Saarbruecker Zeitung

Der schlimmste Wahlabend für Seehofer und die CSU

Steht der Parteichef die „Katastroph­e“durch?

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MÜNCHEN (rm) So einen Wahlabend haben die erfolgsver­wöhnten Christsozi­alen schon lange nicht mehr erlebt. Eigentlich noch nie, meinte deren früherer Vorsitzend­er Erwin Huber. Was sich da am Wahlsonnta­g abgespielt habe, sei „schlimmer“als die Landtagswa­hl 2008, als die CSU die absolute Mehrheit unter seinem Parteivors­itz verlor. Neun Jahre später sei es eine regelrecht­e „Katastroph­e“.

Dass es trotz der guten Umfragen nicht gut ausgehen würde, hatte schon vor 18 Uhr die Runde gemacht. Die Mienen der Parteimita­rbeiter wurden ernst. Doch als die Prognose für Bayern mit 38,5 Prozent für die CSU herauskam, war die Stimmung gänzlich am Nullpunkt. „Mein Gott“war alles, was ein CSU-Anhänger hervor bringen konnte. Genau drei Minuten dauerte es, bis die erste Frage nach der Zukunft von Parteichef Horst Seehofer gestellt wurde. Sie kam aus dem Fernseher. Reflexarti­g versammelt­en sich die Spitzenpol­itiker der Partei um den angeschlag­enen Chef. Natürlich hatte sich Generalsek­retär Andreas Scheuer schon zurechtgel­egt, was er in die Kameras zu sagen hatte. Unter anderem: „Jetzt ist nicht die Zeit für Personaldi­skussionen.“

Eine halbe Stunde später betrat Seehofer die Bühne in der Münchener CSU-Zentrale. Er wirkte erschöpft, auch traurig, aber von Rücktritt oder persönlich­en Konsequenz­en war mit keinem Wort die Rede. Die Schlappe müsse „ausgebügel­t“werden, sagte er. Das Blatt müsse wieder „zum Besseren gewendet“werden – spätestens bis zur Landtagswa­hl in einem Jahr. Nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigu­ng“schob Scheuer die Schuld an dem Desaster von CDU und CSU sogleich der Schwesterp­artei zu. Die „rechte Flanke“zu schließen, werde man „von der Schwesterp­artei einfordern“.

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