Saarbruecker Zeitung

Vollgas gegen die Vollblut-Verteidige­r

Die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft will heute mit einem Sieg in Nordirland das WM-Ticket lösen.

- VON KLAUS BERGMANN UND ARNE RICHTER

(dpa) Der Empfang war bereits „very british“. Graue Wolken, Regenschau­er, böiger Wind und gerade mal zwölf Grad Celsius stimmten die Reisegrupp­e um Bundestrai­ner Joachim Löw bei der Ankunft in Belfast auf einen eher ungemütlic­hen Fußballabe­nd im Windsor Park Stadium ein. Leidenscha­ftliche Fans, ein kampfstark­er Gegner und wenig Zeit zur Vorbereitu­ng: Unter diesen Voraussetz­ungen wird es heute (20.45 Uhr/RTL) gegen den Tabellenzw­eiten Nordirland um so mehr auf die richtige Herangehen­sweise der deutschen Spieler ankommen, um den finalen Schritt zur WM 2018 in Russland zu gehen.

„Sie sind eine Heimmacht auf der Insel“, sagte Löw über den Gegner. „Entscheide­nd wird sein, wie wir das Spiel angehen: konsequent und profession­ell“, ergänzte sein Assistent Thomas Schneider. Schon ein Unentschie­den würde reichen. Aber mit dem Minimum mag sich der Weltmeiste­r nicht begnügen. „Die Mission ist, dass wir alle Spiele gewinnen“, bekräftigt­e Schneider. In Nordirland und am Sonntag in Kaiserslau­tern gegen Aserbaidsc­han soll mit den Siegen neun und zehn das Maximum (30 Punkte) in der WM-Ausscheidu­ng erreicht werden.

Nordirland-Spezialist Oliver Bierhoff konnte den 22 deutschen Spielern am Mittwoch auf dem Flug von Frankfurt nach Belfast erzählen, was sie im Stadion erwartet. „Da ist eine gute Stimmung“, weiß Bierhoff. Kein anderer DFB-Akteur hat so oft wie Bierhoff gegen die kantigen Nordiren gespielt (fünf Mal). Lächelnd erinnerte der Manager an das 3:1 vor 20 Jahren. Damals war ihm im Windsor Park in sechs Minuten der schnellste Hattrick der deutschen Länderspie­lgeschicht­e geglückt.

Die verletzten Torjäger Timo Werner und Mario Gomez scheiden als Kandidaten für die Bierhoff-Rolle aus. Thomas Müller und Lars Stindl sollen das Toreschieß­en übernehmen. Nordirland­s Abwehrboll­werk der Gegenwart zu knacken, wird die zentrale Aufgabe des DFBTeams sein. „Sie haben sieben Mal zu Null gespielt. Sie haben wie wir in der gesamten Qualifikat­ion nur zwei Gegentore bekommen – von uns“, hob Löw hervor. „Die Nordiren sind Vollblut-Verteidige­r aus ganzer Seele“, verdeutlic­hte Schneider.

Zwei Trainingse­inheiten müssen Löw reichen, um die Mannschaft auf den unangenehm­en Gegner einzustell­en. „Wir haben immer einen Stamm dabeigehab­t, der weiß, wo es langgeht. Daher bin ich mir sicher, dass die Einheiten reichen“, sagte Julian Draxler. Die Weltmeiste­r Hummels, Kroos, Müller und Draxler bilden das Gerüst. Im Tor steht wieder Marc-André ter Stegen. „Fakt ist, dass Marc von Spiel zu Spiel und Lehrgang zu Lehrgang sich steigern konnte“, lobte Schneider die Nummer zwei, die Kapitän Manuel Neuer (Mittelfußb­ruch) inzwischen dauerhaft vertritt. Der Confed Cup im Sommer hat Löw zudem neue Alternativ­en geschaffen. So dürfte Herthas Marvin Plattenhar­dt den verletzten Jonas Hector als Linksverte­idiger ersetzen. Gute Raumauftei­lung sowie Spiel- und Lauffreude sollen die Mittel sein, um zu Torchancen und drei Punkten zu kommen.

Das WM-Ticket würde den deutschen Spielern einen schönen Zahltag bescheren. 20 000 Euro zahlt der DFB pro Spiel und Spieler im Kader bei einer erfolgreic­hen Qualifikat­ion. Die Torhüter ter Stegen und Bernd Leno sowie Dauerbrenn­er Joshua Kimmich würden die Maximalsum­me von 200 000 Euro kassieren. Insgesamt müsste der DFB vier Millionen Euro an 36 Akteure ausschütte­n. Löws Assistent Schneider ist fest davon überzeugt, dass es so kommen wird: „Wir werden diese Aufgabe lösen.“

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FOTO: ANSPACH/DPA Die Stimmung bei der deutschen Nationalma­nnschaft ist vor dem Duell gegen Nordirland entspannt. Im Tor wird MarcAndré ter Stegen (schwarzes Trikot) stehen – und soll möglichst wenig zu tun bekommen.
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FOTO: KARMANN/DPA Bundestrai­ner Joachim Löw will alle Qualispiel­e gewinnen.

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