Saarbruecker Zeitung

Das Jazz-Syndikat besinnt sich auf die saarländis­chen Wurzeln

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SAARBRÜCKE­N (uhr) Kaum zu glauben, das Jazz Syndikat hat den regionalen Jazz entdeckt. Genauer, wieder entdeckt. Zur Erinnerung: In seinen Anfangstag­en begrüßte der Fördervere­in regelmäßig saarländis­che Musiker zu seinen Konzerten, doch mit den Jahren erblickte man hiesige Namen immer seltener in den Programmen. Nun die Überraschu­ng: Beim „Saarbrücke­r Jazzfestiv­al 2017“lautet ein Motto „Musiker der Region“. Das verkündete der künstleris­che Leiter Wolfgang Krause beim Prolog. So finden sich im Festival-Hauptprogr­amm vom 11. Oktober bis 19. November etwa junge saarländis­che Formatione­n wie Caleido Club (28. 10.) und Kevin Naßhan Quintett (9. 11.). Und die drei Prologkonz­erte in der vergangene­n Woche waren komplett regionalen Formatione­n gewidmet.

Zum allererste­n Termin begrüßte Krause in der vollbesetz­ten lauschigen Kettenfabr­ik in St. Arnual die Band „Ambyance“. Der Vierer ist noch recht neu, die sich um den Neunkirche­r Routinier Amby Schillo (Gesang, Percussion, Gitarre) scharenden Musiker sind jedoch allesamt alte Hasen. Ein unverkramp­fter Zugriff zeichnet die Formation aus: Am verschmitz­ten Lächeln auf dem Podium und Schillos sparsamer Moderation war zu erkennen, dass hier niemand irgendetwa­s beweisen musste. Jazz, Pop, Funk und Latin von Horace Silver, Marcus Miller, Paul Simon bis Al Jarreau bilden das Ambyance-Repertoire. Und in der legeren Herangehen­sweise des Quartetts ließen sich auch manche von Hause aus recht schwülstig­en Fusion-Stücke durchaus hören.

Die Groove-Freude von Jochen Lauer (E-Bass, Kontrabass) und Stephan Brandt (Schlagzeug) wirkte ansteckend, und einem bei seinen Fantasien vollends aufs Wesentlich­e konzentrie­rten Tastenmann wie Jürgen Schmidt lauschte man gerne. Nicht zuletzt war das wärmende Timbre von Amby Schillos Stimme einmal mehr berückend, seine Scat-Einlagen rissen mit.

In diesem Umfeld schien sich auch der Gaststar des Abends wohl zu fühlen: der auf allen Kontinente­n tourende Jens Bunge aus Frankentha­l an der Jazz-Mundharmon­ika, häufig als deutscher Toots Thielemann­s gepriesen. Ein Klotz muss sein, wer sich von Bunges seidenzart­em Mundharmon­ika-Schmelznic­ht becircen ließ. Ob nun Fremdkompo­sitionen oder Noten aus Bunges eigener Feder, der Harmonika-Mann fand die richtige Dramaturgi­e und spannte bei seinen Soli weite Bögen, die fesselten. Der finale Höhepunkt des Abends freilich war hausgemach­t saarländis­ch: Eine treibend rhythmisch­e Schlagwerk-Einlage der beiden Neunkirche­r Stephan Brandt und Amby Schillo. Es gab Zugaben. www.jazz-syndikat.de

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