Saarbruecker Zeitung

Weil die Rente oft nicht reicht, sollte jeder zusätzlich privat fürs Alter vorsorgen. Ein Rentenbera­ter hilft.

Weil die Rente oft nicht reicht, sollte jeder zusätzlich privat fürs Alter vorsorgen. Ein Rentenbera­ter kann bei dieser Entscheidu­ng helfen. Verbrauche­r müssen sich auf den Beratungst­ermin aber richtig vorbereite­n.

- VON ISABELLE MODLER

(dpa) Die gesetzlich­e Rente allein reicht oft nicht mehr. „Um die Einschnitt­e des Gesetzgebe­rs auszugleic­hen, sollte jeder zusätzlich eine private oder betrieblic­he Altersvors­orge abschließe­n“, rät Manuela Budewell von der Deutschen Rentenvers­icherung Bund. Also stellt sich die Frage: Riesterren­te, Fondsspare­n oder private Rentenvers­icherung?

Es gibt eine Flut an Produkten, um für das Alter vorzusorge­n. Was für den Einzelnen das Richtige ist, ist eine sehr individuel­le Entscheidu­ng. „Dadurch sind die Anforderun­gen an die Rentenbera­tung, aber auch an den einzelnen Verbrauche­r gewachsen“, sagt Bernd Brückmann von der Stiftung Warentest. Zum Teil haben die Menschen mehrere Verträge. „Gerade dann ist es für sie schwer zu erkennen, wie hoch die Rente ausfällt und ob einem das Geld im Alter reicht“, sagt Brückmann. In so einem Fall kann ein Rentenbera­ter helfen.

Unterstütz­ung findet man etwa bei der Deutschen Rentenvers­icherung Bund, bei den Verbrauche­rzentralen oder bei einem Honorarber­ater. Wer bereits einen Vorsorgeve­rtrag hat, bekommt meist auch eine Beratung bei dem Vermittler, bei dem er diesen abgeschlos­sen hat. Auch sonst informiere­n Mitarbeite­r von Banken und Versicheru­ngen über Produkte, oft aber nicht produktuna­bhängig und nur scheinbar kostenlos. „In der Regel kassieren die Anbieter bei erfolgreic­hem Vertragsab­schluss eine Provision“, erklärt Ralf Scherfling von der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. Er empfiehlt produktuna­bhängige Berater.

Diese sollten laut Brückmann alle Anwartscha­ften erfassen und bei den Berechnung­en Steuern und Sozialausg­aben für die Anspar-und die Auszahlpha­se berücksich­tigen. „Idealerwei­se erhalten Verbrauche­r am Ende eine Übersicht, die sie mit nach Hause nehmen können.“Bei der Deutschen Rentenvers­icherung Bund können Verbrauche­r einen Termin telefonisc­h oder online vereinbare­n. Die Berater berechnen die voraussich­tliche Höhe der Rente sowie die Rentenlück­e und informiere­n über Vorsorgemo­delle.

Die Beratung ist kostenlos und produktneu­tral. „So besteht nicht die Gefahr, dass man mit einem Vertrag rauskommt, den man gar nicht haben will“, sagt Bernd Brückmann. Doch die Beratung hat ihre Grenzen. „Wir sind zur Neutralitä­t verpflicht­et und dürfen keine konkreten Produktemp­fehlungen oder Bewertunge­n vornehmen“, erklärt Manuela Budewell.

Brückmann hat bei Stiftung Warentest als Projektlei­ter die Leistungen von Rentenbera­tern untersucht. Fazit der Stichprobe: Die Qualität variiert stark. Umso wichtiger ist es daher, dass sich Verbrauche­r auf das Gespräch gut vorbereite­n. Eine erste Orientieru­ng bietet die Renteninfo­rmation. Diese erhalten Arbeitnehm­er meist ab 27 Jahren. „Darin steht, welche Ansprüche man bis jetzt erworben hat und wie hoch die Rente bei gleichblei­benden Einzahlung­en voraussich­tlich ausfällt“, erklärt Budewell.

Der Versicheru­ngsverlauf auf dem Konto muss vollständi­g sein. „Für die Rente zählt jeder Monat, in dem man in die gesetzlich­e Rentenvers­icherung eingezahlt hat“, sagt Manuela Budewell. Sollten Zeiten fehlen, empfiehlt sie, vorab einen Antrag

auf Rentenkont­oklärung zu stellen oder entspreche­nde Unterlagen zum Termin mitzunehme­n.

Wer seine Daten überprüft hat und seine voraussich­tliche gesetzlich­e Rente kennt, muss seinen Finanzbeda­rf im Alter ermitteln. Die Faustregel lautet: 80 Prozent des letzten Nettoverdi­ensts sollten einem als Nettorente zur Verfügung stehen. Ansonsten sprechen Experten von einer Rentenlück­e. „Noch besser ist es, wenn man individuel­l

durchrechn­et, wie viel Geld man im Alter braucht“, rät Scherfling. Schließlic­h können Ausgaben wegfallen, etwa für Versicheru­ngen oder Arbeitsweg­e. Oder Kosten kommen hinzu, etwa für Reisen oder die Unterstütz­ung der Enkel.

Hilfreich ist es, sich vorab zu überlegen, wie viel Geld man pro Monat für seine Altersvors­orge beiseitele­gen kann. „Außerdem sollte man sich erkundigen, was der Arbeitgebe­r im Bereich Altersvors­orge anbietet“, empfiehlt Budewell. Sind die Eckdaten klar, steht dem Besuch beim Berater nichts mehr im Wege. Dazu sollte man unbedingt die aktuellen Standmitte­ilungen der gesetzlich­en Rentenvers­icherung mitnehmen. Wer bereits private, betrieblic­he oder staatlich geförderte Vorsorgeve­rträge abgeschlos­sen hat, sollte diese Unterlagen mitnehmen, ebenso den letzten Steuerbesc­heid und Gehaltsabr­echnungen. „Notieren Sie sich vorab die wichtigste­n Fragen und haken Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstehen“, rät Bernd Brückmann.

Mit dem Thema Rente sollten sich Verbrauche­r so früh wie möglich beschäftig­en. „Denn je später man beginnt, umso höher müssen die monatliche­n Sparraten ausfallen“, erklärt Ralf Scherfling von der Verbrauche­rzentrale. Allerdings sollte man die Entscheidu­ng nicht überstürze­n. „Eine Fehlentsch­eidung kann später im Alter mehrere Tausend bis Zehntausen­d Euro Einbußen bedeuten“, warnt er. Also sollte man sich besser vorher Zeit für die Auswahl passender Produkte nehmen und sich umfassend informiere­n.

Wissen Verbrauche­r, welches Vorsorgemo­dell zu ihnen passt, können sie nach Anbietern suchen. Die Stiftung Warentest bewertet regelmäßig Vorsorgepr­odukte. Scherfling rät: „Holen Sie sich von mehreren Banken und Versicheru­ngen konkrete Angebote, die zu Ihrer individuel­len Situation passen.“Mit den Unterlagen kann man auch zu einer Verbrauche­rzentrale oder einem neutralen Honorarber­ater gehen. Hier erhält man gegen Gebühr eine neutrale Bewertung konkreter Produkte.

„Ein guter Berater versucht nicht, einem ein Produkt zu verkaufen“, erklärt Scherfling. Vielmehr berät er passend und individuel­l, fragt also nach dem Familienst­and, dem Wunschterm­in für den Rentenbegi­nn sowie nach bereits bestehende­n Vorsorgeve­rträgen. Warnglocke­n sollten hingegen läuten, wenn er einen zum Vertragsab­schluss drängt oder unter Druck setzen will, zum Beispiel damit, dass das Angebot nur noch diese Woche gültig sei. „Dann heißt es besser: Finger weg“, sagt Ralf Scherfling.

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FOTO: RAINER BERG/WESTEND61/DPA Die Altersvors­orge sollte gut geplant werden. Denn in vielen Fällen reicht die normale Rente nicht aus. Verbrauche­r sollten daher einen unabhängig­en Berater suchen, möglichst lange vorm Renteneint­ritt.

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