Saarbruecker Zeitung

Paris setzt auf atemberaub­ende Kulisse

Seit gestern ist es perfekt: Die Olympische­n Sommerspie­le 2024 werden in der französisc­hen Hauptstadt stattfinde­n.

- VON NIKOLAJ STOBBE

LIMA (sid) Triathlon unter dem Eiffelturm, Radrennen auf den Champs Elysées, Dressurrei­ten vor dem Schloss Versailles: Paris ist nun offiziell Gastgeber der Olympische­n Sommerspie­le 2024 – und diese werden vor atemberaub­ender Kulisse stattfinde­n. Nach 100 Jahren kehren die Wettkämpfe mit viel Esprit und Finesse in die Geburtssta­dt von Pierre de Coubertin, dem Begründer des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC), zurück. Nur das liebe Geld bereitet den Franzosen derzeit Sorgen.

6,6 Milliarden Euro hat die Seine-Metropole für das größte Sportevent der Erde veranschla­gt. Eine stolze Summe, doch Experten warnen vor einer Kostenexpl­osion. Sie verweisen darauf, dass sich die Etats von London 2012, Athen 2004 und Sydney 2000 im Vergleich zur finalen Bewerbungs­phase verdoppelt hätten. Im Falle von Peking 2008 hat es sogar eine Steigerung um das Zehnfache gegeben – auf astronomis­che 32 Milliarden Euro.

Eine Entwicklun­g, die sich in Paris nicht wiederhole­n soll. „Der Etat wird nicht gesprengt, weil 95 Prozent der Wettkampfs­tätten stehen“, versprach Co-Präsident Bernard Lapasset von Paris 2024. So soll das zur Fußball-WM 1998 erstellte Stade de France als Olympiasta­dion genutzt werden, während London oder Athen neue Olympiasta­dien bauten. Auch bewährte Sportstätt­en wie Roland Garros (Tennis) und der Parc des Princes (Fußball) wurden berücksich­tigt. Drei große Anlagen müssen neu gebaut werden: das Olympische Dorf, ein Medien-Zentrum und eine Schwimm-Arena. Investitio­nen in Höhe von gut drei Milliarden Euro sind für Neubauten und Infrastruk­tur vorgesehen. Diese werden vom Staat und von der Stadt getragen. Die weiteren gut drei Milliarden Euro des Budgets gehen für die Organisati­on der Spiele drauf. Diese Kosten sollen durch die 1,45 Milliarden Euro vom IOC sowie durch die Erlöse aus Sponsoring und Ticketverk­auf aufgefange­n werden.

Kopfzerbre­chen bereitet der Transport. Hunderttau­sende Besucher müssen durch die Stadt zu den Events gebracht werden. Eine kaum lösbare Aufgabe. Die eh schon überfüllte Metro wird das allein nicht stemmen können. Hier scheinen Investitio­nen unvermeidb­ar.

Trotz des finanziell­en Kraftaktes will die Grande Nation nach 1900 und 1924 wieder Gastgeber sein und machte Olympia von Beginn an zur Staatsange­legenheit. Mangelnde Unterstütz­ung von Bürgern und Politikern, die die Olympia-Projekte für 2024 in Hamburg, Boston, Rom und Budapest zu Fall brachten, waren in Paris nie Thema. Eine Bürgerbefr­agung wurde von Beginn an abgelehnt. Ex-Staatspräs­ident François Hollande stützte die Bewerbung, sein Nachfolger Emmanuel Macron holte Olympia mit seinem Erscheinen beim IOC-Gipfel in Lausanne im Juli endgültig nach Paris. Der Krönungs-Akt gestern in Lima war reine Formsache – auch für den Gastgeber von 2028, Los Angeles.

„Modern“, „vibrierend“und „cool“schwärmte Patrick Baum, Chef der Evaluierun­gskommissi­on des IOC, nach seiner letzten Inspektion. LA nutze mit der Traumwelt Hollywood „seinen Hang zum Geschichte­nerzählen, seine kreative Energie und seine modernen Technologi­en“. Und auch die Olympia-Macher selbst sparten nicht an Pathos. „Wir bieten Spiele ohne ausufernde Kosten und mit großer Nachhaltig­keit“, sagte Bewerbungs­chef Casey Wasserman. Es gehe nicht um Geld und nicht um den amerikanis­chen Stolz: „Mit der Olympische­n Bewegung wollen wir Spiele für eine neue Ära schaffen.“

Viele Probleme fallen weg. Da es sich um ein privat finanziert­es Konzept handelt, wird es keinen Krach über öffentlich­e Gelder geben. Auch drohen keine sogenannte­n „Weißen Elefanten“, also leerstehen­de Hallen und Stadien, weil die Sportstätt­en vor und nach den Spielen voll im Betrieb sind. Und die Bevölkerun­g steht hinter Olympia: 78 Prozent der Angelenos freuen sich auf die Spiele.

Clever stellte sich LA in den Verhandlun­gen um die Austragung 2024 an. Sie ließen bei der Doppelverg­abe Paris den Vortritt und erhielten ein Trostpflas­ter, das bis zu zwei Milliarden Euro betragen kann. 1,5 Milliarden Euro überweist das IOC. Zudem finanziert es spezielle Jugendproj­ekte in der Stadt.

 ?? FOTO: COFFRINI/AFP ?? Bewerbungs-Chef Tony Estanguet (links) und Bürgermeis­terin Anne Hidalgo präsentier­en stolz das Logo für die Sommerspie­le 2024. Nach 100 Jahren wird Olympia zurückkehr­en nach Paris.
FOTO: COFFRINI/AFP Bewerbungs-Chef Tony Estanguet (links) und Bürgermeis­terin Anne Hidalgo präsentier­en stolz das Logo für die Sommerspie­le 2024. Nach 100 Jahren wird Olympia zurückkehr­en nach Paris.

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