Neue Standards bei Technik und Preis
Mit dem iPhone X willApple sich als führende Smartphone-Marke beweisen. Für die Nutzer werden die Innovationen teuer.
CUPERTINO (dpa) Apple will mit einem radikal erneuerten iPhone einen neuen Standard für Smartphones setzen. Beim iPhone X (steht für 10) füllt der Bildschirm den Großteil der Frontseite aus. Der Fingerabdruck-Scanner zur Entsperrung des Geräts wurde durch eine Gesichtserkennung abgelöst. Mit einem Preis ab 1149 Euro (999 Dollar in den USA) ist es deutlich teurer als bisherige iPhones. Es kommt Anfang November auf den Markt.
Im iPhone X findet ein Display mit einer Diagonale von 5,8 Zoll – mehr als beim aktuellen Plus-Modell – in einem Gehäuse Platz, das nur unwesentlich größer ist als das aktuelle kleine iPhone 7. Wie andere Smartphone-Anbieter setzt Apple darauf, die gesamte Gehäusefront als Bildschirm zu nutzen. Entsprechende Entwürfe stellten unter anderem der chinesische Smartphone-Aufsteiger Xiaomi, Weltmarktführer Samsung und die Firma Essential von Android-Erfinder Andy Rubin vor.
Apple-Chef Tim Cook erklärte, das iPhone X solle die Marschrichtung für die Branche für das nächste Jahrzehnt vorgeben. Vor zehn Jahren hatte das erste iPhone den Grundstein für das heutige Smartphone-Geschäft gelegt.
Auf dem größeren Display ist kein Platz mehr für den gewohnten Home-Button, mit dem Nutzer aus jeder Anwendung in das Hauptmenü mit den App-Symbolen zurückkehren konnten. Für diese Funktion wischt man jetzt stattdessen vom unteren Bildschirmrand hoch.
Die Gesichtserkennung Face ID funktioniert dank mehrerer Sensoren dreidimensional, damit die Technologie nicht etwa mit einem Foto ausgetrickst werden kann. Bei einem Modell des Konkurrenten Samsung war Journalisten das gelungen. Die Apple-Software passe sich auch an Veränderungen des Gesichts an, etwa wenn der Nutzer sich einen Bart wachsen lasse, sagte Marketingchef Phil Schiller bei der Präsentation des iPhone X im neuen Apple-Hauptquartier in Cupertino. Die Daten würden mit Hilfe künstlicher Intelligenz direkt auf dem Gerät ausgewertet. Dank der Analyse soll das Telefon den Nutzer auch mit verschiedenen Frisuren und zum Beispiel mit und ohne Brille erkennen.
Die Gesichtserkennung ersetzt den Fingerabdruck-Scanner nicht nur zur Entsperrung des Telefons, sondern unter anderem auch für das Bezahlsystem Apple Pay. Ein verspielter Nebeneffekt der Technologie sind animierte Emoji, die in Echtzeit die Mimik des Nutzers übernehmen. Außerdem sollen die Sensoren, die das Display in einem schmalen Streifen am oberen Bildschirmrand unterbrechen, bessere Selfies ermöglichen.
Das iPhone X kann kabellos aufgeladen werden und ist mit drahtlosen Ladegeräten des Qi-Standards kompatibel. Die Version mit mehr Speicherkapazität kostet 1319 Euro. Die drahtlose Ladetechnologie im Qi-Format wird schon seit langer Zeit von etlichen Herstellern verwendet. Experten vermuten, dass erst nach dem Einstieg von Apple beispielsweise Hotels im großen Stil anfangen werden, ihre Zimmer mit drahtlosen Qi-Ladeschalen für ihre Gäste auszustatten.
Zudem gibt es eine Weiterentwicklung der aktuellen iPhone-Modelle Phone 8 und 8 Plus. Die 2014 eingeführten Geräte bleiben äußerlich weitgehend unverändert, bekommen aber unter anderem deutlich leistungsfähigere Chips und Kameras. Auch sie können kabellos aufgeladen werden. Das iPhone 8 hält in etwa das Preisniveau bisheriger Modelle und kommt im September auf den Markt.
Außerdem will Apple seine Computer-Uhr mit einem MobilfunkAnschluss unabhängiger vom iPhone machen. Die dritte Generation der vor rund zweieinhalb Jahren gestarteten Apple Watch kann sich nun direkt mit dem LTE-Datennetz verbinden. Dabei soll die Uhr unter der Telefonnummer des Handys erreichbar sein. Dabei sei die zusätzliche Technik im Gehäuse mit unveränderter Größe untergebracht worden, betonte Williams. Dafür seien zum Beispiel die Antennen direkt ins Display integriert worden. Eine umprogrammierbare SIM-Karte für den Mobilfunk-Anschluss wurde fest im Gerät verbaut.
Die Apple Watch war seit dem Start im Frühjahr 2015 die bestverkaufte Computer-Uhr. Jetzt sei sie auch die Nummer eins unter den Uhrenmarken insgesamt, sagte Cook. Offen blieb dabei, ob nach Stückzahlen, oder – wahrscheinlicher – nach Umsatz. Der Konzern nennt weiterhin keine Verkaufszahlen. Auch eine neue Version der Fernsehbox Apple TV wurde vorgestellt, die scharfe Videobilder in 4KAuflösung unterstützt.
Unterdessen hat Apple den Unterhaltungsdienst iTunes deutlich umgebaut. Die in der Nacht zu Mittwoch veröffentlichte Version 12.7 hat keinen Zugang zum iOSAppstore mehr. Nutzer können Apps künftig nur noch über ihre Mobilgeräte suchen und installieren, berichtet das Magazin „Mac & i“. Das Herunterladen auf den Computer und die Synchronisation von Apps zwischen Computer und Telefon entfallen. Auch die Klingelton-Verwaltung erfolgt künftig nur noch auf dem Mobilgerät. Außerdem unterstützt iTunes 12.7 das kommende iOS 11, das ab dem 19. September zum Herunterladen bereitsteht.