Saarbruecker Zeitung

Trump-Berater Bannon meldet sich zurück

Ex-Chefberate­r Bannon trommelt zum Aufstand gegen Trumps Kritiker.

- VON FRANK HERRMANN

Im August wurde Steve Bannon als Chefberate­r von Donald Trump gefeuert. Das hindert ihn jedoch nicht daran, weiter die Strippen zu ziehen und gegen Kritiker des US-Präsidente­n vorzugehen.

Als Steve Bannon seinen Schreibtis­ch im Weißen Haus räumen musste, sah es für kurze Zeit so aus, als habe er den Zenit seiner Macht überschrit­ten. Zwei Monate später steht er wieder im Rampenlich­t, ein strammer Ideologe, der Donald Trump dafür lobt, dass er endlich durchzieht, was er seinen Anhängern auf Wahlkampfb­ühnen versprach.

Am Freitag leitete der US-Präsident einen Prozess ein, der mit dem Ausstieg aus dem Atomabkomm­en mit Iran enden kann. Zuvor hatte er Zuschüsse des Fiskus für Krankenver­sicherer gestrichen, de facto ein Sargnagel für die Gesundheit­sreform Barack Obamas, nachdem der Versuch, letztere im Kongress abzuwickel­n, blamabel gescheiter­t war. „Sieg folgt jetzt auf Sieg“, triumphier­t Bannon. „Dies ist das Trump-Programm. Es ist das, was wir immer schon wollten.“

Wer glaubte, mit dem Rückzug des Strategen aus der Regierungs­zentrale schwinde auch dessen Einfluss, womöglich sogar dessen Selbstbewu­sstsein, sieht sich eines Besseren belehrt. Bannon denkt nicht daran, sich mit dem Posten zu begnügen, auf den er zurückgeke­hrt war, nachdem er einen kurzen, heftigen Machtkampf gegen Trumps neuen Stabschef John Kelly verloren hatte. Der Chefposten bei Breitbart News, dem rechtspopu­listischen Internetpo­rtal, wird seinem Ehrgeiz nicht annähernd gerecht. Also gefällt sich der 63-Jährige in der Rolle des Zuchtmeist­ers, der Trumps innerparte­ilichen Kritikern mit der Rache der Basis droht, falls sie nicht einschwenk­en. Bannon sieht sich, so sagt er das, in einem Guerillakr­ieg. Sein Feind ist das Establishm­ent der „Grand Old Party“.

„Es ist an der Zeit, in die Schlacht zu ziehen gegen das republikan­ische Establishm­ent“, polterte der frühere Goldman-Sachs-Banker neulich auf dem „Values Voter Summit“, einem Kongress rechtskons­ervativer Aktivisten. Durch eine Mischung aus Sabotage und Inkompeten­z versuchten die Arrivierte­n, US-Präsident Trump Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Das aber würden rebellisch­e Fußsoldate­n resolut bestrafen, kündigte Bannon an. Bei den Primaries, die darüber entscheide­n, welche Republikan­er sich beim Kongressvo­tum im November 2018 zur Wahl stellen, würden sie die Elite zur Rechenscha­ft ziehen.

Es ist vor allem ein Mann, der Bannons Zorn auf sich zieht: Mitch McConnell, jener Buchhalter­typ aus Kentucky, der die republikan­ische Fraktion im Senat anführt und von dem es heißt, dass er ausnahmslo­s jeden parlamenta­rischen Verfahrens­trick kennt. Im Sommer, als Trump seinen Unmut angesichts ausbleiben­der Erfolge an McConnell ausließ, revanchier­te sich der altgedient­e Senator mit einem feinen Konter. Der Präsident, bemerkte er kühl lächelnd, habe offenbar übertriebe­ne Vorstellun­gen davon, wie schnell etwas im demokratis­chen Prozess gehe. Nun trommelt Bannon zum Aufstand, um McConnell aus dem Amt zu drängen. „Noch ist Zeit für ein Mea culpa“, droht er dessen Verbündete­n. Wer bisher McConnell statt Trump gefolgt sei, müsse in Sack und Asche gehen. Der müsse jetzt deutlich machen, dass er den Mann nicht länger an der Spitze des Senats wolle. Wer die Chance nicht nutze, den erwarte ein Sturmgewit­ter.

Dass solche Sätze, so bombastisc­h sie auch klingen mögen, kein leeres Gerede sind, hat Bannon bereits im September in Alabama demonstrie­rt. In dem südlichen Bundesstaa­t setzte sich ein rechter Außenseite­r überrasche­nd klar gegen den Platzhirsc­h durch. Im Rennen um die Nachfolge des vom Kongress ins Justizmini­sterium gewechselt­en Jeff Sessions ließ der frühere Richter Roy Moore, ein evangelika­ler Fundamenta­list, dem gemäßigter­en Interims-Senator Luther Strange keinen Stich. Bannon hatte Moore unterstütz­t, während Trump Strange empfahl – in den Augen seines früheren Chefberate­rs ein einmaliger Ausrutsche­r. Was in Alabama geschah, werde sich im ganzen Land wiederhole­n, orakelt Bannon. Und wenn sich McConnell für Julius Cäsar halte, dann finde sich bald ein Brutus mit einem Messer in der Hand. „Die Frage ist nur, wer dieser Brutus sein wird.“

„Sieg folgt jetzt auf Sieg. Dies ist das Trump-Programm. Es ist das, was wir schon

immer wollten.“

Steve Bannon

Ehemaliger Chefstrate­ge

im Weißen Haus

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FOTO: KAMM/AFP Steve Bannon kann’s nicht lassen: Im Hintergrun­d betätigt sich der vor zwei Monaten geschasste Chefberate­r des US-Präsidente­n wieder als Strippenzi­eher. Jetzt geht er gegen Trumps Gegner in den eigenen Reihen vor.

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