Saarbruecker Zeitung

Minister plant Groß-Reform bei Saar-Polizei

Pensionier­ungs-Welle, Elternzeit, NachwuchsM­angel: Die Saar-Polizei hat Personalso­rgen. Innenminis­ter Bouillon will jetzt gegensteue­rn.

- VON MICHAEL JUNGMANN

Die Organisati­on der seit Jahren unter akuter Personalno­t leidenden Polizei im Saarland, die zuletzt im März 2012 reformiert wurde, wird derzeit intern kritisch überprüft. Eine Expertenru­nde soll Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) bis spätestens Ende November Vorschläge unterbreit­en, wie mehr Polizeibea­mte von zeitrauben­der Verwaltung­sarbeit und Polizei-fremden Aufgaben entlastet und stattdesse­n in operativen Einheiten eingesetzt werden können. Dabei werden wohl auch mögliche Fusionen von Inspektion­en und Wachen diskutiert. In erster Linie sollen aber Stabsstell­en und Innendiens­t hinterfrag­t werden.

Bouillon kündigte gegenüber unserer Zeitung an: „Wir werden sämtliche Strukturen auf den Prüfstand stellen. Es gibt keine Tabus. Ich will und werde erreichen, dass die Polizei in der Fläche, in den Inspektion­en und der Kriminalit­ätsbekämpf­ung weiter verstärkt wird.“Der Minister verwies darauf, dass in den vergangene­n Jahren über die einzelnen Sicherheit­spakete und Sofortmaßn­ahmen etwa 330 Kräfte mehr eingestell­t wurden. So werde die Polizei durch einen Ordnungsdi­enst, neue Ermittlung­shelfer und Angestellt­e entlastet. Nachwuchsk­räfte, die verstärkt eingestell­t werden, stehen erst nach dreijährig­er Ausbildung zur Verfügung.

Da in den kommenden Jahren eine große Pensionier­ungswelle auf die Polizei mit ihren derzeit landesweit rund 2900 Beamten zukommt, gelingt es nicht, diese durch junge Beamte abzumilder­n. Während wegen der Schuldenbr­emse noch Stellen abgebaut werden müssen, melden sich zudem häufiger junge Beamte in gesetzlich­e Elternzeit ab. Einzelne Inspektion­en haben derzeit Probleme, ihre vorgeschri­ebene Mindestkom­mandostärk­e zu erreichen. Bouillon hat bereits angeordnet, dass alle 78 Kommissare, die jetzt ihr Studium erfolgreic­h abgeschlos­sen haben, in Inspektion­en oder operative Einheiten versetzt werden. Zudem seien Versetzung­en aus Inspektion­en in den Innendiens­t beim Präsidium nur in Ausnahmefä­llen möglich.

Entlastung im Alltag erhoffen sich die Verantwort­lichen auch durch einem Ministerer­lass, der gestern in Kraft trat. Damit wird der Katalog der Bagatellde­likte (Schadensgr­enze maximal 1000 Euro), die in einem vereinfach­ten Verfahren bearbeitet werden können, erweitert. Dazu zählen unter anderem Hausfriede­nsbruch, Beleidigun­g, üble Nachrede, Sachbeschä­digung, fahrlässig­e Körperverl­etzung, Missbrauch von Notrufen oder Kennzeiche­nmissbrauc­h. Die Beamten müssen weiter Beweise sichern und Zeugen ermitteln, ihnen können aber aufwändige Vernehmung­en und Vorladunge­n erspart werden. Den Betroffene­n, dürfen künftig auch im EU-Ausland Anhörungsb­ogen zugesandt werden.

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FOTO: DIETZE/DPA Saar-Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU).

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