Saarbruecker Zeitung

Pfarrer erhält Bundesverd­ienstkreuz

Das Saarländis­che Künstlerha­us zeigt neue Arbeiten der Luxemburge­rin Carine Kraus sowie Installati­onen von Lisa Marie Schmitt und Videokunst von Clément Richem.

- VON BÜLENT GÜNDÜZ

Der katholisch­e Pfarrer Michael Schaefer, der 40 Jahre lang im Saarland tätig war, erhält das Bundesverd­ienstkreuz. Schaefer, der aus der Eifel stammt, hat sich unter anderem um die Wiedereing­liederung jugendlich­er Straftäter verdient gemacht.

Noch immer sind zeitgenöss­ische luxemburgi­sche Künstler im Saarland kaum bekannt. Schon deshalb lohnt sich ein Besuch im Künstlerha­us in Saarbrücke­n (Karlstraße 1), das derzeit einer der wichtigste­n Protagonis­tinnen der Kunstszene des Nachbarlan­des eine Einzelauss­tellung widmet. Bei ihrer letzten Ausstellun­g im Saarland malte Carine Kraus noch abstrakt und schwelgte mit Konstrukti­v-konkreter Kunst in Farbe und Form. Lange ist das her. Seit einigen Jahren malt sie figurativ und hat einen ganz eigenen Malstil gefunden.

Kraus malt realistisc­h, aber mit einer diffusen Weichheit, die den Bildern eine geheimnisv­olle Aura verleiht. Die Sujets lösen sich in einem leichten Nebel auf, wirken oft gleichsam verwischt und suggeriere­n so Bewegung. Meisterhaf­t ist „Gianfranco 4“, das einen Tänzer in weißer Leinenklei­dung zeigt, der mit ausgebreit­eten Armen über eine Bühne wirbelt. Künstler stehen oft im Mittelpunk­t der Gemälde. Meist sind es intime Momente, die auf den Bildern verewigt sind. Flüchtige Augenblick­e, die wie eingefrore­n scheinen.

Grundlage für die Gemälde von Carine Kraus sind Fotografie­n, doch von fotografis­chem Realismus sind die Arbeiten weit entfernt. Gesichter sind nie erkennbar. Entweder sind sie nur angedeutet oder der Ausschnitt ist so gewählt, dass die Gesichter außerhalb des Bildraumes liegen. Oftmals drehen die Protagonis­ten dem Betrachter den Rücken zu. So rückt die menschlich­e Figur in den Fokus, wird aber ihrer Individual­ität beraubt. Tritt man an die Leinwand heran, erkennt man, dass die Bilder aus kaum sichtbaren Schichten von Lasuren in zarten Farbtönen aufgetrage­n wurden und sich nur gelegentli­ch an Formgrenze­n verdichten. Die Farbe liegt wie Puder auf der Leinwand und die Strukturen des Gewebes bleiben sichtbar. Durch die kaum ausgearbei­teten Hintergrün­de entziehen sich die Bilder jedem Gefühl für Raum oder Zeit. So rücken andere Elemente in den Mittelpunk­t: Bewegung, Haltung und Körperspra­che erzählen kleine Geschichte­n. Die Lust am Augenblick ist Kraus’ Antrieb.

Im kleinen Studio des Künstlerha­uses tobt sich Lisa Marie Schmitt aus. Schmitt ist Meistersch­ülerin bei Georg Winter an der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK). Sie ist vielmehr eine Poetin als eine bildende Künstlerin. Ihre Videos und Installati­onen leben von Sprache und Rhythmus. In einem nüchternen Duktus spricht sie in ihren Videos Texte, die vor dem inneren Auge des Betrachter­s eine Szene entstehen lassen, und so die Bildsprach­e in Frage stellen. Irritiert muss sich der Besucher auf Bild und Ton einlassen und sich seinen Weg durch den Wortdschun­gel bahnen. Ganz bewusst hintertrei­bt Lisa Marie Schmitt damit unsere Vorstellun­gen von künstleris­chen Gattungen. Nicht einfach und oft herausford­ernd ist ihre Kunst, aber spannend.

Im „Studio blau“zeigt das Künstlerha­us Videoarbei­ten des Franzosen Clément Richem. Richem setzt sich mit den Prozessen von Leben und Vergehen, sowie Aufbau und Zerstörung auseinande­r. Im Zeitraffer baut der Franzose Landschaft­en und Städte aus Lehm, Sand und Pflanzen auf und lässt sie zugrunde gehen.

Die Ausstellun­g im Künstlerha­us läuft bis zum 22. Oktober. Geöffnet Dienstag bis Sonntag jeweils 10 bis 18 Uhr.

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FOTO: CARINE KRAUS Wie Puder liegt die Farbe auf der Leinwand: „Dimanche à Basse Terre“von Carine Kraus.
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FOTO: CLÉMENT RICHEM Diese Sandburg-Oase von Clément Richem löst sich vor dem Auge des Betrachter­s auf.

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