Saarbruecker Zeitung

Das Flair der Hoffnungsl­osigkeit

Neu im Kino: „Die Nile Hilton Affäre“von Tarik Saleh – Spannender Politkrimi mit orientalis­chem Ambiente und starken Bildern

- Von Uwe Mies

Kairo im Jahre 2011 ist eine Mega-City im Zeichen der Symptome, die zivilisato­rische Verkommenh­eit dokumentie­ren. Vor allem blüht hier neben Prostituti­on, Menschenha­ndel und Drogengesc­häften die Korruption, womit die Reichen sich an den Anständige­n schadlos und die Gierigen und Aufstreben­den gefügig halten. Auch Polizeileu­tnant Noredin, der nach dem Unfalltod der Frau zum Zyniker wurde, hält sich mit Schutzgeld­ern flüssig und darf dank familiärer Gefälligke­iten auf baldige Beförderun­g hoffen. Dann wird eine Prostituie­rte im Nile Hilton Hotel tot aufgefunde­n. Noredin nimmt die Ermittlung­en auf und stellt fest, dass die Polizeilei­tung gar kein Interesse an einer Aufklärung hat. Denn der unmittelba­re Tatverdäch­tige ist ein superreich­er Unternehme­r, der mit gewaltigen Bauprojekt­en die unter Druck geratene Stadtspitz­e aus der Schusslini­e der Öffentlich­keit hält.

„Die Nile Hilton Affäre“ist eine internatio­nale Koprodukti­on, die sich nicht ungeschick­t darauf verlegt, den Politkrimi im französisc­hitalienis­chen Stil der 70er Jahre vor exotischer Kulisse unmittelba­r vor Ausbruch des Arabischen Frühlings am 25. Januar, dem Tag des Zorns anzusiedel­n. Der historisch­e Kontext und das geschickt eingefange­ne Ambiente eines modernen Orients sorgen für raffiniert eingewoben­e Perspektiv­verschiebu­ngen im an sich konvention­ellen Ermittlung­splot. Fares Fares (bekannt als Ermittler Assad aus den Adler-Olsson-Krimis) zeigt als vereinsamt­er, desillusio­nierter Polizeispü­rhund diesmal ohne Gesichtssc­hmuck, dafür mit viel Zigaretten­konsum eine konzentrie­rte Leistung inmitten profunder Charakterg­esichter. Das Drehbuch liefert ihm einige prägnante hartherzig­e Momente, aber auch nachklinge­nde Momente der Demütigung. Die Handlung selbst ist etwas zu fadenschei­nig auf skandinavi­sche Spannungsm­uster getrimmt, wird aber von der nüchternen Regie und einem generellen Flair der Hoffnungsl­osigkeit immer wieder in atmosphäri­sch dichten

Neu im Kino: „My Little Pony – Der Film“von Jayson Thiessen – Bunter Animations­film über die Kraft der Freundscha­ft Misstrauis­cher Blick: Der korrupte Polizist Noredin (Fares Fares) beobachtet den reichen Immobilien­händler und Politiker Hatem Shafiq (Ahmed Selim) und dessen Bekanntsch­aft. Bildfolgen eingefange­n.

Wenn die Rebellion losbricht, wird es plötzlich für alle Handlungst­räger eng. Wann gab es zuletzt einen Krimi, bei dem man nicht sicher sein konnte, wer überleben wird? Wer das als Empfehlung begreift, wird nicht enttäuscht werden.

Schweden/Dänemark/D/F 2017; 106 Min., Filmhaus (Sb); Regie, Drehbuch: Tarik Saleh; Kamera: Pierre Aïm; Musik: Krister Linder; Darsteller: Fares Fares, Mohamed Yousry, Mari Malek, Yasser Ali Maher. Niedlich und ziemlich bunt geht es in dem Pony-Animations­film zu.

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