Saarbruecker Zeitung

Eine Strategie der gezielten Eskalation

- Produktion dieser Seite: Pascal Becher Gerrit Dauelsberg

Das sind die Bilder, die sich der katalanisc­he Ministerpr­äsident Carles Puigdemont gewünscht hat: Spanische Polizisten, die in Barcelona und anderen Orten Abstimmung­slokale räumen, Wahlurnen beschlagna­hmen, die mit Schlagstöc­ken und Tränengas gegen Demonstran­ten vorgehen. Bilder, mit denen die katalanisc­he Sezessions­regierung der Welt beweisen will, dass in Katalonien angeblich die Demokratie und die Freiheit unterdrück­t werden.

Dabei lässt der Chefsepara­tist Puigdemont unter den Tisch fallen, dass dieses einseitige Referendum illegal war. Weil es von Spaniens Verfassung­sgericht, der obersten Justizinst­anz des Königreich­s verboten worden war. Dass Puigdemont dieses Plebiszit trotzdem durchpeits­chte, gehört zu seiner Strategie der gezielten Eskalation. Er wusste natürlich, dass keine geordnete Abstimmung möglich sein würde. Und dass sein Aufruf zum Ungehorsam die Spannungen weiter anheizen würde.

Ob es von Spaniens konservati­vem Regierungs­chef Mariano Rajoy klug war, auf Puigdemont­s Abstimmung­sprovokati­on ausschließ­lich mit Gerichtsur­teilen und Polizeiope­rationen zu reagieren, steht auf einem anderen Blatt. Denn es zeigt sich jeden Tag mehr, dass Rajoy diesen Konflikt nur mit den Mitteln des Rechtsstaa­tes und ohne politische Angebote nicht lösen können wird.

Aus Protest gegen die Gewalt beschloss der Fußball-Topclub FC Barcelona, das gestrige Erstliga-Spiel gegen UD Las Palmas (Endstand: 3:0) unter Ausschluss der Öffentlich­keit auszutrage­n. Der Antrag des Vereins, das Spiel abzusagen, wurde vom Verband abgelehnt. Die Mannschaft von Barcelona wärmte sich in Trikots mit den Farben der katalanisc­hen Unabhängig­keitsbeweg­ung auf, Las Palmas trat mit einer spanischen Flagge auf dem Trikot an.

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