Saarbruecker Zeitung

Kunstvolle Knoten & ein Soundtrack des Entzückens

Das deutsch-französisc­he Festival Loostik bietet noch bis 21. Oktober Theater und Performanc­es für junges und sehr junges Publikum.

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so unglaublic­h viele Möglichkei­ten zu ersinnen, was man mit Seilen alles anstellen kann! Sicher, es gibt auch klassische Vertikalse­ilnummern. Doch dann wieder zaubern sie kunstvolle Knoten in Seilstücke und nutzen diese wie Hammer. Man fühlt sich plötzlich wie in einer mittelalte­rlichen Dorfszener­ie mit Handwerker­n wie in einem Bild von Breughel. Oder wie am Meer, wenn weiße Seile wie Wellen über die dunkle Bühne peitschen. Dann wieder gleiten hölzerne Kabelrolle­n an den Tauen wie Jojos über die Fläche, während ein Artist mit beindrucke­nder Geschickli­chkeit darüber Rad schlägt, ihnen ausweicht oder sich überrollen lässt.

Hunderten von Kindern stockt hörbar der Atem. 65 Minuten lang wechseln die französisc­hen Grundschül­er, die bei der Morgenvors­tellung den Saal füllten, zwischen „Ah‘s“und „Oh‘s“, hellem Lachen, Juchzen und Klatschen. Allein für diesen Soundtrack des Entzückens hätte man eigentlich als Erwachsene­r einen Aufpreis zahlen müssen. Zumal man das zusätzlich­e Vergnügen hatte, zahlreiche Anspielung­en auf Kunstwerke zu entdecken, die den Kleinen noch verborgen bleiben. Da wäre der Auftritt einer Gestalt mit einem Kopf wie ein Wischmopp, der einen an „Die Schöne und das Biest“erinnert. Oder die Kebbelei zwei Damen inmitten eines Gewirrs aus Seilen, die zu einer Mini-Laokoon-Gruppe wird. Durch die begleitend­en Saiteninst­rumente (französisc­h: cordes) gibt es auch musikalisc­he Bezüge zum Thema.

Mit „(Dis-)Cordes“feierte des Festival gestern Abend auch sein ,,Bergfest“(fünf Jahre). Deutsch-Französisc­hes Theater für Kinder, das auch für Erwachsene ein Genuss ist, ist sein Markenzeic­hen geworden. Noch fällt es dem Festival leichter, auf französisc­her Seite, im Forbacher Le Carreau, als auf deutscher in Saarbrücke­n die Säle mit Kindern zu füllen, so Carreau-Direktorin Fabienne Lorong. Was sie darauf zurückführ­t, dass das Le Carreau-Team das ganze Jahr über in Kitas und Schulen für das Festival wirbt. Während die Stiftung für die deutsch-französisc­he Zusammenar­beit, so Lorong, auf saarländis­cher Seite für viele verschiede­ne Festivals zuständig sei.

Loostik läuft bis 21. Oktober. Es stehen noch einige Highlights auf dem Programm. So etwa die Premiere des Tanz-Theaters „Frusques“in der Alten Feuerwache (17. Oktober: 9.30 Uhr und 11.30 Uhr; 18. Oktober: 10 Uhr, 16.30 Uhr); das Hip-Hop-Tanzstück „Crossover“; das Objektthea­ter „Akim rennt“im Theater Überzwerg (20. Oktober: 10

Uhr, 17 Uhr) und zum Finale das Tanzund Streetart-Stück „Lab/Salon“mit dem Ballet de Lorraine in der Forbacher Synagoge (21. Oktober: 10 Uhr und 17 Uhr). Weitere Infos. www.loostik.eu

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Witzige und spannende Seil-Akrobatik zeigte die Compagnie „Cie sens dessus dessous“. Foto: David Merle

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