Twitter-Chef würde Trump rauswerfen
KÖLN (dpa) Jack Dorsey, Verwaltungsratschef von Twitter, würde nicht davor zurückschrecken, das Konto von US-Präsident Donald Trump zu sperren, wenn dieser gegen die Nutzungsregeln des Kurznachrichtendienstes verstößt: „Wir wenden bei jedem Account dieselben Regeln an“, sagte Dorsey am Rande der Digitalmesse dmexco in Köln. Er schränkte aber ein: „Wir stellen in Zusammenarbeit mit Journalisten unsere Nutzungsbedingungen in Frage, wenn es um Tweets mit Nachrichtenwert geht.“
Die Umsetzung des deutschen Netzwerkdurchsetzungsgesetzes, das vorsieht, dass Netzwerke wie Facebook, Twitter und Youtube eindeutig strafbare Inhalte binnen 24 Stunden nach einem Hinweis darauf löschen müssen, sieht der Twitter-Chef als Herausforderung. „Ich denke, es wird schwierig werden, das umzusetzen. Aber wir müssen den Vorschriften folgen.“
Dorsey hatte Twitter vor elf Jahren ins Leben gerufen. Monatlich nutzen knapp 330 Millionen Menschen den Dienst. Der 40-Jährig erklärte zudem, dass sein Unternehmen keine Hinweise darauf habe, dass Drahtzieher aus Russland im US-Wahlkampf Anzeigenplatz bei dem Kurznachrichtendienst gekauft haben, um Stimmung unter Amerikanern zu machen. „Wir haben keine Belege dafür gefunden“, so Jack Dorsey.
Dagegen hatte Facebook vergangene Woche mitgeteilt, dass Profile mit Verbindung zu Russland Anzeigenplatz beim Online-Netzwerk für rund 100 000 Dollar gekauft hätten, um sich in die US-Innenpolitik einzumischen. Dabei seien rund 470 Profile auf Facebook identifiziert worden, die zwischen Juni 2015 und Mai 2017 etwa 3000 Anzeigen geschaltet hätten. Zudem wurde bekannt, dass dabei auch für Demonstrationen geworben wurde. Ausländische Einmischung in den Wahlkampf ist in den USA grundsätzlich verboten.
Twitter halte ständig nach solchen Aktivitäten Ausschau, betonte Dorsey. „Wir beobachten ständig unsere Systeme und besonders die Werbung.“