Elektronisch aufgeladen
Lali Puna, Ibeyi und The Knife setzen mit ihren neuen Alben Trends in Sachen Electro, Soul und Techno
Auf ihrem fünften Album „Two Windows“(Morr Music/Indigo ) ist der Electropop von Lali Puna tanzbarer. Ob das mit dem Ausstieg von Markus Acher (The Notwist) in Verbindung steht, ist nicht bekannt. Jedenfalls setzt sich die Band nunmehr nur noch aus Sängerin/Keyboarderin Valerie Trebeljahr, Christian Heiß (Keyboard) und Christoph Brandner (Schlagzeug) zusammen. Stellvertretend für ihre neue Ausrichtung sind der energiegeladene Titelsong und das treibende „The Frame“(mit Jimmy Tamborello alias Dntel) zu nennen.
Andererseits lieben Lali Puna minimal-elektronische Experimente („Wear My Heart“) und nachdenkliche Stimmungen wie in „Heads Up High“, ein Song, an dem Keith Tenniswood alias Radioactive Man, auch bekannt als Mitglied von Two Lone Swordsmen, mitgearbeitet hat.
Das französisch-kubanische Duo Ibeyi brilliert auf seinem zweiten Album „Ash“(XL/Beggars Group/Indigo ) mit unwiderstehlichen ElectroSoul-Klängen. Wie schon viele Künstler vor ihnen konnten Lisa-Kaindé und Naomi Diaz die weltpolitischen Geschehnisse nicht ausklammern, als sie neue Songs schrieben. So ist der Titelsong unter dem Eindruck der Präsidentschaftswahl in den USA entstanden. Ibeyi sagen aber auch, dass man aus Asche positive Dinge machen kann und die Hoffnung zuletzt sterbe. Das Thema Frauenrechte wird in einem der schönsten Stücke aufgriffen: Für „No Man Is Big Enough For My Arms“haben sie Teile einer Rede von Michelle Obama, als diese noch First Lady war, gesampelt.
Das Besondere an Ibeyi ist, dass ihr Electro-Soul natürlicher klingt als der der Konkurrenz. Besonders sind ihre Songs auch, weil sie exotische Instrumente wie BatáTrommeln einsetzen, die dann mit technisch verfremdeten Stimmen kombiniert werden („Me Voy“). Zudem singen sie auf Englisch, Französisch und in dem westafrikanischen Dialekt Yoruba. Außergewöhnlich sind auch ihre Gäste: Das beginnt bei dem 36-jährigen Jazz-Saxophonisten Kamasi Washington („Deathless“). Auf ihn folgen die Sängerinnen Meshell Ndegeocello („Transmission/Michaelion“) und Mala Rodríguez („Me Voy“). Zum Schluss macht ihnen der kanadische Pianist/ Rapper/Produzent Chilly Gonzales seine Aufwartung, mit dem Ibeyi den Song „When Will I Learn“(Björk trifft Emiliana Torrini) gezaubert haben.
Sehr der Avantgarde zugewandt sind The Knife, ergo die Geschwister Karin Dreijer Andersson und Olof Dreijer. Ihre Musik, eine Melange aus Electro, Techno und Avantgarde-Pop, ist schräg und ebenso tanzbar wie faszinierend. Nachzuhören auf ihrem Livealbum „Live At Terminal 5“(Rabid/[PIAS] Cooperative/Rough Trade
), das im Frühjahr 2014 in New York mitgeschnitten wurde. Der CD wie auch der LP liegt eine DVD des Konzerts bei, auf der die elfköpfige Tanzkombo zu sehen ist, die mit The Knife auf der Bühne agierte.