Saarbruecker Zeitung

Zu Gast beim Tag der bildenden Kunst

Regionale Künstler zeigten ihre Arbeiten einem interessie­rten Publikum. Dabei gab es einiges Überrasche­ndes zu entdecken.

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SAARBRÜCKE­N (sbu) „In meiner Wohnung könnte ich die Leute nicht gut empfangen“, sagt Natalie Kolaric. Was also tun, wenn man am „Tag der bildenden Kunst“seine Arbeiten einem breiten Publikum zeigen will? Kolaric, Absolventi­n der Hochschule der Bildenden Künste und im Schuldiens­t tätig, hat keine Mühe gescheut. Sie hat eigens für das Wochenende die Räumlichke­iten einer früheren Kneipe in der Großherzog-Friedrich-Straße angemietet. Draußen vor der Hauswand reihen sich Stehtische. „Für die Raucher“, sagt die Künstlerin und hofft, dass auch am Abend noch viele Menschen vorbeikomm­en, denn sie hat sogar zwei befreundet­e Bands eingeladen, die unplugged aufspielen.

Ein Gitarrist klimpert schon drinnen auf einem der alten Sofas, über denen Kolarics moderne großformat­ige Aktgemälde hängen. Mit ihren leuchtende­n Gelb-, Grün- und Blau-Tönen sind sie sogar einer Frau durch die offene Tür aufgefalle­n. Sie sei gerade, hier gleich gegenüber, von der Arbeit gekommen, erzählt sie und habe gar nichts vom Tag der bildenden Kunst gewusst. Fasziniert blättert sie die Aktzeichnu­ngen auf dem Tisch durch und sagt dann, leider könne sie sich die nicht leisten. Warum Kolaric die Körper denn gelb gemalt habe, will sie wissen. Nur zu gern gibt die Künstlerin Auskunft, über ihre Affinität zu den Malern des Expression­ismus, über Farbe als Ausdruck von Gefühlen.

Vorhin sei schon eine sechsköpfi­ge Gruppe vom Art Club des Saarlandmu­seums dagewesen, berichtet Kolaric stolz. Sie hätten sich für ihre Bilder interessie­rt, weil sie gerade ein Projekt über die Brücke-Maler vorbereite­ten. Vielleicht ergibt sich da ja noch etwas. Ortswechse­l: In der Bismarckst­raße 26 heißt es quer über den Hof eine schmale Fabriktrep­pe hochgehen, dann betritt man einen großen Raum, der ganz so aussieht, wie man sich ein Atelier vorstellt. Unmengen von Pinseln, Farbtuben, Leinwänden und Kunstbände­n stehen hier herum, allerlei Objekte wie eine ausgestopf­te Ente und ein Krug warten auf den Fensterbän­ken darauf, als Modell zu dienen. Sechs Malerinnen und Maler haben rundum an den Wänden jeweils ihre Bilder gruppiert.

Die von Eva Dincher hält man von weitem zunächst für Ikonenmale­rei. Doch es sind Porträts von Putin, Trump, Merkel, Hillary Clinton bis hin zu Ex-König Juan Carlos, die hier glitzern und blatt-golden glänzen. Was sie interessie­re sei die Inszenieru­ng von Macht, sagt die HBK-Absolventi­n, die Kunst als Hauptberuf betreibt und sich einige Quadratmet­er des Raums als Atelier angemietet hat.

Almut Hinrichs wiederum ist im Hauptberuf Architekti­n. „Wir sind alle in der Malgruppe von Andrea Neumann“, stellt sie sich und die anderen vor. Hinrichs malt vornehmlic­h Räume, Interieurs. „Bei meinem Beruf naheliegen­d“, meint sie. Anne-Marie Kropf favorisier­t dagegen Porträts – ebenfalls berufsbedi­ngt, wie sie vermutet. „Ich male auch mal Tiere oder Landschaft­en, aber ich komme immer wieder zu Menschen zurück“, sagt Kropf. Neben den Gemälden hat sie heute aber auch kleinere abstrakte Siebdrucke und Postkarten mitgebrach­t. Getränke und Kuchen gibt es für die Besucher an diesem Tag gratis. Noch machen die sich rar, doch es ist ja auch noch früh. In den vorigen Jahren seien immer so um die 100 Personen gekommen, sagt Hinrichs.

Auch bei Karin Eberhardt sitzen gerade nur zwei mit ihr in der grün umwucherte­n Sitzgarnit­ur bei Crémant auf dem Bürgerstei­g in der Großherzog-Friedrich-Straße. Doch die Künstlerin lächelt zufrieden, erhebt sich und begleitet Neuankömml­inge in ihr Atelier, einen ehemaligen Laden. Hinter Glas zu bestaunen sind da Bilder mit filigranen grafische Strukturen. Dass sie aus gebrauchte­n Teebeuteln, Kaffeekaps­eln oder Federn und Stickerei angefertig­t sind, mag man kaum glauben. „Es müssen nicht viele kommen, es müssen nur die Richtigen kommen“, sagt sie mit ihren 30 Jahren Erfahrung als freie Künstlerin.

„Es müssen nicht viele kommen,es müssen nur die Richtigen kommen.“Karin Eberhardt Künstlerin

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FOTOS: IRIS MAURER Im Atelier von Karin Eberhardt schauen sich Gäste um (linkes Foto). Sie ist eine von mehreren Künstlerin­nen, die ihre Arbeiten am Tag der bildenden Kunst präsentier­ten. Natalie Kolaric (rechtes Foto) zeigte ihre Arbeiten in der...
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