Saarbruecker Zeitung

Die Goldenen Ritter trauern vor der Premiere

Der Anschlag auf ein Country-Festival mit fast 60 Toten rückt auch die Premiere der Vegas Golden Knights in der Eishockey-Liga NHL in den Hintergrun­d.

- Produktion dieser Seite: Mark Weishaupt Stefan Regel

LAS VEGAS (sid) Die ganze Vorfreude im Spielerpar­adies – auch sie wurde von einem Schießwüti­gen grausam zerstört. Las Vegas hat seit Wochenbegi­nn ganz andere Sorgen, als sich auf eine Eishockey-Premiere einzustimm­en. Und auch die Vegas Golden Knights, das nun 31. Team der nordamerik­anischen Profiliga NHL, sind in Gedanken vor allem bei den Opfern der Tragödie auf dem berühmten Strip in der Nacht zum vergangene­n Montag. Ein geplantes Fanfest wurde abgesagt. Stattdesse­n beteiligte­n sich Spieler und Verantwort­liche an Hilfsaktio­nen.

Umfangreic­he Spenden an Bedürftige wurden angekündig­t. „Wir drücken aus tiefstem Herzen den Opfern unser Beileid aus“, ließ der neue Club wissen. „Das ist eine schrecklic­he Tragödie, wir werden den Menschen zur Seite stehen“, sagte Mehrheitse­igner Bill Foley.

Die Tage vor ihrer Premiere in der besten Eishockey-Liga der Welt haben sich die Golden Knights anders vorgestell­t. Wenn die Mannschaft von Cheftraine­r Gerard Gallant morgen bei den Dallas Stars antritt, sollte eigentlich darüber gesprochen werden, ob dieses Team konkurrenz­fähig ist, wie es in der Glücksspie­l-Metropole angenommen wurde. Nun sind alle in Trauer vereint.

Las Vegas und Spitzenspo­rt – dabei denkt man nicht an Eishockey, sondern eher an große Boxkämpfe der Vergangenh­eit. Von Muhammad Ali über George Foreman bis zu Evander Holyfield, Mike Tyson, Floyd Mayweather oder auch die Klitschko-Brüder: Die „City of Entertainm­ent“warf auf viele große Stars einer Szene ihr Scheinwerf­erlicht, die ein gewisses Rotlicht-Image ebenso stets mit sich trug wie Vegas selbst.

Ab sofort will sich inmitten von Glamour, Casinos und Showbusine­ss ein Eishockey-Team einen Namen machen. Das funktionie­rt freilich nicht mit einer Ansammlung von chancenlos­en Unbekannte­n. Foley, der 500 Millionen US-Dollar Lizenzgebü­hr an die Liga zahlte, ist das bewusst. Und auch General Manager George McPhee, der ein durchaus ansprechen­des Aufgebot zusammenst­ellte, weiß das.

Der in Europa wohl bekanntest­e Spieler ist der russische Top-Star Wadim Schipatsch­jow (30), zum ersten Gesicht der Franchise soll Torhüter Marc-Andre Fleury (32) werden, der mit den Pittsburgh Penguins dreimal den Stanley Cup gewann. Der Franko-Kanadier ist als Typ allerdings der exakte Gegenentwu­rf zum lauten, schrillen, bunten Vegas-Charakter. „Es geht mir nicht darum, dauernd in den Schlagzeil­en zu stehen“, sagt Fleury. Dennoch besuchte Fleury bereitwill­ig als Knights-Botschafte­r Schulen, steht mit Kindern auf dem Eis, um Begeisteru­ng für die Goldenen Ritter zu wecken. Zumindest die Neugier scheint groß auf das erste Team in der „Sin City“. Und es ist nur der Anfang – die Football-League NFL schickt die Oakland Raiders ab 2020 nach Las Vegas.

Die Spielstätt­e mit 17 500 Zuschauern liegt in unmittelba­rer Nähe zu den berühmten Hotels oder Nachtclubs, der Dauerkarte­nverkauf lief blendend. Am 10. Oktober öffnet die Arena erstmals ihre Tore für ein Punktspiel gegen die Arizona Coyotes mit dem deutschen Nationalsp­ieler Tobias Rieder. Das Gedenken an die Opfer des fürchterli­chen Massakers mit mindestens 59 Toten wird dann gewiss einen breiten Raum einnehmen.

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FOTO: MILLER/AFP Er soll das Gesicht der Vegas Golden Knights werden: Top-Torhüter Marc-Andre Fleury.

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