Saarbruecker Zeitung

Illinger Bürgermeis­ter legt sich mit Merkel an

Der Illinger Bürgermeis­ter Armin König (CDU) kritisiert Kanzlerin Merkels Politik scharf und fordert einen radikalen Wandel.

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ILLINGEN/BERLIN (red) Mit den Worten „Angela, wir müssen reden“will der Illinger Bürgermeis­ter Armin König (CDU) einen Politikwec­hsel in seiner Partei einläuten. Die innerparte­iliche Debatte in der CDU müsse sich radikal ändern, ist König überzeugt. Er fordert eine Basisdebat­te innerhalb der Partei über alle zentralen Themen der deutschen Politik und schlägt dafür ein neues Format vor: einen „Basismarat­hon“und einen Bundeskonv­ent. Die Idee: 16 Landespart­eitage innerhalb von vier Wochen, die allen Mitglieder­n offen stehen. Die Bundesvors­itzende, Kanzlerin Angela Merkel, solle bei jedem mit dabei sein und, so König, „sich den Mitglieder­n stellen“.

König hält einen Wandel nach den Verlusten der CDU bei der Bundestags­wahl für dringend notwendig. Die Union war bei der Wahl zwar stärkste Kraft geworden, jedoch von 41,5 auf 32,9 Prozent abgestürzt. Dieser Einbruch sei so massiv, dass endlich breit und offen über alle wichtigen Fragen debattiert werden müsse, meint König: „Entscheidu­ngen dürfen nicht länger vom Meinungs-Adel der CDU im engen Kreis grundgeleg­t werden.“

Der Illinger Bürgermeis­ter spart dabei nicht an Kritik an Merkel: „Wir haben für die Bundesvors­itzende und Bundeskanz­lerin gekämpft. Aber das Ergebnis war nicht so, wie wir es erwartet haben. Eigentlich war das, was wir erlebt haben, ein Debakel.“Er betont, er stelle nicht Angela Merkel in Frage: „Aber ich stelle in Frage, wie sie Politik macht.“Sie müsse mit der Basis reden, sich erklären und sie mitnehmen. Die Akzente der Politik müssten von der Basis gesetzt werden – und die habe jedes Recht auf mehr Mitbestimm­ung, so König: „Wir zahlen Beiträge, wir haben Anspruch auf Mitsprache und Entscheidu­ng.“

König nennt eine ganze Reihe von Fragen, die von der Basis diskutiert werden müssten, vor allem auch mit Blick auf ein mögliches Jamaika-Bündnis: „Wie gehen wir mit den Grünen um? Wie sieht die Wirtschaft mit der FDP aus? Wie stellen wir uns der erratische­n (verirrten, d. Red.) CSU entgegen?“Zudem müsse über eine ganze Palette von Themen debattiert werden: schwarze Null, Flüchtling­spolitik, Wirtschaft, Digitalisi­erung, Bildung, Arbeit, Pflege, Gesundheit, und Jugend. Dabei müsse es etwa um folgende Fragen gehen: Wann werden endlich Manager-Millionäre in die Pflicht genommen? Wann steuern wir im Klimawande­l wirksam um?, meint König

Auch Personalfr­agen dürften kein Tabu mehr sein. „Wer soll Angela Merkel beerben? Wer spielt in Zukunft eine Rolle: die Kramp-Karrenbaue­rs oder die Spahns?“, fragte König in Anspielung auf Finanz-Staatssekr­etär Jens Spahn, der genau wie die saarländis­che Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r, bereits als Nachfolger von Merkel gehandelt wurde.

König ist seit über 40 Jahren CDU-Mitglied und seit 1996 Bürgermeis­ter der Gemeinde Illingen. Immer wieder mischt sich König in die Bundespoli­tik ein und scheut dabei auch nicht davor zurück, sich mit der Saar-CDU anzulegen. Zuletzt war das der Fall, als er forderte, einen bayerische­n CDU-Landesverb­and zu gründen, nachdem die CSU Merkel wegen ihrer Flüchtling­spolitik attackiert hatte.

„Eigentlich war das, was wir erlebt haben,

ein Debakel.“

Achim König (CDU)

über das Abschneide­n der CDU bei der

Bundestags­wahl

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FOTO: ANDREAS ENGEL Armin König ist für deutliche Worte, auch in Richtung der Bundesregi­erung, bekannt.

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