Das können die teuersten Apps der Welt
E inige m obile A nw endu ngen k os ten 2 5 0 E u ro u nd m eh r. D oc h die m eis ten bieten k eine F u nk tionen, die den h oh en P reis rec
SAARBRÜCKEN Mit der Fitness-App Sport treiben, online einkaufen oder bequem am Smartphone eine Powerpoint-Präsentation erstellen: Mobilgeräte sind Multitalente und seit langem nicht mehr aus dem Alltag der meisten Bundesbürger wegzudenken. Besonders die vielen Apps können Nutzern das Leben leichter machen.
Die meisten dieser Programme sind kostenlos oder für einen geringen Betrag erhältlich. Doch auch bei den Apps hat sich eine Luxusklasse etabliert, die auf gehobene Bedürfnisse ausgelegt ist. Wer hier an maximal 50 Euro denkt, liegt weit daneben. Mehr als 1000 Euro können die Apps kosten – Beträge, mit denen Käufer auch einen Kleinwagen oder eine Reise in die Karibik finanzieren könnten. Aber was können die kostspieligen Programme überhaupt?
Die überraschende Antwort: Viele können wenig bis gar nichts. So gibt es für 350 Euro The Most Expensive App, also die angeblich teuerste App im Google Play Store. Das Programm bietet keine nennenswerte Funktion, die den hohen Preis rechtfertigen würde. Laut den Entwicklern dient es lediglich dazu, sich mit einem Diamant auf dem Bildschirm brüsten zu können, es stellt also eine Art digitales Statussymbol dar. Den Angaben im Google-Play-Store zufolge war das immerhin für fünf Personen Grund genug, das Programm zu kaufen.
Auch die App Fidget Spinner (Gold+Diamond) wird für 350 Euro angeboten. Käufer erhalten hier nicht mehr als das Bild eines goldenen Fidget Spinners, also eines Handkreisels. Zwischen 50 und 100 Personen haben sich dennoch zum Download entschlossen.
Viele Android-Apps in der oberen Preisklasse besitzen aber auch echte Funktionen. Wer bereit ist, 280 Euro für einen digitalen Medizinatlas auszugeben, bekommt nach dem Download der App Zollinger’s Surgery Atlas 10/E, ein englischsprachiges Nachschlagewerk über Operationen. Die Betreiber selbst empfehlen ihre App nur für ausgebildete Chirurgen, die sich mit der Thematik auskennen.
Für 76 Euro bietet Mobile Accessibility ein Programm, das Blinden und Menschen mit Sehschwäche die Bedienung von Mobilgeräten erleichtern soll. Damit Betroffene grundlegende Telefonfunktionen nutzen können, liest Mobile Accessibility die Informationen auf dem Bildschirm vor und kann alternativ mit einem sogenannten Braille-Display, also einem Bildschirm in Blindenschrift, verbunden werden. Mittels einer sprachgestützten Texteingabe sollen Betroffene außerdem Nachrichten verfassen können. Die App lässt sich 30 Tage lang kostenlos testen.
Noch teurere Angebote beschränken sich auf Apples App Store. Eines der bekanntesten Produkte ist die App Barmax, die sich zunächst in einer kostenlosen Version installieren lässt. Von Absolventen der rechtswissenschaftlichen Fakultät der US-amerikanischen Elite-Universität Harvard entwickelt, bietet die App für bis zu 1000 Dollar Unterrichtsmaterial für angehende Juristen, die sich auf die US-amerikanische Form des Staatsexamens vorbereiten wollen. In Form von In-App-Käufen, also Zahlungen, die erst nach der Installation fällig werden, können Studenten neben Vorlesungen und Übungstests, eine persönliche Beratung durch frühere Absolventen der Universität anfordern.
Auch Gastronomen und Klaviertechnikern sollen die Spitzenapps für Apple-Produkte die Arbeit erleichtern. So sollen etwa Restaurantbesitzer mit der App roc.kasse für 1100 Euro ein vollwertiges Kassensystem erwerben können, das mit anderen Geräten kombiniert werden kann und die Buchhaltung erleichtern soll. Auf der Internetseite des Entwicklers können Nutzer kostenlos die Testversion herunterladen und sich über weitere Systeme, unter anderem zur Einlasskontrolle, informieren.
Den richtigen Klang sollen Pianisten und professionelle Klaviertechniker mithilfe der App CyberTuner finden. Für 1100 Euro erhalten sie das Programm, mit dem sich die Musikinstrumente stimmen lassen sollen.
Eine besonders große Portion Extravaganz verspricht die App iVIP Black. Ob Butler-Service, exklusive Events oder ein Zebra für den Kindergeburtstag. Wer Millionär ist oder zumindest den Anschein erwecken möchte, bekommt für 1100 Euro die gewünschte VIP-Behandlung. Die Anwendung verspricht Nutzern exquisite Empfehlungen für Yachten und Privatjets, Überraschungspakete und bevorzugten Einlass zu vergünstigten Konditionen. Einen Vorgeschmack von iVIP Black erhalten Nutzer in der Testversion iVIP red.
Trotz der hohen Preise kritisieren Verbraucherschützer die teuersten Apps vergleichsweise selten. Während nämlich die meisten Verbraucher von Apps mit solchen Wucherpreisen die Finger lassen, lauern die wahren Kostenfallen eher in den vermeintlichen GratisAngeboten. So können laut Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen durch InApp-Käufe bei anfangs kostenlosen Apps Kosten von 1000 Euro und mehr anfallen. Nutzer würden häufig dazu gedrängt, solche InApp-Käufe zu tätigen, um weitere Funktionen zu aktivieren. Besonders bei Spielen, in denen ohne Zusatzkäufe das Spielende droht, ständen Verbraucher unter enormem Druck. Zudem sei der endgültige Preis oftmals nicht abschätzbar, spieleigene Währungen erschwerten die Umrechnung in Euro, so Tryba.