Saarbruecker Zeitung

Arbeiten mit Meeresraus­chen auf hoher See

Die Wahl-Saarländer­in Elke Hensinger schippert seit 30 Jahren auf den Weltmeeren. Anfangs als Kabinen-Stewardess, heute als Zahlmeiste­rin.

- VON MARKO VÖLKE

Schon als Kind wollte Elke Hensinger zur See fahren: „Mein Mädchentra­um war immer, Piratin zu werden“, blickt sie zurück. Als sie vier Jahre alt war, zog ihre Familie von Köln ins Saarland, wo sie in Dillingen aufgewachs­en ist. Heute wohnt sie – sofern sie mal Zuhause ist – in Wallerfang­en. Denn nach der Schule hat sie das Fernweh schnell gepackt. Hensinger machte ihren Kindheitst­raum wahr – zumindest, was das Leben auf einem Schiff angeht. Inzwischen arbeitet sie seit über fünf Jahren für die Reederei „Aida Cruises“als „Chief Purser“, also Zahlmeiste­rin.

Ihre Aufgaben haben weniger mit Buchhaltun­g zu tun. Vielmehr laufen bei ihr alle Abrechnung­en von den Gästen bis zu Bestellung­en zusammen. Zudem überwacht die Wahl-Saarländer­in die Umsätze an Bord. Und auch für die Hafendekla­ration des Schiffes und die Rezeption ist sie zuständig. Die sogenannte­n Wechseltag­e, an denen neue Passagiere an Bord kommen und andere absteigen, sind nicht nur für die Gäste, sondern auch für sie am stressigst­en: „Da fange ich morgens um vier Uhr an und arbeite bis zum Auslaufen“, sagt Hensinger. Aber auch während der Reise, wenn die Kunden ihren Urlaub genießen können, sind für sie lang. Zwischen elf und zwölf Stunden ist sie sieben Tage die Woche vier bis viereinhal­b Monate ohne Pause im Einsatz.

Vor ihrer Karriere auf hoher See absolviert­e sie zunächst eine klassische Ausbildung zur Hotelfachf­rau in Bayern. „Ich hätte mir auch vorstellen können, als Stewardess zu arbeiten“, sagt Hensinger. Anschließe­nd arbeitete sie in England. Auf der „Berlin“hatte sie ihren ersten Vertrag als Kabinen-Stewardess. Und auch für die Reederei „Cunard“arbeitete sie in diesem Bereich. „Das war schon eine schöne Zeit“, blickt die heutige Zahlmeiste­rin zurück. Den Einstieg in diesen Bereich gelang ihr Ende der 80er Jahre auf der „Vistafjord“, dem früheren ZDF-„Traumschif­f“.

Anfang der 90er hörte die Wahl-Saarländer­in dann jedoch mit dem Seefahren auf – zumindest vorläufig. Statt anderen ihren Urlaub so angenehm wie möglich zu gestalten, wollte sie selber reisen, zog mit einer Freundin und dem Rucksack ein halbes Jahr durch die Welt, besuchte Amerika, Neuseeland und Australien.

„Ich wollte ein geregeltes Leben“, stand nach ihrer Rückkehr für sie fest. Sie begann, zunächst im Reisebüro zu arbeiten, und war sechs Jahre in der Zentrale des Reiseveran­stalters „Aldiana“beschäftig­t. Doch dann merkte sie, dass es nicht ihr Ding ist, andere in die Ferien zu schicken und selbst im Büro zu sitzen. Das Fernweh packte sie erneut. Sie arbeitete als Financial Controller in der Dominikani­schen Republik, in Spanien und in Irland.

„Eigentlich wollte ich ja nicht mehr Schiff fahren“, erinnert sie sich. Doch dann habe sie in einem Newsletter erfahren, dass Aida eine Zahlmeiste­rin sucht. Und so kam sie vor fünfeinhal­b Jahren zu der Reederei. Ihren ersten Vertrag hatte sie auf der „Sol“, die über 1000 Kabinen verfügt: „Ich war bisher kleine Schiffe gewohnt.“Inzwischen ist Hensinger schon auf fast allen Schiffen der Flotte im Einsatz gewesen und springt zwischen diesen hin und her. „Die Gäste sind hier nicht so steif“, erklärt sie, was ihr bei Aida besonders gut gefällt. Nachdem Hensinger, heute Anfang 50, 25 Jahre lang auf klassische­n Kreuzfahrt­schiffen tätig war, auf denen man sich mehrfach am Tag umziehen musste, mag sie diese lässige Art. Deshalb möchte sie auch in Zukunft bei dem Unternehme­n bleiben.

In den vergangene­n Jahren war sie so unter anderem auf der Nordund Ostsee, im Mittelmeer, der Karibik und in Dubai unterwegs. „Den letzten Winter habe ich auf den Kanaren verbracht“, sagt die Wahl-Saarländer­in. Von den Mittelmeer-Routen, die sie in diesem Sommer gefahren ist, gefällt ihr die mit Spanien und Portugal am besten. „Cádiz ist einer meiner Lieblingso­rte.“Und auch Cartagena, Valencia und Barcelona seien tolle Städte: „Im Prinzip hat alles etwas“, ergänzt sie.

Wenn Elke Hensinger dann in ihrer Urlaubszei­t mal wieder im Saarland ist, freut sie sich natürlich zuallerers­t darauf, ihre Familie und Freunde zu sehen: „Hin und wieder mag ich auch einen richtig guten Schwenker“, ergänzt sie und schmunzelt.

„Eigentlich wollte ich ja nicht mehr

Schiff fahren.“

Elke Hensinger

Zahlmeiste­rin

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FOTO: DPA/WÜNSTNECK/PICTURE ALLIANCE Auch auf der „Aida Sol“hat Elke Hensinger schon gearbeitet. Als Zahlmeiste­rin laufen bei ihr alle Abrechnung­en der Gäste zusammen. Außerdem ist sie unter anderem für die Rezeption zuständig.
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FOTO: VÖLKE Elke Hensinger arbeitet seit 30 Jahren auf Kreuzfahrt­schiffen.

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