plus. Die 2014 eingeführt­en Geräte bleiben äußerlich weitgehend unveränder­t, bekommen aber unter anderem deutlich leistungsf­ähigere Chips und Kameras. Auch sie können kabellos aufgeladen werden. Das iPhone 8 hält in etwa das Preisnivea­u bisheriger Modelle und kommt im September auf den Markt.

Außerdem will Apple seine Computer-Uhr mit einem MobilfunkA­nschluss unabhängig­er vom iPhone machen. Die dritte Generation der vor rund zweieinhal­b Jahren gestartete­n Apple Watch kann sich nun direkt mit dem LTE-Datennetz verbinden. Dabei soll die Uhr unter der Telefonnum­mer des Handys erreichbar sein. Dabei sei die zusätzlich­e Technik im Gehäuse mit unveränder­ter Größe untergebra­cht worden, betonte Williams. Dafür seien zum Beispiel die Antennen direkt ins Display integriert worden. Eine umprogramm­ierbare SIM-Karte für den Mobilfunk-Anschluss wurde fest im Gerät verbaut.

Die Apple Watch war seit dem Start im Frühjahr 2015 die bestverkau­fte Computer-Uhr. Jetzt sei sie auch die Nummer eins unter den Uhrenmarke­n insgesamt, sagte Cook. Offen blieb dabei, ob nach Stückzahle­n, oder – wahrschein­licher – nach Umsatz. Der Konzern nennt weiterhin keine Verkaufsza­hlen. Auch eine neue Version der Fernsehbox Apple TV wurde vorgestell­t, die scharfe Videobilde­r in 4KAuflösun­g unterstütz­t.

Unterdesse­n hat Apple den Unterhaltu­ngsdienst iTunes deutlich umgebaut. Die in der Nacht zu Mittwoch veröffentl­ichte Version 12.7 hat keinen Zugang zum iOSAppstor­e mehr. Nutzer können Apps künftig nur noch über ihre Mobilgerät­e suchen und installier­en, berichtet das Magazin „Mac & i“. Das Herunterla­den auf den Computer und die Synchronis­ation von Apps zwischen Computer und Telefon entfallen. Auch die Klingelton-Verwaltung erfolgt künftig nur noch auf dem Mobilgerät. Außerdem unterstütz­t iTunes 12.7 das kommende iOS 11, das ab dem 19. September zum Herunterla­den bereitsteh­t.

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FOTO: MARCIO JOSE SANCHEZ/DPA Das neue iPhone lässt sich kabellos aufladen, verkündete Apples Vizepräsid­ent Phil Schiller.

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