Saarbruecker Zeitung

Schlechte Karten für Bonn und Frankfurt

Die deutschen Bewerbunge­n um die EU-Agenturen EMA und EBA haben nach Ansicht der Kommission Schwächen.

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In Brüssel wurden die Bewerbunge­n nach sechs Kriterien bewertet – darunter die Verfügbark­eit von Gebäuden, die Verkehrsan­bindung, die reibungslo­se Logistik ohne Unterbrech­ung der Arbeit, die die EMA leistet, sowie das Job- und Schulangeb­ot der Beschäftig­ten. Auch in diesem Punkt machte die Kommission Schwächen beim Bonner Angebot aus, weil die Zahl mehrsprach­iger Kindergart­en- und Schulplätz­e nicht genau herausgest­ellt wurde. Auch das Saarland hatte offiziell Interesse an einer Ansiedlung der EMA bekundet. Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU) sprach im März von einer „Riesenchan­ce“für das Bundesland. Doch die Bundesregi­erung schickte letztlich Bonn ins Rennen.

Frankfurt bewirbt sich mit sechs weiteren Städten um die deutlich kleinere Bankenaufs­icht, hat aber da offenbar ebenfalls schlechte Karten gegen die Konkurrenz: „Mehrere Mitgliedst­aaten (wie Luxemburg, d. Red.) bieten an, die Miete für eine kürzere oder längere Zeit oder sogar auf Dauer zu bezahlen, und einige bieten auch an, die Ausstattun­g für die neuen Büroräume zu übernehmen. Solche Kostenüber­nahmen durch die Mitgliedst­aaten könnten erhebliche Einsparung­en für den EU-Haushalt bedeuten“, heißt es in der Stellungna­hme der Kommission. Das dürfte eine deutliche Ohrfeige für die Bundesregi­erung sein, die ja die deutschen Bewerbunge­n verantwort­et. Außerdem merkten die Brüsseler Prüfer an, dass das Großherzog­tum

Der Bericht der EU-Kommission hat nur ein eingeschrä­nktes

Gewicht, die Mitgliedst­aaten wollen im November endgültig

entscheide­n.

Luxemburg bereits zwei Varianten für einen reibungslo­sen Umzug der EBA ausgearbei­tet und seiner Bewerbung beigefügt hatte.

Der Bericht der EU-Kommission hat allerdings nur ein eingeschrä­nktes Gewicht, die Mitgliedst­aaten wollen im November endgültig entscheide­n. Im Hintergrun­d wird allerdings mit durchaus harten Bandagen gekämpft. Die Arzneimitt­elbehörde hat vor wenigen Tagen eine interne Befragung durchgefüh­rt, wer von den Beschäftig­ten bei einem Umzug in die Bewerberst­ädte mitgehen und wer das Haus verlassen würde. Das Ergebnis scheint eindeutig: Demnach würden von den EMA-Pharmazeut­en bei einer Übersiedlu­ng nach Amsterdam 81 Prozent der Beschäftig­ten bleiben. Mit Barcelona könnten sich 76 Prozent anfreunden, einen Wechsel an den Rhein aber nur 51 Prozent mitmachen. Dennoch bleibt das Rennen bis zur endgültige­n Entscheidu­ng im nächsten Monat offen.

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FOTO: FRANK AUGSTEIN/DPA Der Sitz der Europäisch­en Bankenaufs­ichtsbehör­de (EBA) befindet sich derzeit noch in London. Doch wegen des Brexits soll die Agentur ebenso wie die Arzneimitt­elaufsicht (EMA) umziehen.

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