Unterrichtsausfall ist doppelt so hoch wie behauptet
HAMBURG (afp) In deutschen Schulen fällt einer „Zeit“-Studie zufolge rund zweimal mehr Unterricht aus als von Bildungsministern und Behörden behauptet. Etwa fünf Prozent aller Unterrichtsstunden würden ersatzlos gestrichen, berichtete die Wochenzeitung gestern vorab. Offiziell wurde der Unterrichtsausfall hingegen bislang auf zwei bis drei Prozent der Stunden beziffert.
Wie aus der repräsentativen Studie hervorgeht, kommen zu den ausgefallenen Unterrichtsstunden noch einmal weitere fünf Prozent Vertretungsunterricht hinzu. Insgesamt werden demnach also zehn Prozent der Stunden irregulär oder gar nicht unterrichtet. Der Untersuchung zufolge fehlt zudem in vielen Fällen den Vertretungslehrern das Fachwissen, um die ausgefallenen Kollegen angemessen zu ersetzen. So werden Mathematiklehrer nur zu 44 Prozent von anderen Mathematiklehrern ersetzt. In Kunst, Französisch und Latein liegt der Anteil der fachfremden Lehrer sogar bei mehr als 80 Prozent, wie die Studie ergab.
Als weiteres schwerwiegendes Problem stellt die Untersuchung eine Gerechtigkeitslücke beim Stundenausfall fest. Bei Schülern aus Haushalten mit einem Nettoeinkommen von weniger als 3000 Euro beträgt der Unterrichtsausfall zwölf Prozent – bei Schülern aus Haushalten mit mehr als 5000 Euro Nettoeinkommen knapp drei Prozent.