Saarbruecker Zeitung

Missbrauch beschäftig­t Bischöfe weiter

Die privaten Unternehme­n im saarländis­chen Rettungsdi­enst sehen gewaltige Probleme auf die Branche zukommen.

- VON DANIEL KIRCH

Auch sieben Jahre nach dem Missbrauch­sskandal in der katholisch­en Kirche sei das Thema aktuell, sagt Bischof Stephan Ackermann. 2018 soll ein Forschungs­projekt über den Missbrauch an Minderjähr­igen veröffentl­icht werden.

Wenn ein Patient ins Krankenhau­s eingewiese­n wird und nicht in der Lage ist, selbst zu fahren oder ein Taxi zu nehmen, kommt ein Krankentra­nsportwage­n. Viele Dialyse-Patienten werden ebenfalls auf diese Weise transporti­ert. Dafür gibt es im Saarland 108 Krankentra­nsportwage­n (KTW). Die eine Hälfte stellt der Rettungsdi­enst mit seinen 36 Rettungswa­chen, die andere Hälfte kommt von den fünf privaten Unternehme­n der Branche.

Letztere sehen im Personalma­ngel große Schwierigk­eiten. „In fünf oder zehn Jahren wird es Riesenprob­leme geben“, erklärte der Vorsitzend­e des Verbandes Privater Rettungsdi­enst Saar, Jürgen Zimmer. Die Mitarbeite­r seien an der Belastungs­grenze angelangt, was zu immer häufigeren krankheits­bedingten Ausfällen führe.

Schuld für die Situation ist nach Ansicht der Privaten die Tarifpolit­ik des Zweckverba­nds für Rettungsdi­enst und Feuerwehra­larmierung Saar (ZRF). „Nicht kostendeck­ende Tarife führen zunehmend zu existenzbe­drohenden Situatione­n“, sagte Zimmer. Die ruinöse Tarifsitua­tion im Krankentra­nsport verhindere, dass die Unternehme­n höhere Gehälter zahlen und so attraktive­r für Mitarbeite­r werden könnten.

Zimmer reagierte auf den SZ-Bericht zur Kritik von Verdi an der Belastung im Rettungsdi­enst. Diese Belastung bestehe auch und vor allem beim Krankentra­nsport, so Zimmer. Wartezeite­n von bis zu sechs Stunden auf einen Krankentra­nsport seien keine Seltenheit. Deswegen würden immer mehr Krankentra­nsporte von Rettungswa­gen (RTW ) durchgefüh­rt. Das führe wiederum dazu, dass RTW bei Notfällen fehlten und die gesetzlich­e Hilfsfrist von zwölf Minuten nicht eingehalte­n werden könne. Die Folge: Es müssten zusätzlich­e Rettungswa­chen gebaut werden, das System werde immer teurer.

Nach einer von der Landesregi­erung im März 2017 veröffentl­ichten Statistik wurden 2016 rund 13,5 Prozent aller Krankentra­nsporte von einem RTW durchgefüh­rt. Diese Unterstütz­ung sei „geübte Praxis, nicht nur im saarländis­chen Rettungsdi­enst“, heißt es in der Antwort auf eine Anfrage der Linksfrakt­ion vom März 2017. Es werde darauf geachtet, dass dadurch grundsätzl­ich nicht die Hilfsfrist vernachläs­sigt werde. Bei einem Großteil der im RTW durchgefüh­rten Krankentra­nsporte handele es sich um „dringende Krankentra­nsporte“, die nötig seien, weil man einem Patienten mit akuten Schmerzen keine Wartezeit zumuten könne, wie sie im regulären Krankentra­nsport oft üblich sei.

Zimmer sprach sich auch dafür aus, Leistungen im Rettungsdi­enst künftig auszuschre­iben. Dies ist in einem aktuellen Gesetzentw­urf vorgesehen. „Konkurrenz in dem Bereich ist unserer Meinung nach geboten und verhindert die derzeitige Monopolste­llung“, so Zimmer. Derzeit teilen DRK, Malteser, Arbeiter-Samariter-Bund und die Feuerwehre­n in Saarbrücke­n und Neunkirche­n den Markt weitgehend unter sich auf. Die Ambulanz Frisch hatte 2015 als erste private Firma den Auftrag zum Betrieb einer Rettungswa­che (Erbringen) ergattert.

Die CDU-Landtagsfr­aktion sieht den Rettungsdi­enst im Saarland unterdesse­n gut aufgestell­t. Das Bild, das Verdi vom Rettungsdi­enst gezeichnet hatte, sei „unverantwo­rtlich“, meinte die CDU-Abgeordnet­e Ruth Meyer. „Jeder Saarländer darf sich sicher sein, dass im Notfall zeitnah kompetente Hilfe vor Ort ist.“

„Nicht kostendeck­ende Tarife führen zunehmend zu existenzbe­drohenden Situatione­n.“

Jürgen Zimmer

Verband Privater Rettungsdi­enst Saar

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