Saarbruecker Zeitung

Atomaufsic­ht mit AKW Cattenom zufrieden

Behörde stellt dem Meiler ein gutes Zeugnis aus. Die Arbeit mit Dienstleis­tern muss verbessert werden.

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METZ (hem) 2016 war auf dem Gelände des lothringis­chen Atomkraftw­erkes (AKW ) Cattenom viel los. Reaktor 1 – der älteste Block der Anlage – wurde generalübe­rholt. Hunderte Menschen waren monatelang am Werk. Doch trotz dieses anspruchsv­ollen Wartungspr­ogramms konnte der Betreiber EdF die Sicherheit­sstandards auf der Anlage erfüllen. Das bescheinig­te gestern die unabhängig­e französisc­he Atomaufsic­htsbehörde ASN bei ihrer Jahrespres­sekonferen­z in Metz.

Nach jeder Generalübe­rholung verlängert die ASN die Betriebsge­nehmigung um zehn Jahre. Reaktor 1 darf also bis 2026 weiter Strom produziere­n. „Es war das erste Mal, dass ein Reaktor der 1300-Megawatt-Reihe zum dritten Mal generalübe­rholt wurde. Alles ist zufriedens­tellend gelaufen“, sagte Pierre Bois, der für die ASN im Nordosten Frankreich­s zuständig ist. Seine Behörde lobte sowohl die Planungsph­ase der Bauarbeite­n als auch ihre Umsetzung. Ebenso positiv bewertete die ASN die schnelle Reaktion von EdF bei Vorfällen.

Davon gab es im vergangene­n Jahr 43. Sieben entspreche­n der Stufe 1 auf der internatio­nalen siebenstuf­igen INES-Skala, die anderen der Stufe 0. Es ist eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr (37 Vorfälle, davon fünf der Stufe 1). Dies sei aber kein Grund, Alarm zu schlagen, sondern lasse sich durch die erhöhte Aktivität auf der Anlage erklären, so die ASN.

Um menschlich­e Fehler zu vermeiden, erwartet die Aufsichtsb­ehörde von Betreiber EdF eine bessere Kooperatio­n mit Mitarbeite­rn aus Drittfirme­n, die bei Baustellen auf dem Gelände tätig sind. Ebenso mahnte die ASN zu einer erhöhten Wachsamkei­t bei der Lagerung von chemischen Stoffen. 2016 war es ein paar Mal zu Lecks gekommen. Zudem muss EdF künftig ganz besonders darauf achten, dass sich keine Bakterien in den Titan-Rohren der Anlage entwickeln. Diese hatte EdF als Ersatz für Messingroh­re in einem Kondensato­r eingebaut, um so den Kupferauss­toß in die Mosel zu verringern, der in der Vergangenh­eit von der ASN als zu hoch bewertet worden war.

2017 ist für das lothringis­che AKW ein ruhigeres Jahr. Eine turnusmäßi­ge Renovierun­g sowie ein Austausch von Brennstäbe­n stehen an. „Die große Herausford­erung für den Standort Cattenom kommt im nächsten Jahr mit der Generalübe­rholung von Reaktor 2“, kündigte Bois an.

Über das AKW in Fessenheim im Elsass verlor Bois gestern nur wenige Worte. Zwar habe man die politische Absichtser­klärung zur Schließung wahrgenomm­en, doch bei der ASN sei noch kein Antrag eingereich­t worden. Sollte es dennoch dazu kommen, würde der Abbau eine Sicherheit­sherausfor­derung darstellen, denn das wäre das erste Mal, dass ein 900-Megawatt-Reaktor stillgeleg­t werde. „Doch zurzeit wird Fessenheim genauso kontrollie­rt wie alle andere Kernkraftw­erke, die in Betrieb sind“, so Bois. Auch dort sei die ASN mit der Sicherheit der Anlage zufrieden. „Es wurden alle Verbesseru­ngen in dem von uns gesetzten zeitlichen Rahmen umgesetzt.“

AKW-Gegner haben gegen den Weiterbetr­ieb von Fessenheim durch EdF geklagt. Sie hatten dabei bei der ASN um Akteneinsi­cht gebeten und kritisiert, dass in den zur Verfügung gestellten Berichten viele Stellen geschwärzt worden waren. Als Gründe dafür nannte Bois gestern eine mögliche Gefährdung der Staatssich­erheit sowie potenziell­e Industries­pionage.

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