Früher Marktführer, heute Nachzügler
Auch No kia p räsentiert nun ein Smartp ho ne fürs Sp itzensegment. Im Test überzeugt es mit so lider Technik und angemessenem Preis.
Die meistgelesenen SZ-Artikel im Netz
Das waren gestern die meistgelesenen Artikel auf der Internetseite www.saarbruecker-zeitung.de
1. Bundesverdienstkreuz: Pfarrer Schaefer zu Gast im Schloss Bellevue
2. Unfallbeteiligter verletzt Zeugen: Bei diesem Unfall knallt es zweimal
3. Baumärkte: Globus setzt auf Sicherheitsbedürfnis www.saarbruecker-zeitung.de BERLIN (dpa) Nokia war einst die Nummer eins unter den HandyHerstellern. Doch den Umstieg ins Smartphone-Zeitalter verschlief die finnische Firma. Jetzt versucht die Marke, die inzwischen zum Konzern HMD Global gehört, wieder Anschluss zu finden. Nach den Einsteiger- und Mittelklasse-Modellen Nokia 3, 5 und 6 gibt es mit dem Nokia 8 nun auch ein AndroidSmartphone für die obere Preisklasse im Angebot. 570 Euro soll es kosten. Dafür bietet es aktuelle Spitzen-Hardware in einem ansprechenden Gehäuse.
Die inneren Werte des Nokia 8 liegen auf einem Niveau mit aktuellen Spitzenmodellen der Mitbewerber. Qualcomms Prozessor Snapdragon 835, 64 Gigabyte (GB) Speicherplatz (bis zu 256 GB mehr per Speicherkarte), 4 GB Arbeitsspeicher, LTE, Schnellladung: Die Hardware ist konkurrenzfähig. Auch die Batterie mit etwas mehr als 3000 Milliamperestunden Kapazität muss sich nicht verstecken.
Wo andere Hersteller mittlerweile auf runde Kanten, gebogene Displaygläser oder beinahe randlose Displays setzen, gibt sich das Nokia 8 geradezu klassisch. Das Gehäuse besteht aus Aluminium und wird nach Herstellerangaben aus einem einzelnen Block gefräst. Darin sitzt ein 5,3 Zoll großes Display, oben wie unten gibt es einen fingerbreiten Rand. Die Durchbrüche für guten Empfang sind in den Gehäusekanten versteckt, im metallicblauen Testgerät fallen die Plastikstreifen farblich kaum auf. Explizit wasserfest ist das Nokia 8 nicht, nur gegen Spritzwasser geschützt. Einen Platzregen überstand es trotzdem unbeschadet.
Wer das Nokia 8 in Betrieb nimmt, erlebt gleich zwei Überraschungen. Zum einen gefällt das IPS-Display (2560 zu 1440 Pixel) auf Anhieb mit lebendigen Farben, guter Weißdarstellung und dunklen Schwarztönen auch bei flachen Blickwinkeln. Zum anderen entfällt das von anderen Herstellern gewohnte und umständliche Einrichten zahlloser zusätzlicher Nutzerkonten, Shop-Zugänge oder CloudDienste.
Auf dem Nokia 8 sind nämlich – wie auch schon bei den günstigeren Modellen Nokia 3, 5 und 6 – nur Android, Googles Cloud-Dienste und der Sprachassistent vorinstalliert. Sonst nichts. Die karge Auswahl des puren Androids beschleunigt den Start und hat noch einen anderen angenehmen Nebeneffekt: Nokia-Nutzer erhalten mit als erste neue Sicherheits- oder Funktionsupdates, statt darauf lang und oftmals vergeblich warten zu müssen. Zweimal während des gut zweiwöchigen Tests gab es frische Software.
Einen guten Eindruck hinterlassen auch die Kameras. Die gemeinsam mit Zeiss entwickelte Doppelkamera (jeweils 13 Megapixel, einmal Farbe, einmal monochrom) bietet zahlreiche praktische Einstellungen. Etwa nachträgliches Verändern von Tiefenschärfe sowie Fokus oder Bokeh-Effekt (unscharfe Kreise im Bildhintergrund), der besonders gut für Porträts geeignet ist. Freunde von Schwarz-Weiß-Bildern können mit der zweiten Linse kontrastreiche Monochromaufnahmen schießen.
Nicht ganz neu, aber im Nokia 8 gut umgesetzt, ist eine Funktion namens Dual-Sight. Oder Bothie, wie Nokia es nennt. Auf Wunsch werden simultan Bilder beider Kameras aufgezeichnet. Man sieht auf den Fotos also sowohl Motiv als auch Fotograf, im Videomodus geht das sogar bei 4K-Auflösung. Drei Mikrofone sollen auch 360Grad-Raumklang aufzeichnen können. Wer derartige Spielereien mag, kann hier viel Spaß haben.
Fazit: Mit dem Nokia 8 ist den Finnen von HMD Global der Einzug in die Reihe der Spitzenmodelle gelungen. Auf die finnische Art: unaufgeregt, unauffällig, aber solide. Technisch muss sich das Nokia 8 hinter der Konkurrenz nicht verstecken, das klassische Design wird sicher seine Liebhaber finden. Auch die Entscheidung für pures Android ist clever. Zwar gibt es etwa mit dem OnePlus 5 ein ähnlich ausgestattetes Smartphone für weniger Geld, alles in allem ist der Preis von rund 570 Euro für das Gebotene aber angemessen.