Diese Hürden lauern beim Anbieterwechsel
Viele Menschen besitzen noch veraltete Mobilfunkverträge. Wer auf der Suche nach neuen Angeboten ist, muss einige Punkte beachten.
BERLIN/DÜSSELDORF (dpa) Jeder dritte Mobilfunkvertrag in Deutschland läuft bereits länger als drei Jahre – und ist damit vermutlich zu teuer für die gelieferte Leistung. Das hat eine Untersuchung des Portals finanztip.de ergeben. Wer nicht für veraltete Leistungen zahlen will, sollte deswegen spätestens alle zwei Jahre überprüfen, was der Markt oder das Angebot des eigenen Anbieters an Sparmöglichkeiten hergibt.
Die Mobilfunkanbieter reagieren meist jedoch erst, wenn Kunden kündigen oder eine Kündigung androhen. Oft gibt es erst dann ein günstigeres Angebot. Falls nicht, lohnt sich nicht nur die Suche nach einem besseren Tarif, sondern vielleicht auch nach einem neuen Anbieter.
Innerhalb der Vertragslaufzeit zahlen Nutzer bei einem sofortigen Tarifwechsel doppelt. „Bevor Sie bei einem neuen Anbieter unterschreiben, sollten Sie also die Laufzeit des alten Vertrags kontrollieren“, rät Bettina Seute vom Telekommunikationsportal teltarif.de. Unter Umständen kann sich ein Wechsel trotzdem lohnen, etwa bei Tarifen mit geringen Grund-, aber hohen Nutzungsgebühren. Halten Nutzer die Kündigungsfrist nicht ein, verlängern sich viele Verträge automatisch um zwölf Monate. „In der Regel kann man bis zu drei Monate vor dem Vertragsablauf kündigen“, sagt Seute.
„Seit Oktober 2016 reicht es grundsätzlich aus, die Kündigung per E-Mail zu verschicken“, ergänzt Christine Steffen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Man kann den Anbieter um eine Bestätigung bitten. Wer auf der sicheren Seite sein will, sollte zusätzlich einen Brief per Einschreiben schicken. Der Anbieter darf das aber nicht verlangen, damit die Kündigung wirksam wird. „Wenn die Zeit drängt und man nicht auf die Bestätigung des Anbieters warten kann, kann der Zustellnachweis als Sicherheit dienen“, sagt Steffen.
Mittlerweile gibt es Tarife, die Kunden monatlich kündigen können. Der Vorteil: „Sie können flexibler auf Marktentwicklungen reagieren“, erklärt Bettina Seute. Also etwa schneller den Tarif wechseln, wenn ein attraktiveres Angebot verfügbar ist. Oder monatlich Zusatzangebote ab- oder hinzuzubuchen. „So können Verbraucher den Vertrag besser an ihr Nutzungsverhalten anpassen“, sagt Christine Steffen.
Im Geschäft besteht die Gefahr, dass versierte Verkäufer auf den schnellen Abschluss eines Vertrages drängen, den man eigentlich nicht abschließen wollte. „Verbraucher sollten sich möglichst immer etwas Bedenkzeit erbeten. Dann können sie die Vertragskonditionen in Ruhe prüfen“, rät Steffen. Allerdings geben einem die Mitarbeiter die Unterlagen oft nicht mit nach Hause. Eine Stichprobe der Stiftung Warentest zeigt: In den Läden von sechs Mobilfunkanbietern war die Beratung nirgends gut.
Vorsicht ist auch geboten, wenn der neue Anbieter ein Handy zum Vertrag anbietet. „Meist zahlt der Kunde das Gerät indirekt über
Bettina Seute Telekommunikationsportal teltarif.de den Tarif“, sagt Bettina Seute. In der Regel sei es besser, sich ein Neugerät unabhängig vom neuen Tarif zu kaufen. „Oft kommt man über die komplette Laufzeit dann insgesamt günstiger weg.“
Um sich einen Überblick im Tarifdschungel zu verschaffen, können Vergleichsportale helfen. „Verbraucher sollten immer mehrere nutzen“, rät Steffen. Einige Plattformen zeigen die monatlichen Durchschnittskosten für Tarif plus Neugerät. So können Verbraucher leichter günstige Angebote identifizieren. Ein kritischer Blick lohnt sich, denn manche Angebote sind nur die ersten drei Monate besonders günstig. Dann verteuert sich der Tarif für die restlichen 21 Monate. „Auch wenn der Tarif günstig erscheint, sollten Verbraucher die Konditionen der angebotenen Leistungen genau vergleichen“, rät Seute.
„Bei einem Wechsel sollte der Kunde unbedingt auf die Netzabdeckung achten“, fügt sie hinzu. Die kann man beim Anbieter abfragen oder online über Karten die Hauptnutzungsorte überprüfen. Wer sich ganz sicher sein will, kauft vorab eine Prepaid-Karte des Anbieters und kann so die Netzabdeckung selbst kontrollieren.
Wenn Kunden etwa Freiminuten oder Flatrates nicht ausnutzen, bietet sich manchmal ein Tarifwechsel beim eigenen Anbieter an. Bucht man weniger Leistungen zu einem geringeren Preis, ist das meist kostenpflichtig. Das rentiert sich daher nicht immer, wie eine Rechnung von teltarif.de zeigt. Beträgt die Wechselgebühr knapp 50 Euro und die verbleibende Laufzeit mindestens noch ein Jahr, müsste der Kunde mindestens vier Euro pro Monat im neuen Tarif sparen, damit sich die frühzeitige Umstellung überhaupt lohnt. „Je kürzer die Vertragslaufzeit ist und je höher die Gebühr, umso unattraktiver wird der Tarifwechsel“, sagt Seute.
„Verbraucher sollten vor dem Wechsel darauf achten, welche Leistungen sie überhaupt nutzen“, rät Christine Steffen. Wer überwiegend über Kurznachrichtendienste kommuniziere, brauche etwa nicht unbedingt eine SMS-Flatrate, dafür aber eventuell mehr Datenvolumen. Wollen Verbraucher LTE nutzen, sollten sie prüfen, ob ihr Gerät die Technologie unterstützt. „Geräte und Tarif müssen aufeinander abgestimmt sein“, sagt Seute.
„Bevor Sie bei einem
neuen Anbieter unterschreiben, sollten Sie die Laufzeit des alten Vertrags kontrollieren.“