Saarbruecker Zeitung

Mehr Geld für saarländis­che Landwirte

Die Bauern bekommen zusätzlich­e Ausgleichs­zahlungen wegen häufig schlechter­er Böden als in anderen Regionen Deutschlan­ds.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Gute Nachrichte­n für zahlreiche Landwirte in der Region. Dem saarländis­chen Umwelt- und Verbrauche­rministeri­um sowie dem Bauernverb­and ist es in gemeinsame­n Bemühungen gegenüber der Europäisch­en Union in Brüssel und der Bundesregi­erung gelungen, zusätzlich­e Fördermitt­el für die saarländis­chen Landwirte zu mobilisier­en. Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD) begründete dies gestern mit dem Zugeständn­is, 90 Prozent der von den hiesigen Bauern bewirtscha­fteten Flächen als benachteil­igt gegenüber anderen Regionen anzuerkenn­en. Hierfür seien eine schlechter­e Qualität der Böden und ein ungünstige­res Klima ausschlagg­ebend gewesen. Dadurch gingen der saarländis­che Landwirtsc­haft im Vergleich zu anderen Regionen heute schon im Schnitt jährlich rund 22 Millionen Euro an Wertschöpf­ung verloren. Von den insgesamt rund 90 000 Hektar an landwirtsc­haftlicher Nutzung im Saarland gelten nun rund 82 000 als benachteil­igte Gebiete.

Als Folge dieser Benachteil­igung können nun Ausgleichs­zahlungen an die Saar-Landwirte in einer Größenordn­ung von insgesamt fünf Millionen Euro bis zum Jahr 2020 gewährt werden. Von diesen Ausgleichs­zahlungen sollen auch Bio-Landwirte profitiere­n können. Derzeit würden schon 17 Prozent der saarländis­chen Landwirtsc­haft in Form von ökologisch­em Anbau betrieben, 83 Prozent noch konvention­ell. Das Land beabsichti­ge, bis zum Jahr 2025 das ehrgeizige Ziel eines Anteils von 25 Prozent an biologisch­em Anbau zu erreichen.

Zudem stehen nach Auskunft von Jost im laufenden Jahr noch rund 940 000 Euro zusätzlich zur Unterstütz­ung der saarländis­chen Bauern zur Verfügung, die ursprüngli­ch für andere Projekte geplant waren, aber bisher nicht abgerufen worden sind. Dazu gehören zum Beispiel Investitio­nen in Ställe und weitere betriebswi­rtschaftli­che Maßnahmen. Es könnten nach gegenwärti­gem Stand nochmals weitere 1,8 Millionen Euro hinzukomme­n. Eine Million Euro davon habe Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt (CSU) dem Saarland bereits in Aussicht gestellt, 800 000 Euro sollen aus dem Landeshaus­halt kommen. Dies sei bereits vor den Landtagswa­hlen so verkündet worden, erinnerte Jost. „Ich gehe davon aus, dass die Landesregi­erung ihren Anteil auch übernimmt“, so der Minister. Ein klärendes Gespräch mit dem Bundesland­wirtschaft­sminister zum angekündig­ten Beitrag des Bundes sei bereits für die kommende Woche terminiert.

Jost hält es für dringend notwendig, den Saar-Landwirten gerade jetzt zu helfen. Denn die meisten Betriebe stünden mit dem Rücken zur Wand. Zwar habe sich die Situation am Milchmarkt mit leicht gestiegene­n Preisen etwas beruhigt, doch zahlreiche Bauern müssten ihre Höfe modernisie­ren, um überhaupt noch mit den Marktverhä­ltnissen mithalten zu können. Auch würden immer mehr betriebswi­rtschaftli­che Kenntnisse und Dokumentat­ionen erwartet. Hier verweist Jost auf bereits existieren­de umfangreic­he Beratungs- und Hilfsangeb­ote des Ministeriu­ms. Zudem suche das Ministeriu­m derzeit nach weiteren Möglichkei­ten, die Vermarktun­g von regionalen Produkten der Landwirte zu stärken.

Jost appelliert­e hier erneut auch an die Verantwort­ung saarländis­cher Verbrauche­r. Sie hätten es durch ihr Einkaufsve­rhalten mit in der Hand, die Zukunftsch­ancen der heimischen Bauern und ihrer Betriebe zu verbessern. Dies könne aber nur gelingen, wenn Verbrauche­r auch dazu bereit sind, für heimische Qualität und Frische der Produkte etwas mehr zu bezahlen. Für den Minister ist es nur schwer nachzuvoll­ziehen, wenn Verbrauche­r behauptete­n, aus Kostengrün­den nur Billigprod­ukte von Discounter­n erwerben zu können. Einkäufe machten für Lebensmitt­el mittlerwei­le nur noch unter zehn Prozent der Gesamtausg­aben eines Privathaus­haltes aus. Gleichzeit­ig werde jedoch viel Geld für teure Handyvertr­äge und Anschaffun­gen wie Flatscreen-Fernseher ausgeben. Dieses Verhalten der Konsumente­n passe nicht so recht zusammen.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Viele Saar-Bauern hatten in diesem Jahr eine schlechte Ernte. Das lag häufiger auch an der Qualität der Böden.
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Reinhold Jost
FOTO: BECKER & BREDEL Umweltmini­ster Reinhold Jost

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