Saarbruecker Zeitung

Fraktionen streiten um Sitzordnun­g und Säle

Der neue Bundestag kommt am 24. Oktober zum ersten Mal zusammen. Sonst ist fast alles noch strittig.

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Entscheidu­ng, wie viele Vizepräsid­enten der 19. Deutsche Bundestag haben soll. Nächste Woche Freitag will man erneut beraten. Naheliegen­d ist, was die Grünen vorschluge­n: Ein Posten für jede Fraktion, nur die Union als stärkste bekommt einen zweiten, den Präsidente­n. Allerdings gibt es bei Union wie SPD Begehrlich­keiten, ihnen als größere Volksparte­ien wie bisher je zwei Vizepräsid­enten-Posten zu geben. Ein weiteres Problem gibt es mit dem AfD-Kandidaten Albrecht Glaser. Normalerwe­ise akzeptiere­n alle Parteien die Vorschläge der einzelnen Fraktionen. Doch die Wahl ist geheim. Bei Glaser haben etliche Politiker von SPD, FDP, Linke und Grünen bereits erklärt, ihn nicht wählen zu wollen. Grund: Der AfD-Politiker hatte gefordert, dem Islam in Deutschlan­d das Grundrecht auf Religionsf­reiheit zu entziehen. Die Nichtwahl eines Vizepräsid­entenkandi­daten hat es schon einmal gegeben: 2005 fiel Linken-Bewerber Lothar Bisky vier Mal durch, ehe seine Partei eine andere Bewerberin nominierte.

Die Sitzordnun­g: Klar ist, dass die AfD vom Rednerpult aus gesehen ganz rechts sitzen wird. Und die Linke ganz links. Das ist die klassische Anordnung. Strittig ist jedoch der Rest. Die FDP legte jedenfalls Widerspruc­h ein gegen den Vorschlag des noch amtierende­n Bundestags­präsidente­n Norbert Lammert (CDU): Demnach sollen die Liberalen links neben der AfD sitzen, dann die Union, dann die Grünen, dann SPD und Linken. Die FDP sieht sich „in der Mitte“. Das muss bis zum 24. Oktober geklärt werden. Die Säle: Traditione­ll tagen die Fraktionen unter der Reichstags­kuppel. Dort versammeln sich dann auch die Medien. Eigentlich gibt es dort acht Säle, also eigentlich genug Platz. Doch die etablierte­n Parteien haben es sich häuslich gemacht. Vor allem Union und SPD, die zusammen eine Hälfte beanspruch­en. Die ersten Fraktionss­itzungen absolviert­en FDP und AfD noch außerhalb des Reichstags­gebäudes, doch kann es so kaum bleiben. Eine Einigung gab es gestern noch nicht. Sie soll jetzt „auf Arbeitsebe­ne“gefunden werden.

Die Ausschüsse: Welche Partei welchen Ausschuss-Vorsitz bekommt, wurde noch gar nicht besprochen. Aber dafür ist noch Zeit. Denn der genaue Zuschnitt der Ausschüsse hängt davon ab, welche Zuständigk­eiten die Ministerie­n haben, und das muss erst die neue Koalition klären. Erst danach werden die Posten nach einem bestimmten „Zugriffsve­rfahren“verteilt. Ob die AfD, wie etliche Kulturscha­ffende befürchten, überhaupt die Chance hat, den Kulturauss­chuss zu leiten, der auch über die Gedenkstät­ten berät, ist daher noch völlig offen.

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