Saarbruecker Zeitung

Nur der Achter erfüllt seine Mission

Deutsches Paradeboot gewinnt Gold, die Bilanz der WM in Florida ist aber mau.

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SARASOTA (sid) Schlagmann Hannes Ocik rang kurz nach Luft, dann brachte sein Jubel fast das Boot zum Kentern: Der Deutschlan­d-Achter ist in Florida mit einer Glanzleist­ung zur ersehnten ersten WM-Goldmedail­le seit 2011 gerudert. Das Flaggschif­f der Deutschen Ruderverba­ndes holte den Titel vor Gastgeber USA und Italien und krönte ein sensatione­lles Jahr mit der endgültige­n Rückkehr an die Weltspitze.

Bei Temperatur­en von 30 Grad behielt das Paradeboot der deutschen Flotte kühlen Kopf. Nach einem ordentlich­en Start übernahm die Crew von Bundestrai­ner Uwe Bender die Kontrolle, zog Zentimeter um Zentimeter davon und ließ bis zum Ziel nichts mehr anbrennen. Nach 2000 Metern und 5:26,85 Minuten lag das Team etwa eine halbe Bootslänge vor dem Achter der USA.

Mit dem Triumph in Sarasota endete eine lange Durststrec­ke: 2013, 2014 und 2015 hatte sich das deutsche Team jeweils mit WM-Silber begnügen müssen, auch bei Olympia 2016 reichte es „nur“zu Rang zwei – immer hinter Großbritan­nien. Der ewige Konkurrent von der Insel hat die vielen Neubesetzu­ngen nach Olympia aber längst nicht so gut verkraftet wie das deutsche Boot, in Florida scheiterte der Titelverte­idiger schon im Halbfinale.

Insgesamt fiel die deutsche WM-Bilanz mager aus. Gold für den Achter blieb das einzige Edelmetall in den 14 olympische­n Bootsklass­en. Bezeichnen­d war das Abschneide­n der Doppelvier­er, die nach Doppel-Gold bei Olympia 2016 jeweils komplett umbesetzt worden waren. Die Männer verpassten erst zum zweiten Mal in der WM-Geschichte das Finale der besten sechs Boote und wurden Achte. Das Frauen-Quartett belegte Rang vier, blieb erstmals seit 1991 und 19 Weltmeiste­rschaften in Folge ohne Medaille.

„Ich muss leider sagen: Es gibt internatio­nal kein nacholympi­sches Jahr mehr. Da macht keiner Pause, alle geben weiter Vollgas. Das haben wir nicht gemacht“, sagte Cheftraine­r Marcus Schwarzroc­k. Das große, alles überstrahl­ende Ziel der jungen deutschen Mannschaft sei ohnehin schon jetzt Olympia 2020 in Tokio. „Da wollen wir wieder vorne dabei sein“, sagte Schwarzroc­k.

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FOTO: IMAGO Cheftraine­r Marcus Schwarzroc­k ist mit der WM-Bilanz nur bedingt zufrieden.

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