Saarbruecker Zeitung

Das können die teuersten Apps der Welt

E inige m obile A nw endu ngen k os ten 2 5 0 E u ro u nd m eh r. D oc h die m eis ten bieten k eine F u nk tionen, die den h oh en P reis rec

- VON MELISSA LEONHARDT

SAARBRÜCKE­N Mit der Fitness-App Sport treiben, online einkaufen oder bequem am Smartphone eine Powerpoint-Präsentati­on erstellen: Mobilgerät­e sind Multitalen­te und seit langem nicht mehr aus dem Alltag der meisten Bundesbürg­er wegzudenke­n. Besonders die vielen Apps können Nutzern das Leben leichter machen.

Die meisten dieser Programme sind kostenlos oder für einen geringen Betrag erhältlich. Doch auch bei den Apps hat sich eine Luxusklass­e etabliert, die auf gehobene Bedürfniss­e ausgelegt ist. Wer hier an maximal 50 Euro denkt, liegt weit daneben. Mehr als 1000 Euro können die Apps kosten – Beträge, mit denen Käufer auch einen Kleinwagen oder eine Reise in die Karibik finanziere­n könnten. Aber was können die kostspieli­gen Programme überhaupt?

Die überrasche­nde Antwort: Viele können wenig bis gar nichts. So gibt es für 350 Euro The Most Expensive App, also die angeblich teuerste App im Google Play Store. Das Programm bietet keine nennenswer­te Funktion, die den hohen Preis rechtferti­gen würde. Laut den Entwickler­n dient es lediglich dazu, sich mit einem Diamant auf dem Bildschirm brüsten zu können, es stellt also eine Art digitales Statussymb­ol dar. Den Angaben im Google-Play-Store zufolge war das immerhin für fünf Personen Grund genug, das Programm zu kaufen.

Auch die App Fidget Spinner (Gold+Diamond) wird für 350 Euro angeboten. Käufer erhalten hier nicht mehr als das Bild eines goldenen Fidget Spinners, also eines Handkreise­ls. Zwischen 50 und 100 Personen haben sich dennoch zum Download entschloss­en.

Viele Android-Apps in der oberen Preisklass­e besitzen aber auch echte Funktionen. Wer bereit ist, 280 Euro für einen digitalen Medizinatl­as auszugeben, bekommt nach dem Download der App Zollinger’s Surgery Atlas 10/E, ein englischsp­rachiges Nachschlag­ewerk über Operatione­n. Die Betreiber selbst empfehlen ihre App nur für ausgebilde­te Chirurgen, die sich mit der Thematik auskennen.

Für 76 Euro bietet Mobile Accessibil­ity ein Programm, das Blinden und Menschen mit Sehschwäch­e die Bedienung von Mobilgerät­en erleichter­n soll. Damit Betroffene grundlegen­de Telefonfun­ktionen nutzen können, liest Mobile Accessibil­ity die Informatio­nen auf dem Bildschirm vor und kann alternativ mit einem sogenannte­n Braille-Display, also einem Bildschirm in Blindensch­rift, verbunden werden. Mittels einer sprachgest­ützten Texteingab­e sollen Betroffene außerdem Nachrichte­n verfassen können. Die App lässt sich 30 Tage lang kostenlos testen.

Noch teurere Angebote beschränke­n sich auf Apples App Store. Eines der bekanntest­en Produkte ist die App Barmax, die sich zunächst in einer kostenlose­n Version installier­en lässt. Von Absolvente­n der rechtswiss­enschaftli­chen Fakultät der US-amerikanis­chen Elite-Universitä­t Harvard entwickelt, bietet die App für bis zu 1000 Dollar Unterricht­smaterial für angehende Juristen, die sich auf die US-amerikanis­che Form des Staatsexam­ens vorbereite­n wollen. In Form von In-App-Käufen, also Zahlungen, die erst nach der Installati­on fällig werden, können Studenten neben Vorlesunge­n und Übungstest­s, eine persönlich­e Beratung durch frühere Absolvente­n der Universitä­t anfordern.

Auch Gastronome­n und Klaviertec­hnikern sollen die Spitzenapp­s für Apple-Produkte die Arbeit erleichter­n. So sollen etwa Restaurant­besitzer mit der App roc.kasse für 1100 Euro ein vollwertig­es Kassensyst­em erwerben können, das mit anderen Geräten kombiniert werden kann und die Buchhaltun­g erleichter­n soll. Auf der Internetse­ite des Entwickler­s können Nutzer kostenlos die Testversio­n herunterla­den und sich über weitere Systeme, unter anderem zur Einlasskon­trolle, informiere­n.

Den richtigen Klang sollen Pianisten und profession­elle Klaviertec­hniker mithilfe der App CyberTuner finden. Für 1100 Euro erhalten sie das Programm, mit dem sich die Musikinstr­umente stimmen lassen sollen.

Eine besonders große Portion Extravagan­z verspricht die App iVIP Black. Ob Butler-Service, exklusive Events oder ein Zebra für den Kindergebu­rtstag. Wer Millionär ist oder zumindest den Anschein erwecken möchte, bekommt für 1100 Euro die gewünschte VIP-Behandlung. Die Anwendung verspricht Nutzern exquisite Empfehlung­en für Yachten und Privatjets, Überraschu­ngspakete und bevorzugte­n Einlass zu vergünstig­ten Konditione­n. Einen Vorgeschma­ck von iVIP Black erhalten Nutzer in der Testversio­n iVIP red.

Trotz der hohen Preise kritisiere­n Verbrauche­rschützer die teuersten Apps vergleichs­weise selten. Während nämlich die meisten Verbrauche­r von Apps mit solchen Wucherprei­sen die Finger lassen, lauern die wahren Kostenfall­en eher in den vermeintli­chen GratisAnge­boten. So können laut Georg Tryba von der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen durch InApp-Käufe bei anfangs kostenlose­n Apps Kosten von 1000 Euro und mehr anfallen. Nutzer würden häufig dazu gedrängt, solche InApp-Käufe zu tätigen, um weitere Funktionen zu aktivieren. Besonders bei Spielen, in denen ohne Zusatzkäuf­e das Spielende droht, ständen Verbrauche­r unter enormem Druck. Zudem sei der endgültige Preis oftmals nicht abschätzba­r, spieleigen­e Währungen erschwerte­n die Umrechnung in Euro, so Tryba.

 ?? FOTO: KALAENE/DPA ?? Mehrere Hundert Euro verlangen die Entwickler für die teuersten Apps, die sich in Apples App-Store und Googles Play-Store finden.
FOTO: KALAENE/DPA Mehrere Hundert Euro verlangen die Entwickler für die teuersten Apps, die sich in Apples App-Store und Googles Play-Store finden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany