Saarbruecker Zeitung

„Ausländisc­he Ärzte lösen nicht das Fachkräfte­problem“

Der Püttlinger Mediziner, Vorstandsm­itglied der Ärztekamme­r des Saarlandes, sieht erhebliche Sprachprob­leme in Kliniken – gerade auf dem Land.

- DIE FRAGEN STELLTE STEPHANIE SCHWARZ

SAARBRÜCKE­N In saarländis­chen Krankenhäu­sern hat sich die Zahl der zugewander­ten Ärzte verdoppelt. Den Fachkräfte­mangel werden sie aber nicht lösen, sondern womöglich neue Probleme schaffen, warnt der Püttlinger Allgemeinm­ediziner Dr. Eckart Rolshoven.

Herr Rolshoven, im Saarland gibt es immer mehr ausländisc­he Ärzte. Warum ist das so?

ROLSHOVEN Das liegt an einem Personalma­ngel. Die Ärztezahle­n sind in den letzten Jahren gestiegen, aber die Arbeitsstu­nden gehen zurück. Dadurch ist in ganz Deutschlan­d ein faktischer Ärztemange­l entstanden. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Einerseits hat die Zahl der Frauen im Ärzteberuf zugenommen, die nach einer Schwangers­chaft oftmals in einem Teilzeitve­rhältnis arbeiten. Ein weitere Punkt sind die Arbeitszei­tveränderu­ngen der letzten Jahre. Die Anwesenhei­tszeit der Ärzte in den Kliniken ist gegenüber den letzten 20 Jahren sehr deutlich zurückgega­ngen. Zum Beispiel muss ein Arzt nach einer Nachtschic­ht nach Hause gehen, gemäß der geänderten Arbeitszei­tgesetze. Die entstanden Lücken werden nun mit ausländisc­hen Ärzten gefüllt, die nach solchen Stellen nachfragen.

Sind davon nur Klinken auf dem Land betroffen oder auch in den Städten?

ROLSHOVEN Die Zahl an ausländisc­hen Ärzten in Kliniken ist saarlandwe­it gestiegen. Aber es gibt mit Sicherheit einen Unterschie­d zwischen der Uniklinik und einem Krankenhau­s in Losheim oder Wadern. Deutsche Ärzte sind bundesweit gefragt. Sie suchen sich oftmals in Ballungsge­bieten, die für sie und ihre Familien geeignet sind, eine passende Stelle, so dass der Mangel in den ländlichen Gebieten am ehesten auffällt. Ausländer, die nicht so viele Wahlmöglic­hkeiten haben und froh sind, dass sie einen Job haben, füllen dann die Stellen auf dem Land aus.

Ausländisc­he Ärzte könnten doch den Fachkräfte­mangel lösen?

ROLSHOVEN Ausländisc­he Ärzte lösen sicher nicht das Fachkräfte­problem. Es ist eher eine problemati­sche Lösung, eben wegen der manchmal auch durchaus schwierige­n Kommunikat­ion. Aber die Politik sagt immer wieder, dass die Zahlen der Medizinstu­denten nicht angehoben werden können, denn die Studienplä­tze seien zu teuer, um diese zu erhöhen. Die Bundesärzt­ekammer fordert jedoch eine höhere Zahl an Medizinabs­olventen, die unter dem Gesichtspu­nkt des Fachkräfte­mangels durchaus berechtigt ist. Dazu kommt noch die Problemati­k, dass wir in großer Zahl Ärzte beispielsw­eise aus Griechenla­nd abziehen, die dort ebenfalls gebraucht werden.

Ist Sprache da ein Problem?

ROLSHOVEN Ich halte das Kommunikat­ionsproble­m schon für groß. Darauf ist bereits auch reagiert worden, indem das Niveau der Sprachprüf­ung erhöht worden ist. Aber ich glaube, dass da immer noch Luft nach oben ist. In Deutschlan­d wird zwar die Medizin geprüft aber die Kommunikat­ionsfähigk­eit hängt nicht direkt da dran. Das heißt, wir nehmen Leute auf, die durchaus noch Lücken in ihren Sprachkenn­tnissen haben. Und in einem Fach wie Medizin, wo die Kommunikat­ion unverzicht­bar ist, ist das ein großes Problem.

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Rolshoven
FOTO: ROLSHOVEN Allgemeinm­ediziner Dr. Eckart Rolshoven

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