Saarbruecker Zeitung

„Keine Maut für Großraum Saarbrücke­n“

Bernd Wegner hat den Sprung in den Bundestag verpasst. Als CDU-Landtagsab­geordneter will er sich weiter für die Stadt einsetzen.

- DAS INTERVIEW FÜHRTE JÖRG WINGERTSZA­HN

Herr Wegner, Ihr Wahlkampf war eher wirtschaft­spolitisch geprägt. Haben am Ende sozialpoli­tische Fragen den Ausschlag gegeben, sodass die Wähler in Saarbrücke­n lieber SPD gewählt haben?

WEGNER: Im Wahlkampf habe ich nicht nur auf wirtschaft­spolitisch­e Themen gesetzt, sondern auch auf sozialpoli­tische. Ich glaube aber nicht, dass das den Ausschlag gegeben hat. Dass es nicht geklappt hat, liegt an dem starken Einbruch der CDU bundesweit. Unter Normalbedi­ngungen hätte es wohl für mich gereicht.

Wie sieht Ihre politische Zukunft aus?

WEGNER: Wie Sie sehen, komme ich gerade aus dem Wirtschaft­sausschuss im Landtag. Ich werde mich auch weiterhin auf meine Arbeit hier im saarländis­chen Landtag und die Wirtschaft­spolitik konzentrie­ren. Natürlich bleibt ein leichtes Bedauern. Alles andere würde ja bedeuten, dass man nicht mit ganzem Herzen bei der Sache war. Gerne hätte ich im Bundestag an den großen Schrauben gedreht.

Was hätten Sie als Erstes im Bundestag angepackt, wenn es denn geklappt hätte?

WEGNER: Wir müssen den Wirtschaft­sstandort weiter stärken. Das fängt an bei den Verkehrswe­gen. Die zur Verfügung stehenden Mittel des Bundes zum Straßenbau müssen sinnvoll genutzt werden, zum Beispiel für die Verbindung der Autobahn 1 mit der A 620 und mit der A 623. Eine Umfahrung würde die Innenstadt enorm entlasten. Die Finanzmise­re der Kommunen muss verbessert werden. Saarbrücke­n hat über zwei Milliarden Euro Schulden. Durch bloßes Sparen entkommt die Stadt nicht dem Schuldenst­rudel. Nicht nur für das Bundesland — wir brauchen auch für überschuld­ete Städte Hilfen vom Bund. Die Stadt und das Umland von Saarbrücke­n müssen für die Menschen, die hier leben, attraktiv bleiben. Der Handel ist auf die Gäste aus der Großregion angewiesen, schafft Wirtschaft­skraft und somit Arbeitsplä­tze, deshalb: keine Maut für den

Großraum Saarbrücke­n.

Was muss man in Saarbrücke­n und im Regionalve­rband jetzt angehen?

WEGNER: Mein Ziel ist eine starke und lebenswert­e Region Saarbrücke­n. Die Wirtschaft, das Handwerk, der Handel und die Industrie: Alle stehen durch die Globalisie­rung und die Digitalisi­erung vor großen Veränderun­gen. Damit unsere Region diesen Wandel schaffen und bestehen kann, müssen die Rahmenbedi­ngungen stimmen. Manchmal müssen sie neu überdacht und angepasst werden. Ich wollte im Bundestag in Berlin alles dafür tun, dass die Voraussetz­ungen in unserer Region den Mittelstan­d, das Handwerk, den Handel und die Industrie fördern und verbessern. Damit es den Menschen in Saarbrücke­n und seiner Umgebung weiterhin gut geht.

Im Regionalve­rband gibt es überdurchs­chnittlich viele Hartz-IV-Empfänger. Können Sie denen Hoffnung machen, dass diese Regelung aufgeweich­t oder gar abgeschaff­t wird?

WEGNER: In erster Linie müssen wir es schaffen, den Menschen, die in Hartz IV gefallen sind, wieder Hoffnung und Perspektiv­en zu geben. Von der guten wirtschaft­lichen Lage unseres Landes sollen alle profitiere­n. In den nächsten Jahren wollen wir Vollbeschä­ftigung schaffen. Das heißt, dass jeder, der Arbeit sucht, diese auch finden kann.

Das Thema Altersarmu­t kam im Bundestags­wahlkampf zu kurz. Was werden Sie tun, um die fortschrei­tende Altersarmu­t gerade im Regionalve­rband zu bekämpfen?

WEGNER: Die gesetzlich­e Rente ist zentraler Pfeiler der Altersvors­orge. Daneben sind Betriebsre­nten und die private Vorsorge ebenfalls von großer Bedeutung für eine nachhaltig­e und gute Altersvers­orgung. Das Ziel bleibt es weiterhin, Altersarmu­t zu vermeiden. In den letzten Jahren wurden die Zurechnung­szeiten für Erwerbsmin­derungsren­ten in diesem Zeitraum zweimal erhöht. Damit bekämpfen wir Altersarmu­t bei denen, die aufgrund von Krankheit vorzeitig in Rente gehen mussten. In der neuen Wahlperiod­e wollen wir für diese Personengr­uppe weitere Verbesseru­ngen durchsetze­n.

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FOTO: HWK SAAR Bernd Wegner.

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