Saarland Schlusslicht bei der Krebsvorsorge
Viele Patienten scheuen die frühzeitigen Untersuchungen auch aus Angst, dass tatsächlich etwas entdeckt werden könnte.
Jährlich erkranken über 8600 Saarländer an bösartigen Tumoren, circa 3300 sterben daran. Zahlen der Techniker Krankenkasse zeigen, dass bei einem Bundesdurchschnitt von 59 Prozent TK-versicherter Frauen und 27 Prozent TK-versicherter Männer, im Saarland nur 52 Prozent Saarländerinnen und 22 Prozent Saarländer zur Krebsfrüherkennung gehen. Damit belegt das Saarland den letzten Platz. Die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland bestätigt diese Tendenz. Dabei gehen Männer noch seltener und erst in höherem Alter zur Krebsvorsorge als Frauen. Der Abstand zum Bundesdurchschnitt sei größer, weil traditionell die Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen in den neuen Bundesländern erfahrungsgemäß höher sei, da zu DDR-Zeiten Vorsorgeuntersuchungen betrieblich verpflichtet gewesen seien, wie Gunter Hauptmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung des Saarlandes, erklärt.
Worin liegt die Ursache für das Problem, dass so wenige Saarländer zu Vorsorgeuntersuchungen gehen? An einem Mangel an Information und Aufklärung liege es zumindest nicht, sagt Hauptmann der SZ. Krankenversicherungen riefen regelmäßig zur Vorsorge auf, die meisten Praxen richteten Systeme ein, die Patienten stetig an Vorsorgeuntersuchungen erinnerten, führt Hauptmann weiter aus. In Zukunft sollte auch Ärzten, besonders Hausärzten, die einen regelmäßigen Kontakt zu den Patienten haben, eine stärkere Rolle bei der Aufklärung über Vorsorgekampagnen zukommen. Diese liege zurzeit noch überwiegend bei den Krankenkassen, meint der Präsident der saarländischen Ärztekammer Josef Mischo. Er sagt, dass bereits in den Schulen begonnen werden sollte, das Bewusstsein für Prävention zu erhöhen und so die Gesundheitskompetenz zu steigern. „Je früher ein Tumor oder seine Vorstufen erkannt und behandelt werden, desto größer sind die Heilungschancen“, erklärt Christiane Firk, Landesgeschäftsführerin Saarland der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland.
Dies bestätigt auch Dr. Georg Jacobs, Vorsitzender des Regionalverbandes der niedergelassenen Hämatologen und Onkologen im Saarland mit Praxis in Saarbrücken. Seiner Erfahrung nach, herrsche durchaus ein weit verbreitetes Wissen zu Vorsorgeuntersuchungen, es gebe viele Aufklärungskampagnen und er finde es schade, dass dieses Angebot nicht angenommen werde. Das Programm zur Darmkrebsfrüherkennung sei im Saarland früh etabliert worden und er habe in seinen 20 Jahren Erfahrung als Onkologe auch eine Veränderung festgestellt. Es kämen weniger mittelfortgeschrittene Darmkrebspatienten in seine Praxis. Damit ändere sich zwar die Zahl der Erkrankungen nicht, aber es lägen bessere Ausgangslagen vor. Jährlich bräuchten 150 bis 200 seiner Patienten keine vorbeugende Chemotherapie mehr, weil sie zur Darmkrebsvorsorge gegangen seien, was man durchaus als spürbaren Rückgang bezeichnen könne. Dies lasse sich laut Jacobs aber durchaus noch verbessern. Die Darmkrebsvorsorge sei vielleicht nicht sehr angenehm, gerade weil die Patienten selbst aktiv werden und abführen müssten, dennoch sei es enorm wichtig, das Angebot wahrzunehmen. Die Lage würde sich weiter verbessern, wenn noch mehr Saarländer zu Früherkennungsuntersuchungen gingen: Weniger müssten sich dann einer Chemotherapie unterziehen. Vielleicht komme da aber auch etwas das „saarländische Laissez-faire“durch.
Weitere Ursachen, warum Saarländer selten zu Vorsorgeuntersuchungen gehen, sind laut Gesundheitsministerium außerdem die Angst, dass etwas entdeckt werden könnte, sowie die Unlust sich
„Je früher ein Tumor oder seine Vorstufen erkannt und behandelt werden, desto größer sind die Heilungschancen“
Christiane Firk
Landesgeschäftsführerin AOK Saarland
mit dem Thema Krebs auseinanderzusetzen. Darum bietet Jacobs eine Info-Veranstaltung und Aufklärungs-Kampagne für alle interessierten Bürger an. Am 30. September sind alle Interessierten in den Konferenzraum des Saarbrücker Schlosses eingeladen. Die Aufklärungsveranstaltung, in der die Besucher Informationen über neuste Behandlungsmethoden erhalten und die Möglichkeit haben, individuelle Gespräche mit Experten zu führen, findet am Samstag von 9.30
Uhr bis 14 Uhr statt.