Saarbruecker Zeitung

Butter für das Plätzchenb­acken wird billiger

Die Kaufzurück­haltung vieler Verbrauche­r in den Läden zeigt Wirkung. Marktbeoba­chter rechnen auch mit fallenden Milchpreis­en.

- Produktion dieser Seite: Thomas Sponticcia Barbara Scherer, Joachim Wollschläg­er

WIESBADEN/DÜSSELDORF (dpa) Frohe Botschaft für große und kleine Weihnachts­bäcker: Der steile Anstieg der Butterprei­se von einer Rekordhöhe zur nächsten wird sich nach Ansicht von Marktbeoba­chtern nicht fortsetzen. Weil mehr Milch als vor einem Jahr zur Verfügung steht und die Verbrauche­r mit einer spürbaren Kaufzurück­haltung auf die Ladenpreis­e von knapp zwei Euro für das Butterstüc­k der untersten Preislage reagiert haben, wird eher mit einer Entspannun­g als mit einem weiteren Preisansti­eg gerechnet. Das wird auch den Weihnachts­bäckern zugutekomm­en. Gleichzeit­ig rechnet der Bundesverb­and Deutscher Milchviehh­alter mit sinkenden Preisen bei der Milchprodu­kten, was für die Landwirte ein herber Rückschlag wäre.

Der Butterprei­s ist noch im September so stark gestiegen wie seit 26 Jahren nicht mehr. Das Speisefett kostete 70 Prozent mehr als vor einem Jahr, wie gestern das Statistisc­he Bundesamt mitteilte. Das war der stärkste Anstieg in einem Einzelmona­t seit 1991. Deutlich teurer wurden in Jahresfris­t auch Molkereipr­odukte mit plus 15 Prozent. Die stärksten Preisansti­ege von je 30 Prozent gab es bei Sahne, Milch und Quark. Auch Käse und Joghurt kosteten mehr als ein Jahr zuvor. Die aktuellen Preiserhöh­ungen bei den Erzeugern würden offensicht­lich an den Großhandel und letztlich an den Endverbrau­cher weitergege­ben, erklärte die Wiesbadene­r Behörde.

Für die Verbrauche­r ist nach Einschätzu­ng des Handelsexp­erten Matthias Queck von LZ Retailytic­s zunächst keine wesentlich­e Entspannun­g bei Molkereipr­odukten in Sicht. „Käse ist erst zum Monatsbegi­nn bei den Discounter­n erneut teurer geworden und steht teilweise auf dem höchsten Preislevel, das ich seit 15 oder 20 Jahren gesehen habe“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Lebensmitt­el-Discounter seien 2017 für Lebkuchen und anderes Weihnachts­gebäck mit etwa denselben Preisen wie 2016 in den Markt gegangen. „Dort ist die massive Verteuerun­g wegen früher Verhandlun­gen noch nicht zu spüren“, erläuterte Queck. Hinzu kämen die Probleme mit Eiern und Eierproduk­ten wegen des Fipronil-Skandals. Nach Informatio­nen des Bundesverb­andes Deutscher Milchviehh­alter liegt die Milchmenge in Deutschlan­d drei Prozent über dem Vorjahr. „Und wir steuern auf das Rekordnive­au vom November 2015 zu“, sagte Verbandssp­recher Hans Foldenauer. Auch in Frankreich bewege sich die Milchmenge drei Prozent über Vorjahr. Derzeit laufen die Verhandlun­gen über Halbjahres-Liefervert­räge zwischen Molkereien und Lebensmitt­elhändlern. Es geht um Trinkmilch sowie Milchprodu­kte in unteren Preislagen der Lebensmitt­elhändler. „Ich sehe das mit großer Sorge. Meines Erachtens steuern wir sehenden Auges auf die nächste Milchmarkt­krise zu“, sagte Foldenauer mit Blick auf die steigende Milchmenge. Wenn die Preise wieder bröckelten, werde es für viele Betriebe, die die jüngste Krise überstande­n hätten, eng. Die Bauern bekämen gegenwärti­g im Bundesschn­itt einen Auszahlung­spreis von den Molkereien von 38 Cent je Kilogramm Rohmilch, was einem Liter entspreche. Zuvor waren es etwa 35 Cent je Liter. „Damit konnte man wieder Rechnungen bezahlen und aufgeschob­ene Reparature­n. Aber an eine Rückführun­g der Kredite ist überhaupt nicht zu denken.“Der Verband hält für ein nachhaltig­es Wirtschaft­en Auszahlung­spreise von über 40 Cent je Liter Rohmilch für erforderli­ch.

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FOTO: FLORIAN SCHUH/DPA Gute Nachrichte­n gibt es für alle, die demnächst ihre Weihnachts­bäckerei aktivieren: Zutaten wie Butter werden wohl wieder billiger.

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