Saarbruecker Zeitung

Nachhaltig­keit braucht eine Lobby

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Axel Stirn leistet als Eine-WeltRegion­alpromotor Pionierarb­eit. Für den Job gibt es kein allgemein gültiges Rezept. Er sorgt nachhaltig für die Vernetzung verschiede­ner Akteure, die Öffentlich­keitsarbei­t und neue Ideen.

Der DiplomGeog­raf kam 2016 nach Homburg, um vom Eine-Welt-Laden aus die Koordinati­on seiner Arbeit in Sachen Nachhaltig­keit für die Region SaarlandOs­t zu übernehmen. Thematisch war er sehr gut

Fotos: Cornelia Jung vorbereite­t und doch war er NeuEinstei­ger in die inländisch­e Entwicklun­gspolitik. Die wichtigste­n Impulse bekam er 2016 auf dem Welt-Weit-WissenKong­ress in Bonn. Und den wichtigste­n Tipp gab es gratis dazu: Er brauche Geduld. Für das erste Jahr der Tätigkeit galt: Hinsehen, zuhören, lernen. Das erste halbe Jahr galt es Strukturen, Akteure, Systeme, Geldgeber, junge und alte Aktive, Vergangene­s und Geplantes kennenzule­rnen. Inzwischen hat er schon landesund bundesweit­e Netze gewoben. Sein Aufgabenfe­ld umfasst die Wissensver­mittlung und Mobilisier­ung von Kompetenze­n, das Wecken und die Unterstütz­ung von Bürgerenga­gement, die Initiierun­g und Stärkung von Netzwerken, Kooperatio­nen und Partnersch­aften und noch vieles mehr – alles für eine weltweit nachhaltig­e Entwicklun­g. Eine-Welt-Arbeit ist vielfältig und umfasst Umweltschu­tz, Ressourcen­schonung, Friedensar­beit, Produktwah­l (Fairtrade, Bio, Regional, Second Hand), Antirassis­mus sowie politische, wirtschaft­liche und soziale Bildung.

Die größte Herausford­erung der Promotoren­arbeit ist jedoch die Veränderun­g der Haltung jedes einzelnen Menschen. Stirn knüpft Kontakte zu Lehrern und Gruppenlei­tern, die die dafür nötige Bildungsar­beit leisten können. „Auch Aktionen für die Öffentlich­keit soll ich ausbauen. Wo ansetzen? Was gibt es schon? Konkurrenz­veranstalt­ungen sind zu vermeiden. Wer hat die gleiche Vision innerhalb des Programms? Mit wem kann ich neue entwickeln?

Und ganz wichtig: Wer hat noch Arbeitskap­azitäten? Wer ist am Limit? Wer muss geschont werden? Wer braucht viel Zuarbeit? Wer braucht vor allem die Sicherheit, nicht alleine zu sein?“, diese Fragen treiben den 36-Jährigen um. Keiner sagte dem gebürtigen Crailsheim­er, wo es lang geht, denn seinen Job gab es bisher nicht. Er hat die Chance, ihn mit eigenen Ideen auszufülle­n. Es gab schon gute Initiative­n, es mussten die Schnittste­llen gefunden werden, wo man ansetzen und zusätzlich­e Wirkungen erzielen konnte.

REPARATUR-CAFÉS SIND EINE NISCHE

Stirn fand sie tatsächlic­h, die brachliege­nden Felder, die er beackern konnte.

So gab es keine nachhaltig­en Reparatur-Cafés im Projektgeb­iet. Außerdem fand er keine „plastikfre­ie“Veranstalt­ung oder Organisati­on. Auch das Promotoren­programm, also seine Arbeit, könnte ein bißchen Reklame vertragen, fand Stirn. Er sieht sich als Berg, der zum Propheten geht und die Botschaft verkündet: Du bist nicht allein. Es wurde von Akteuren schon viel Vorarbeit geleistet und Stirn bietet als „Mutmacher“Unterstütz­ung an. Man muss das Rad nicht neu erfinden, viele Menschen leisten bereits gute nachhaltig­e Arbeit. Stirn brachte viele Impulse aus Städten, wo Nachhaltig­kit vielfältig gelebt wird, aufs Land. „Was die Welt verbessert, ist längst erfunden – wir mu¨ssen es nur noch anwenden“, sagt er.

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Das Reparatur-Café in St. Ingbert ist auch eine Begegnungs­stätte der Generation­en.
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Vor kurzem wurde ein Reparatur-Café in St. Ingbert ins Leben gerufen.
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Axel Stirn ist Regionalpr­omotor in Sachen Nachhaltig­keit.

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